Die Anlage in zwei Hauptgruppen - 1. Allgemeine Literatur zu Künstlerinnen mit weiterer Untergliederung rein formal nach Publikationstypen und 2. Literatur zu den ausgewählten Künstlerinnen, untergliedert nach Jahrhunderten mit knappen biographischen Angaben und Kurzhinweisen auf Werkstandorte - wurde beibehalten, ebenso der ständige Bezug auf die Eintragungen in den gängigsten biographischen Lexika wie Thieme/Becker, Bénézit usw., desgleichen die Beschränkung auf überwiegend anglo-amerikanische Literatur.
Die damals geäußerte Erwartung, daß die Neuauflage mit einer
wirklichen Neukonzeption einhergehen möge, wird bereits nach der
bloßen Durchsicht der 2. Aufl. enttäuscht. Fast alle bei der 1. Aufl.
beanstandeten Mängel gelten unverändert auch für die 2. Aufl. Die
wenigen Veränderungen betreffen das Layout, das dank des technischen
Fortschritts auf dem Gebiet der Textverarbeitung wesentlich verbessert
wurde; auch ein Teil der entstellenden Fehler bei
nicht-englischsprachigen Titeln wurde korrigiert. Die Zahl der damals
berücksichtigten 161 Künstlerinnen wurde um 29 vermehrt und neuere
Literatur nachgetragen. Damit sind die Neuerungen der 2. Aufl. schon
im wesentlichen beschrieben. Das ist allerdings zu wenig, wenn man die
erheblichen Veränderungen und Informationsgewinne auf dem Gebiet der
Bio-Lexikographie der Künstlerinnen in den letzten 15 bis 20 Jahren
bedenkt, die hier konzeptionell überhaupt nicht und materialmäßig nur
bruchstückhaft verarbeitet werden. Zu einem Zeitpunkt, da die
Literatur zu einzelnen Künstlerinnen bereits erhebliches Ausmaß
angenommen hat, immer noch Einträge aus Thieme/Becker und Bénézit zu
zitieren und andererseits umfangreiche, allerdings meist nicht in den
USA erschienene Monographien und sogar Werkausgaben unerwähnt zu
lassen, von unselbständiger Literatur ganz abgesehen, macht diese
Bibliographie fast nutzlos. Die Lückenhaftigkeit und Zufallsauswahl
trifft sogar inzwischen gut bekannte und dokumentierte Künstlerinnen.
Beispielhaft seien aus verschiedenen Epochen erwähnt: Rosalba
Carriera, Angelika Kauffmann, Sonia Delaunay-Terk, Käthe Kollwitz,
Louise Bourgeois. Das gleiche gilt auch für die Standortnachweise zu
Werksammlungen. Für Werke von Käthe Kollwitz etwa werden als Standorte
einzig die Staatlichen Museen in Berlin und das Fogg Art Museum an der
Harvard Universität in Cambridge/Mass. genannt, nicht aber z.B. die
Kollwitz-Sammlung des Kupferstichkabinetts in Dresden oder das
Käthe-Kollwitz-Museum in Köln; ebensowenig werden in der
Literaturübersicht die 1988 bzw. 1985 publizierten Sammlungskataloge
dieser Institutionen aufgeführt. Bei so viel Zufallsprinzip mag es
müßig erscheinen, auch noch auf die Auswahl der berücksichtigten
Künstlerinnen einzugehen. Es genügt, neuere Handlexika wie Reclams
Künstlerlexikon von 1995 aufzuschlagen,[2] um schon auf den ersten
Seiten mit Magdalena Abakanowicz und Marina Abramovic auf zwei
Künstlerinnen zu stoßen, die seit Jahren durch Ausstellungen und
Kunstmarkt hinreichend dokumentiert sind und in der Bibliographie
demnach keine Berücksichtigung finden; die Liste ließe sich fast
beliebig fortsetzen. Vor 20 Jahren mochte es verdienstvoll gewesen
sein, eine persönlichen Prinzipien gehorchende Auswahl als erste
Materialbasis für ein bis dahin eher vernachlässigtes Forschungsgebiet
zu publizieren. Im Jahr 1994 aber nochmals einen bescheidenen
häuslichen Zettelkasten, der weder den heutigen Forschungsstand noch
Forschungsumfang in angemessener und in nachvollziehbaren Kriterien
gehorchender Auswahl präsentiert, als bibliographische Einführung
anzubieten, ist unverzeihlich.
Angela Karasch
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