Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus: Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 4
[ Bestand in K10plus ]
Filmklassiker
- 95-4-600
-
Filmklassiker : Beschreibungen und Kommentare / hrsg. von
Thomas Koebner unter Mitarb. von Kerstin-Luise Neumann.
- Stuttgart : Reclam. - 15 cm. - (Universal-Bibliothek ;
...). - ISBN 3-15-030011-8 : DM 78.00
- [3057]
- Bd. 1. 1913 - 1946. - 1995. - 558 S. : Ill. - (... ;
9416). - ISBN 3-15-009416-X
- Bd. 2. 1947 - 1964. - 1995. - 689 S. : Ill. - (... ;
9417). - ISBN 3-15-009417-8
- Bd. 3. 1965 - 1981. - 1995. - 583 S. : Ill. - (... ;
9418). - ISBN 3-15-009418-6
- Bd. 4. 1982 - 1994. - 1995. - 476 S. : Ill. - (...; 9419).
- ISBN 3-15-009419-4
Etwa die gleiche Zahl von 500 Filmbesprechungen, aber nicht in
alphabetischer Sortierung, sondern zeitlich nach Premierendaten
geordnet und in vier großzügigen Zeitabschnitten zusammengefaßt,
bietet die betont unpretentiöse Sammlung des Reclam Verlags
(broschiert innerhalb der Universal-Bibliothek, als Sonderausgabe in
Schuber, mit den sich zum Schlußbild von Chaplins Modern Times
ergänzenden Rückenbildern). Die Filmkritiken sind von einem Team um
den Mainzer Filmwissenschaftler Thomas Koebner für diese
Zusammenstellung verfaßt worden. Sie sind noch individueller
formuliert als im Metzler-Film-Lexikon und hatten als Vorgabe nur ein
Muster und die Festlegung auf Kurz- resp. Langkritik (d.i. ca. 2
Seiten resp. 5 Seiten), beides ist aber frei variiert worden. Die
Besprechungen folgen in etwa dem Muster (1.) Inhaltsangabe, (2.)
Interpretation und (3.) künstlerische Einordnung, danach folgen
Literaturangaben zu Drehbuchveröffentlichungen und Interpretationen.
Zielsetzung und Niveau der Interpretationen sind bei der Vielzahl der
Mitarbeiter unvermeidlich unterschiedlich, sie sind aber durchweg
lesenswert, informativ und führen fast immer über den besprochenen
Film hinaus. Die filmographischen Angaben zu Beginn der Besprechungen
sind wieder knapp (ohne Produktionsfirma), gelegentlich finden sich
Schwarz-weiß-Bilder mit längeren Bildunterschriften, die zu eigenen
Kurzbesprechungen werden. Die Filme werden unter ihren deutschen
Titeln angeboten, im Band- und Gesamtregister sind Original- und
deutsche Verleihtitel incl. Varianten aufgenommen. Die Register in den
einzelnen Bänden verweisen auch auf Erwähnungen weiterer Filme
innerhalb der Filmartikel, das Gesamtregister verzichtet darauf
leider. Nur dort wiederum findet man Register der Regisseurinnen und
Regisseure, der Drehbuchautorinnen und -autoren, der Kameraleute (nur
sie sind offenbar geschlechtslos), der Darstellerinnen und Darsteller.
Ohne die verschiedenen Register wird man beim Nachschlagen nicht
auskommen; denn schon die Tatsache, daß Sammelbesprechungen (von
Serien-Filmen) oder vergleichende Besprechungen von Verfilmungen
desselben Sujets unter dem ältesten Zeitpunkt einer Verfilmung
sortiert werden, durchbricht die Chronologie und ist nur über das
Gesamtregister erkennbar, während andererseits für Filmvergleiche die
Register der einzelnen Bände unverzichtbar sind. Leider fehlt ein
Register der Mitarbeiter, das erlauben würde, ihnen die von ihnen
besprochenen Filme zuzuordnen; die - falsch eingerichtete - Auflistung
der verwendeten Namenskürzel langt dazu nicht aus.
Koebner schreibt im Vorwort, daß seine Auswahl von Umfang und Inhalt
her keine Kanonbildung beabsichtige, sondern daß allein der geplante
Umfang die Zahl der Filme vorgegeben habe. "Über die eine Hälfte der
'klassischen' Filme wird man sich schnell einig, über die andere gehen
die Meinungen auseinander" (Vorbemerkung, Bd. 1, S. 11), entsprechend
neugierig ist man auf den Vergleich der Auswahl der in der Zahl der
Filmbesprechungen so ähnlichen Sammelbände von Reclam und Metzler: Die
beispielhafte Auszählung des Anfangsbuchstabens A der Originaltitel
ergibt 33 Filme, die in beiden Werken besprochen werden, weitere 19
nur bei Reclam, andere 21 nur bei Metzler. Die Einschätzung Koebners
wird frappierend genau bestätigt und zeigt, wie sehr sich die
filmkünstlerische Diskussion auf einen Filmkanon festgelegt hat (und
z.B. filmgeographische Regionen wie Indien, Südostasien, Afrika völlig
außer Acht läßt). Die Auswahl von Koebner scheint sich dabei insgesamt
etwas stärker am Publikumsgeschmack zu orientieren, während Töteberg
sich - wie schon erwähnt - betont und stärker prononciert
filmkünstlerisch orientiert.
Zurück an den Bildanfang