Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus: Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 4
[ Bestand in K10plus ]
Metzler-Film-Lexikon
- 95-4-599
-
Metzler-Film-Lexikon / hrsg. von Michael Töteberg.
- Stuttgart ; Weimar : Metzler, 1995. - 730 S. ; 23 cm.
- ISBN 3-476-00946-7 : DM 58.00
- [2828]
Das schon für Herbst 1993 angekündigte und im Sommer 1995 endlich
erschienene Metzler-Film-Lexikon bildet das Pendant zum eben
besprochenen Lexikon des internationalen Films: Nicht die massenhafte
Information und Bewertung möglichst vieler Filme auf knappem Raum ist
beabsichtigt, sondern differenzierte Analyse und Einordnung von
Schlüsselwerken und typischen Filmen eines Genres in die künstlerische
Entwicklung des Films. Statt 40.000 Filmen nun 500; statt 15 Zeilen
einer drittelseitigen Spalte nun 60 einer halbseitigen Spalte je Film;
statt knappster Information und pauschaler Bewertung nun umfangreiche
Inhaltsangaben und Einordnungen in künstlerische Zusammenhänge; statt
anonymer Kurzartikel nun von den insgesamt 95 Autoren gezeichnete
Beiträge mit bibliographischen Angaben, die eine weitere
Auseinandersetzung mit dem Film nahelegen; statt übernommener
aktueller Information nun kunsthistorische Reflexion aus heutiger
Sicht; statt praktischer Information für ein möglichst großes
Filmpublikum nun ein auf die Faszination des Films eingehendes
Besprechungswerk für Cineasten. Doch sind die filmographischen Angaben
im Lexikon des internationalen Films etwas umfangreicher als im
Metzler-Film-Lexikon (um die Angaben zur Erstaufführung,
Titelvarianten und die Bewertung der FSK), während filmphilologisch
richtiger hier die Filme unter ihren Originaltiteln besprochen werden
(mit Verweisungen von den deutschen Verleihtiteln). Über die Auswahl
im ersteren läßt sich nichts sagen (höchstens über das "Zuviel" an
minderwertiger Unterhaltungsware), dagegen läßt sich trefflich über
einen Kanon von 500 Klassikern streiten, die als Meilensteine und
Wegmarken einer internationalen filmkulturellen Entwicklung
vorgestellt werden. Film als Kunst und wesentlicher Bestandteil der
heutigen Medienkultur heißt das Motto, unter dem das
Metzler-Film-Lexikon angetreten ist, ihm folgen auch buchkünstlerische
Gestaltung und informatives "Beiwerk": Das Buch besticht durch klaren
Druck und durch die gelegentliche Bereicherung um halbseitige
Schwarz-Weiß-Bilder; die Erweiterung um ein kurzes Glossar (mit
durchaus längeren Erläuterungen) von Fachbegriffen und um eine
umfangreiche Bibliographie zu Themen und Regisseuren zeigen das
Bemühen um ein fachlich anspruchsvolles Niveau und um Erweiterungen in
Richtung hier nicht aufgenommener, übergreifender Artikel zu Personen,
Genres und filmhistorischen Entwicklungsphasen. Die Register der
Filmtitel (mit allen Varianten und auch solchen Filmen, die nur
innerhalb fremder Artikel erwähnt werden), der Regisseure (mit
Indexierung auch der Erwähnungen in fremden Artikeln), der
Schauspieler und schließlich der Mitarbeiter (mit Nennung ihrer
Artikel) zeigen wieder das Bemühen um formales Niveau und um Ansätze
zu einer inhaltlichen Erweiterung des auf einzelne Filme bezogenen
Lexikons. Die Spannung zwischen den einzelnen Filmartikeln und dem
nicht verbalisierten Kunstkanon, auf den die Einzelfilme bezogen
werden, ist denn wohl auch das eigentümliche Merkmal des Lexikons, das
nur die im Zufall des Alphabets sortierten Einzelstücke anbietet, aber
doch den vielfältig gegliederten Gesamtbau meint.
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