Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus: Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 4
[ Bestand in K10plus ]
Fischer-Filmgeschichte
- 95-4-601
-
Fischer-Filmgeschichte / Werner Faulstich ; Helmut Korte
(Hg.). - Originalausg. - Frankfurt am Main :
Fischer-Taschenbuch-Verlag. - 19 cm.
- ([Fischer-Taschenbücher] ; ... : Fischer-Cinema)
- [2722]
- Bd. 1. Von den Anfängen bis zum etablierten Medium, 1895
- 1924. - 1994. - 446 S. - (... ; 4491). - ISBN
3-596-24491-9 : DM 26.90
- Bd. 2. Der Film als gesellschaftliche Kraft, 1925 - 1944.
- 6. - 7. Tausend. - 1994. - 360 S. - (... ; 4492). - ISBN
3-596-24492-7 : 26.90
- Bd. 3. Auf der Suche nach Werten, 1945 - 1960. - 1990.
- 415 S. - (... ; 4493). - ISBN 3-596-24493-? : DM 26.90
- Bd. 4. Zwischen Tradition und Neuorientierung, 1961
- 1976. - 1993. - 310 S. - (... ; 4494). - ISBN
3-596-24494-3 : DM 24.80
- Bd. 5. Massenware und Kunst, 1977 - 1995. - 1995. - 345 S.
- (... ; 4495). - ISBN 3-596-24495-1 : DM 29.90
Noch strikter reduziert in der Zahl der ausgewählten Filmbesprechungen
bietet die seit 1991 in einzelnen Bänden erschienene und nun
abgeschlossene Fischer Filmgeschichte nicht etwa eine historische
Gesamtdarstellung, sondern stellt für jedes Produktionsjahr (mit
Auslassungen in der Frühzeit) von 1903 bis 1993 exemplarisch einen
Film vor. Diese "Jahrgangsfilme" werden jeweils einzeln für sich und
in ihrem filmhistorischen und künstlerischen Zusammenhang analysiert,
weitere Aufsätze am Anfang oder Schluß der einzelnen Bände stellen
übergreifende Zusammenhänge her und argumentieren zur Auswahl der
Filme. Da die Aufsätze jeweils auf einen Film, auf ein "Produkt"
bezogen sind und im analytischen Ansatz Filminterpretation bester
filmphilologischer Schule betreiben, ist bei allem Versuch,
produktbezogene Filmhistorie zu schreiben, diese doch in den
Hintergrund gerückt zugunsten der exemplarischen Fallanalyse. Die
einzelnen Beiträge sind in etwa gleichmäßig aufgebaut: Sie beginnen
mit einer Inhaltsangabe, fahren mit einer strukturellen Analyse unter
Einbeziehung fremder Kritiken und Fachliteratur fort und schließen mit
einer Einordnung in filmhistorische und filmkünstlerische
Entwicklungen und Tendenzen. Gelegentliche Sequenz-Skizzen helfen bei
der Analyse und ein jeweils etwa halbseitiges Standphoto
vergegenwärtigt optisch jeden Film. Ein Anmerkungsapparat, eine
Auswahlbibliographie, eine Auswahlfilmographie ähnlicher oder
vergleichbarer Filme und schließlich ein mit großer Exaktheit
ausgeführtes Sequenzprotokoll (mit Zählung, Kurzbeschreibung und meist
Zeitdauer je Sequenz) schließen jede Filmanalyse ab,
unerklärlicherweise fehlen aber zusammengefaßte exakte filmographische
Daten der Filme und die Identifizierung der analysierten
deutschsprachigen Versionen. Die Intensität der Interpretation und des
philologischen Apparats heben jeden Film als besonderes "Produkt"
hervor, insofern wirkt das Motto "Filmgeschichte" dem Projekt
aufgesetzt und wird i.w. nur durch die einrahmenden Beiträge
eingelöst. Was bleibt, sind über 90 intensive und detaillierte
Analysen einzelner Filme, die - ein wenig künstlich und gelegentlich
auch beliebig - nach dem Jahrgangsprinzip ausgewählt und geordnet
werden.
Über die Auswahl der Filme insgesamt schreiben die Herausgeber in
ihrem in allen fünf Bänden wiederholten Vorwort, daß sie den Kriterien
des Erfolgs, des Einflusses und des Typischen folge, d.h. Bestseller,
Klassiker und Repräsentatives vorstellt. Jeder der analysierten Filme
erfüllt sicherlich eines oder mehrere der genannten Kriterien,
begründet aber dadurch nicht die Auswahl im Einzelfall, "warum diesen
Film und nicht jenen; warum für jedes Jahr einen Film und nicht -
sagen wir - für ein Jahrfünft fünf Filme; warum der Versuch, auch alle
Genres und alle europäischen und amerikanischen Filmländer mit in die
Annalistik zu pressen, wodurch die Beliebigkeit in der Entscheidung
für einen Film noch potenziert wird". Solche Fragen mögen offen
bleiben, was bleibt, ist der Eindruck großer - akademischer
- Fachkompetenz bei den Herausgebern und ihren zahlreichen
Mitarbeitern in der Analyse der Einzelfilme und ihrer Erweiterung in
filmhistorische und filmkünstlerische Zusammenhänge. Es entsteht ein
historisches Kaleidoskop von Fixpunkten, Facetten und Kapiteln, das am
Horizont das angestrebte Ziel einer Filmgeschichte als Geschichte
ihrer Produkte erkennen läßt, dem Vorwurf der Beliebigkeit und
Manipulierbarkeit in der Auswahl aber noch offen ist.
Nur als Anmerkung sei hier eingeschoben, daß das Prinzip "100 Filme
aus 100 Jahren Filmgeschichte" natürlich auch in vielen weiteren
Publikationen angewandt worden ist. Als positivere Beispiele aus einer
Vielzahl seien kurz drei deutsche Titel[1] erwähnt:
- [1]
- Von den einschlägigen ausländischen Titeln seien nur die folgenden
erwähnt:
- 100 best films of the century / Barry Norman. - New ed. - London :
Chapmans, 1993. - 256 S. : Ill. - ISBN 1-85592-677-6 : œ 9.95.
- Hundra spel†r : †r för †r ; fr†n 90-tal till 90-tal i svensk teater
och film / Bengt Liljenberg. - Stockholm : Carlsson, 1994. - 297 S.
- ISBN 91-7798-853-1 : SKr. 270.00.
- Cent pour cent court : 100 films pour 100 ans de cinéma fran‡ais /
sous la direction de Jacky Evrard et Claire Vassé. - LiŠge : Ed. C“té
Court, 1995. - 144 S. - [Betr. Kurzfilme.]
- Anthologie du cinéma invisible : 100 scénarios pour 100 ans de cinéma
/ Christian Janicot. - Paris : Place ; Strasbourg : Arte Ed., 1995.
- 669 S. : Ill. - ISBN 2-85893-233-6 : FF 350.00 - [Enthält 100
Filmtexte.]
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