Letzteres traf auch auf die Verzeichnung der italienischen Exlibris
zu, bis jetzt das vorliegende neue Repertorium die Situation
wesentlich verbesserte, indem es die beiden umfassenden älteren
Verzeichnisse von Bertarelli/Prior (1902) und Gelli (1908) ersetzt.[6]
Als "italienische" Exlibris gelten Braglia solche, die von Personen
und Institutionen in den Grenzen des heutigen italienischen
Staatsgebietes verwendet wurden, unabhängig davon, ob die Personen
Italiener waren oder nicht. Sein groß angelegtes Werk besteht aus dem
Einleitungsteil in Bd. 1: Bemerkungen zum Gegenstand; Abgrenzung zu
anderen Arten der Eigentumskennzeichnung von Büchern, so vor allem den
Supralibros, die er aus seinem Repertorium grundsätzlich ausschließt
und den Siegeln und Stempeln, von denen er eine Auswahl im Anhang
verzeichnet (Bd. 3, T1 - T126); Vorgeschichte der Exlibris;
historischer Überblick an Hand signifikanter Beispiele über die vier
Jahrhunderte italienischer Exlibris (von der Mitte des 16.
Jahrhunderts - Bragaglia datiert das älteste ihm bekannte Exlibris ca.
auf das Jahr 1530[7] - bis zum Ende des 19. Jahrhunderts); Typologie der
Exlibris für einzelne Institutionen; Exkurs über das Sammeln alter
Exlibris. Die von ihm ermittelten 37.289 Exlibris sind nämlich nicht
nur in öffentlichen Bibliotheken (25.427), sondern zu einem nicht
geringen Teil in Privatsammlungen (7142) überliefert, während die
restlichen 4720 aus sekundären Quellen ermittelt wurden. Aus dieser
gewaltigen Zahl hat der Autor 2523 Exlibris ausgewählt und in den Bd.
2 (Nr. 1 - 1251) und 3 (Nr. 1252 - 2523) in chronologischer Folge
abgebildet (die Abbildung fehlt, wenn nach einer Quelle ohne Abbildung
zitiert wird). Die Abbildung erfolgt in der Regel in der
Originalgröße; mußte verkleinert werden, so ist der
Verkleinerungsfaktor als Bruch angegeben. Die Exlibris werden nach
folgendem Raster beschrieben: laufende Nummer, Entstehungsjahr
(vielfach nur als Ca.-Angabe), Name des Besitzers bzw. der
Institution, biographische Angaben zum Besitzer (als wichtigster
Quelle für die Datierung des Exlibris), Text des Exlibris, Typ
(figürlich, Monogramm, Wappen etc.), Beschreibung des Bildes, Format,
Reproduktionstechnik, Belege in der Literatur (vor allem in den beiden
oben genannten Verzeichnissen, dazu in vielen anderen, deren
Zitierform in einer langen Liste der Quellenliteratur in Bd. 1, S. 213
- 228 aufgelöst ist), Provenienz.
Das Repertorium wird durch 9 Register erschlossen, die den größeren
Teil von Bd. 1 (S. 229 - 559) einnehmen: 1. Generalregister der
Eigentümer (natürliche Personen und Körperschaften); 2. der Personen
bzw. 3. der Körperschaften im Ortsalphabet; 4. nach Titel, Beruf etc.
der Personen; 5. nach Typen von Körperschaften; 6. der Textanfänge der
Inschrift; 7. der Motti; 8. der Künstler und Firmen (mit einem Anhang,
in dem Lebensdaten der Künstler und Fundstellen in Künstlerlexika
genannt werden); 9. der Abbildungen (nur von Exlibris ohne Text).
Mit diesem Repertorium, das nicht umsonst in einer Grandi opere
betitelten Reihe erscheint, verfügt Italien über ein umfassendes
Nachschlagewerk seiner alten Bücherzeichen, dessen Nutzen nicht
zuletzt in dem durch vielfältige Register erschlossenen, vorzüglich
gedruckten Abbildungsteil besteht.
sh
- [1]
- Lexikon der Buchkunst und Bibliophilie / hrsg. von Karl Klaus
Walther. - 1988, S. 169. - Vgl. ABUN in ZfBB 36 (1989),3, S. 239
- 242.
(zurück)
- [2]
- 1891 Ex-libris Society (Großbritannien), 1891 Exlibris-Verein
(Deutschland), 1893 Société Fran‡ais de Collectioneurs d'Ex-libris
(Frankreich), 1896 American Book-plate Society (USA). Die
Mitgliedschaft dieser Gesellschaften war international, so daß es in
Italien zunächst nicht zur Gründung einer eigenen nationalen
Exlibrisgesellschaft kam.
- Zur Geschichte des deutschen Vereins in den ersten ca. 50 Jahren
seines Bestehens vgl. die jüngst erschienene, auf einer Bochumer
Dissertation beruhenden Darstellung Der Deutsche Exlibris-Verein 1891
bis 1943 : seine Geschichte im Kontext von Exlibrisbewegung und
Exlibriskunst vornehmlich in Deutschland / Henry Tauber.
- Frankfurt/Main : Deutsche Exlibris-Gesellschaft, 1995. - 509 S. :
Ill.
; 30 cm. - (Jahrbuch / Deutsche Exlibris-Gesellschaft ; 1995). - DM
150.00 zzgl. DM 10.00 (Porto).
(zurück)
- [3]
- Mitteilungen der Deutschen Exlibris-Gesellschaft e.V. - [N.F.] 1
(1977) - . - Die Associazione Italiana Ex Libris (AIE) gibt nach einer
Umstrukturierung ein neues Mitteilungsblatt heraus: L'ex libris
italiano : notiziario periodico / dell'Associazione Italiana Ex
Libris. - 1 (1995) - .
(zurück)
- [4]
- Besonders beliebt scheinen Publikationen über Exlibris erotischen
Inhalts zu sein. An deren hoher Zahl kann man ablesen, daß Exlibris
längst zu einer eigenen Gattung graphischer Kleinkunst ohne
notwendigen Bezug auf ihre ursprüngliche Funktion geworden sind, denn
so viele Sammlungen von erotischen Büchern kann es gar nicht geben.
- Lediglich ein neues Beispiel für ein thematisches Verzeichnis aus
Italien, nämlich jüdischer Exlibris, sei exemplarisch genannt: Gli ex
libris del popolo del libro : catalogo della mostra / a cura di Remo
Palmirani. Rocca Sforzesca di Soncino, 11 settembre - 9 ottobre 1994.
- Soncino : Pro Loco Soncino, 1994. - 119 S. ; 30 cm.
(zurück)
- [5]
- Von den älteren Verzeichnissen ist das folgende als herausragend zu
erwähnen: Schweizer Exlibris bis zum Jahre 1900 / von Agnes Wegmann.
- Zürich : Verlag der Schweizer Bibliophilen-Gesellschaft, 1933
- 1937. - Bd. 1 - 2.
- Aus den letzten Jahren ist als besonders umfangreich folgender Katalog
anzuzeigen, der einem nationalen Verzeichnis der spanischen Exlibris
nahe kommt: Catálogo de ex libris de bibliotecas espa¤olas en la
Biblioteca Nacional / Biblioteca Nacional. Red. por: Consuelo Agulo
Fernández y M.a Luisa Molina Guerra, Gabinete de Estampas y Bellas
Artes. - Madrid : Ministero de Cultura, Dirección General del Libro y
Bibliotecas, 1989. - 590, CLXXVI S.
- Das einzige nach modernen Kriterien bearbeitete, exhaustive nationale
Verzeichnis erscheint (leider nur sehr schleppend) in Frankreich:
Répertoire général des ex-libris fran‡ais des origines … l'époque
moderne, 1496 - 1920 / G. Meyer-Noirel. - [Paris : Picard]. - 1. A.
- 1983. - 2. Ba - Be. - 1985. - 3. Bi - Bu. - 1991. - 4. Ca - Cha.
- 1995. - Ab Faszikel 4 erfolgt die Bearbeitung unter Einsatz der EDV,
was zu einer (unpraktischen) Trennung in zwei Teile (die Beschreibung
der Exlibris selbst und die Namensgeber mit biographischen Angaben)
geführt hat. Leider sind im Gegensatz zum italienischen Repertorium
nur die wenigsten Exlibris auch abgebildet.
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- [6]
- Bragaglia würdigt Achille Bertarelli (Bd. 1, S. 163 - 168) und
Jacopo Gelli (S. 169 - 172) und gibt auf S. 173 - 208 Listen mit
Korrekturen zu beiden Verzeichnissen, in denen aber vor allem viele
dort verzeichnete "Exlibris" ausgesondert werden, da es sich in
Wirklichkeit um Visitenkarten handelt.
(zurück)
- [7]
- Die ältesten Exlibris stammen aus Deutschland, doch ist die Zahl
der erhaltenen, vor 1500 entstandenen Exlibris gering. Vgl.
Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte. - Bd. 6 (1973), Sp. 683
- 685; hier auch ausführlich zu den drei vorwiegend in Büchern der
Kartause Buxheim benutzten, jeweils in mehreren Exemplaren
überlieferten Exlibris.
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