Die Masse der einschlägigen Verlage war im östlichen Teil des Deutschen Reiches ansässig; es führt Berlin vor Leipzig und Dresden. Für den württembergischen Pflichtexemplarbereich konnten gerade vier Serien ermittelt werden; die Angaben im Katalog der Württ. Landesbibliothek und in der Bibliographie ergänzen sich zum Teil:
Bunte Sammlung interessanter Erzählungen. - Heilbronn : Otto Weber. - 1 [1907] - 120 [1926]. - Signatur: d.D. oct. K. 2504. - Bd. 1 des Exemplars der WLB trägt den Titel Eine gefährliche Liebschaft / J. Glaesser (32 S. ; 24 cm), während der Titel in der Bibliographie mit Am Tage der Vergeltung / Theo v. Blankensee [18 cm] angegeben ist. Diese Differenz rührt evtl. daher, daß es (wie in der Bibliographie vermerkt) "von einigen der ersten Hefte ... auch eine Ausgabe im Großformat (gibt)", und offensichtlich Bd. 1 mit zwei verschiedenen Titeln belegt worden war. Folgende Bd. liegen in der WLB im Großformat (24 cm) vor: 1 - 3, 5 - 12. - Die Titelaufnahme für die Serie im Katalog der WLB hat die Fußnote: "Von den Verfassern der einzelnen Bände dieser nur Unterhaltungszwecken dienenden Sammlung sind keine Verweisungen gemacht".
Carmen-Bücher. - Stuttgart : Zimmer. - 15 cm. - 1 [1919]; 2 [1921]; 6 [1921]. - Verschiedene Signaturen. - Während es sich bei den angegebenen Jahren offensichtlich um das Jahr der Pflichtablieferung handelt, datiert die Bibliographie alle Bände mit 1919 und nennt zusätzlich noch Titel zu den Bd. 3, 4 und 7. - Der Verlag bot seine Reihe mit folgender Werbung an: "Wenn Sie ein Freund gediegener Unterhaltungslektüre sind, dann lesen Sie bitte die Carmen-Bücher: sie bringen vom Guten immer das Beste", was man leicht nachvollziehen kann bei Titeln wie Die Mädchenhändler von Batavia.
Feinde ringsum! : Erzählungen aus dem großen Krieg 1914/15 [bzw. /16 und /17] für jung und alt. - Reutlingen : Enßlin & Laiblin. - 22,5 cm. - 1 [1915] - 100 [1917]. - Signatur: Paed.J. oct. K. 254. - Die in der Bibliographie nicht mit Titeln belegten Nr. 79 - 99 fehlen auch in der WLB, so daß man wohl annehmen kann, daß sie nicht erschienen sind und daß der Verlag einen "glatten" Abschluß der Serie mit Bd. 100 fingierte.
Rolf-Serie. - Stuttgart : R. Zimmer. - 1 - 6. Copyright 1919. - Fehlt in der WLB.
Während der Beginn der Berichtszeit der vorliegenden Bibliographie
beim Jahr 1900 in etwa dem Aufkommen dieses Genres entspricht, endet
dieses keineswegs mit dem Jahr 1945. Die Zahl der Serien ist nach 1945
zwar vermutlich geringer, dafür dürften die größeren Serien wesentlich
mehr einzelne Titel enthalten. Auch ist es um die Überlieferung der
Nachkriegsreihen in den Pflichtexemplarbibliotheken offensichtlich
partiell besser bestellt, was man auch daran ablesen kann, daß das GV
zahlreiche einschlägige Sammlungen nachweist. Interessant ist ferner
die Tatsache, daß manche Vorkriegsreihen nach dem Krieg wieder
aufgelegt wurden, wobei sie inhaltlich und ideologisch der neuen Zeit
angepaßt wurden; ein Beispiel dafür ist die Reihe Rolf Torring's
Abenteuer, die es 1930 - 1939 lt. vorliegender Bibliographie auf 445
Nummern brachte und die in der Nachkriegszeit wiedererweckt wurde und
bis 1960 in 265 Nummern erschien.[4]
Auch der Sammler von Heftromanen aus der Nachkriegszeit braucht nicht
auf die Hilfe von Bibliographien zu verzichten. Die Funktion der
beiden folgenden Verzeichnisse ist jedoch vor allem die von
Preiskatalogen zur Orientierung der Sammler und einschlägiger Händler.
So verzichtet z.B. der Allgemeine deutsche Roman-Preiskatalog in den
meisten Fällen auf die Aufführung der Titel zu den Nummern, sondern
gruppiert diese nach Preiskategorien. Genannt sind: Reihentitel (mit
Abbildung des Umschlags), Ort und Verlag, Erscheinungszeit,
Originalpreis, durchschnittliche Seitenzahl, genaue Formatangaben
(auch Formatwechsel), Autoren, dazu häufig knappe Annotationen zu
Inhalt, Nachdrucken (auch in anderen Reihen), Unregelmäßigkeiten in
Zählung etc. Seit der vorliegenden Ausgabe, die in einem neuen Verlag
erscheint, folgen auf den Hauptteil 1. Romanhefte nach 1945 noch 4
weitere, wesentlich kürzere Teile: 2. Romanhefte der ehem. DDR (S. 185
- 196), 3. Romanhefte vor 1945 (S. 199 - 240) mit einem Anhang
Titelbilder (S. 245 - 257), 3. Leihbücher nach 1945 (S. 259 - 349), 5.
Bücher vor 1945 (S. 351 - 357); die beiden letzten Teile betreffen in
der Regel ungezählte Reihen gleichförmig aufgemachter, voluminöser (da
auf dickem Papier gedruckter) Romane, die nicht im allgemeinen Handel
erhältlich waren, sondern speziell für kommerzielle Leihbüchereien
hergestellt wurden. Dazu folgende Anhänge: A. Magazine,
Jugendzeitschriften, B. Fan-Publikationen, C. Anstecknadeln, D.
Autorenpseudonyme.
Der Katalog der österreichischen Romanhefte entspricht seinem
deutschen Gegenstück, führt aber zu jeder Reihe auch die Titel der
Nummern auf. Die Annotationen sind eher noch ausführlicher, so etwa
die zur österreichischen Lizenzausgabe von Rolf Torring's Abenteuer
sowie zu einem kurzlebigen Konkurrenzunternehmen mit dem Titel Rolf
Torring. Während in den ersten drei Auflagen 1985[5], 1987/88 und
1990/91 nur Vorkriegshefte verzeichnet waren, hat die neueste, 4.
Aufl., drei Teile: 1. vor 1945, 2. nach 1945 und 3. Neu- und
Nachdrucke.
Daß sich der Rezensent viel ausführlicher als ursprünglich
beabsichtigt mit dem Komplex der Heftromane beschäftigt hat, liegt
nicht etwa an einem Anfall von Nostalgie, sondern daran, daß damit zu
rechnen ist, daß sich die Germanisten auf der Suche nach immer neuen,
immer abgelegeneren und damit wenig oder gar nicht bearbeiteten
Gebieten, verstärkt auch dieser "Textsorte" zuwenden. Die
Pflichtexemplarbibliotheken sollten also rechtzeitig Vorsorge treffen,
d.h. konservatorische Maßnahmen an diesem auf schlechtem Papier
gedruckten, fragilen Material in Angriff nehmen und andererseits
versuchen, Lücken in der damaligen Pflichtablieferung nachträglich zu
schließen; da die Preise für alte Romanhefte z.T. schwindelerregend
sind, werden Bibliotheken hierbei freilich zuweilen an Grenzen des
Zumutbaren stoßen. Hinweise geben die hier vorgestellten
Bibliographien, insbesondere auch die in den beiden letzteren
zahlreich enthaltenen Annoncen einschlägiger Händler, die ihrerseits
z.T. umfangreiche Angebotskataloge bereithalten.[6] Noch sinnvoller wäre
es allerdings, wenn Bibliotheken und Sammler zum gegenseitigen Nutzen
aufeinander zugingen: erstere sollten ihre Bestände zum Zwecke einer
verbesserten bibliographischen Kontrolle, die nur mit Hilfe der
Spezialisten zu erreichen ist, zur Verfügung stellen, zumal nicht
anzunehmen ist, daß dieses Material bei der retrospektiven
Katalogkonversion voransteht, geschweige denn besser erschlossen
werden wird, als in den jetzingen Zettelkatalogen; die Sammler sollten
eine auf Dauer sichere Archivierung ihrer Sammlungen nicht aus dem
Auge verlieren, die nur in öffentlichen Einrichtungen gewährleistet
ist. Diese müßten sich allerdings bewußt werden, welche "Schätze" sie
schon jetzt hüten.
sh
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