Der Eidgenössische Staatskalender hat drei Teile: 1. Organisationsschema der Bundesverwaltung, Dienststellenverzeichnis und Abkürzungen, Bürozeiten und Feiertage, neben einem Organigramm der Bundesverwaltung und einem alphabetischen Verzeichnis der Dienststellen, den Abkürzungen der Dienststellen (ein dreisprachiges Akronymenregister), den Bürozeiten und Feiertagen sind hier Telex- und Telefax-Nummern aufgeführt; 2. Bundesversammlung, Bundesrat, Bundesgericht, Eidgenössisches Versicherungsgericht; 3. Organisation der Departemente, Verwaltungen und Betriebe usw. ist der umfangreichste Teil. Dabei geht jedem Abschnitt ein Organigramm voraus, das durch Hinweis auf die Seitenzahlen zugleich als dessen Inhaltsverzeichnis dient. Die Teile 1 und 2 und die Abschnitte des 3. Teiles dienen der Einrichtung des Griffregisters, dessen Taben mit den entsprechenden Akronymen bedruckt sind.
Die Verzeichnung im Textteil erfolgt jeweils in vier Spalten: Tätigkeitsbezeichnung, Name, Durchwahl und Adresse. Das Problem der Mehrsprachigkeit wird umgangen durch: Viersprachigkeit des alphabetischen Verzeichnisses der Dienststellen (deutsch, französisch, italienisch, rätoromanisch), Dreisprachigkeit des Akronymenregisters, der Inhaltsverzeichnisse und der Institutionen- und Abteilungsbezeichnungen (deutsch, französisch, italienisch), Zweisprachigkeit der Organigramme (deutsch, französisch).
Neben den Indizes in Teil 1 gibt es als zehnten Unterpunkt von Teil 3 noch ein umfangreiches Personenverzeichnis der "Chefbeamten", das neben Namen- und Seitenangabe das Akronym der Dienststelle, die Durchwahlnummer, den Heimatkanton und die Sprache verzeichnet. Vergleicht man mit dem unten besprochenen Publicus, so entspricht das dortige erste Kapitel (S. 1 - 75) inhaltlich dem gesamten vorliegenden Adreßbuch. Die große Differenz ergibt sich aus der unterschiedlichen Verzeichnungstiefe: z.B. hat hier die Bundeskanzlei einen eigenen zehnseitigen Abschnitt, der alle Unterabteilungen und Sektionen mit deren Abteilungsleitern, Stellvertretern und wiss. Mitarbeitern verzeichnet - die Sprache der Tätigkeitsbezeichnung richtet sich immer nach der Sprache des Genannten -, wohingegen die Bundeskanzlei in Publicus mit zwei Dritteln einer Seite abgehandelt wird und dort nur die Kernabteilungen mit ihren Leitern genannt werden.
Insgesamt ein gut erschlossenes Adreßbuch, dessen Anlage schnelles Nachschlagen ermöglicht. Allein die Beschränkung auf die staatlichen Organe könnte für deutsche Benutzer, die einen Überblick über das gesamte öffentliche Leben der Schweiz suchen, zu speziell sein.
Publicus bietet in 16 Kapiteln eine Gesamtübersicht über das
öffentliche Leben der Schweiz: von den Bundesbehörden in Kapitel 1
über die Kantone (2. Kapitel) und Gemeinden (3. Kapitel), das
Fürstentum Liechtenstein, Standes- und Berufsorganisationen,
Wissenschaft und Kultur bis zu internationalen Organisationen, um nur
einige der angesprochenen Bereiche zu nennen. Wie schon oben angeführt
ist, ob der Vielfalt der Informationen, die Verzeichnungstiefe
geringer als beim Eidgenössischen Staatskalender. Allerdings sind den
Kapiteln 1 - 3 und 6 (Fürstentum Liechtenstein) kurze zweisprachige[2]
Einführungen (deutsch, französisch) vorangestellt, die einen sehr
knappen statistischen Überblick bzw. einen geschichtlichen Abriß
bieten. Auch hier gibt es ein Personenregister (aller verzeichneten
Personen), ein Sachregister (mit Schlagwörtern und Eintragungen unter
Körperschaftsnamen sowie vereinzelt deren Abkürzungen) und seit der
37. Ausg., ein Register der Abkürzungen, das die Akronyme der
Institutionen enthält, sofern sie nicht schon im Sachregister
verzeichnet sind. Der leichteren Benutzbarkeit dient ein
Daumenregister für die Kapitel. Zwar entspricht die Konzeption in etwa
der des Österreichischen Amtskalenders, da Publicus neben den
nationalen Behörden auch die Kantone und Gemeinden sowie andere
Organisationen des öffentlichen Lebens enthält, doch ist die
Verzeichnung in Publicus bei weitem besser gelungen.
Erstmals erschien parallel zur gedruckten Ausgabe 1994/95 eine
CD-ROM-Ausgabe.[3] Technische Voraussetzung für deren Benutzung ist ein
PC mit MS-DOS ab Version 3.3, MSCDEX 2.1 oder höher und 512 KB RAM
freiem Arbeitsspeicher. Zusätzlich zu den Informationen der
Druckausgabe sind auf der CD-ROM die Wappen der Kantone eingespielt.
Die CD-ROM bietet vielfältige Suchmöglichkeiten: Suche in allen Teilen
von Publicus oder Beschränkung auf ein einzelnes Kapitel; Aufblättern
des Gesamtindex und Markieren der gewünschten Suchbegriffe (i.e. zum
einen die auch in den Registern der Buchausgabe erschlossenen
Begriffe, darüber hinaus aber auch Postleitzahlen, Telephon- und
Telefaxnummern, Straßen, Orte etc.); Eingeben des korrekten Suchwortes
oder Trunkierung/Maskierung (genau ?, variabel * und maximal ! an
allen Stellen, es müssen nur mindestens zwei Buchstaben in Folge
vorhanden sein; hierauf wird eine Liste der gespeicherten
Schreibvarianten aufgerufen); Aufblättern einer bestimmten Seite
(entsprechend der Druckausgabe); Wiederaufrufen früherer Suchanfragen
und Kombination mehrerer Suchbegriffe mit Boole'schen Operatoren. Aus
einer Ergebnisliste kann man dann das gewünschte Dokument aufrufen
oder alle gefundenen Dokumente durchblättern. Durch Symbole in Form
von Diamanten sind in den Volltexten Begriffe markiert, über die
weitere Informationen (Hinweise zu den Kantonen, Abbildungen der
Kantonswappen und Informationen zu den politischen Parteien)
existieren, die man dann über diese links aufrufen kann. Sehr
komfortabel ist auch die Möglichkeit, eigene Anmerkungen im
Notizeditor zu speichern oder im clipboard einen Text zu verfassen und
Dokumente der CD-ROM direkt zu übernehmen. Den Inhalt des clipboard,
wie auch einzelne Dokumente (auch mit Text des Notizeditors) oder
Ergebnislisten können in eine ASCII-Datei exportiert oder auf dem
Drucker ausgegeben werden. - Man möchte sich wünschen, daß die beiden
deutschen Staatsadreßbücher bald in einer CD-ROM-Version angeboten
werden, doch scheint die Zeit dafür weder bei Heymann noch beim
Festland-Verlag[4] reif zu sein.
Neben den nationalen Staats- und Verwaltungsadreßbüchern der Schweiz
existieren solche für fast alle Kantone. Sie haben dieselbe
Ergänzungsfunktion wie die Landesadreßbücher für die deutschen
Bundesländer im Verhältnis zu den nationalen, nämlich die,
detailliertere Information zu geben. Die Reihe dieser
Kantons-Adreßbücher ist beeindruckend und es dürfte kaum ein anderes
Land geben, das Vergleichbares aufzuweisen hat.[5]
Daß auch das Jahrbuch der eidgenössischen Behörden, Verwaltungen und
Bundesbetriebe in dieser Komplexrezension von Staatsadreßbüchern
besprochen wird, hat seinen Grund allein in seinem irreführenden
Titel, der zu der Annahme verleiten könnte, es handle sich um ein
Verzeichnis dieses Typs. Tatsächlich besteht das Jahrbuch ... jedoch
fast zur Gänze aus Kurzbiographien (in der Muttersprache des
Verzeichneten, d.h. in den amtlichen Sprachen der Schweiz) mit
Schwarz-weiß-Photos, wohingegen Adressen von Körperschaften so gut wie
gar nicht zu finden sind. Das Jahrbuch ... ist in folgende 15 Teile
gegliedert: Bundesrat mit seinen Mitgliedern. Ständerat mit
Sitzverteilung, Wahlverfahren, Zusammensetzung und alphabetischer
Übersicht über die Mitglieder, die zugleich Register für die darauf
folgenden, nach Wahlbezirken geordneten Kurzbiographien ist.
Nationalrat mit den entsprechenden Angaben wie beim Ständerat.
Fraktionsverzeichnis nach Fraktionsstärke angeordnet mit den
Nationalrats- und den Ständerats-Mitgliedern im Namensalphabet, danach
eine Übersicht über die Fraktionsstärke in National- und Ständerat und
in der Bundesversammlung. Ständige Kommissionen mit Verzeichnung der
Mitglieder und ihrer Zahl aus National- und Ständerat und der
gemeinsamen Delegationen. Parlamentsdienste, zumindest diese mit
Angabe von Telephon- und Telefaxnummern für die Auskunft, den Leiter
und Stellvertreter und/oder wissenschaftlichen Mitarbeiter und einem
Organigramm. Im Abschnitt Bundesgericht werden die chronologisch nach
Amtseintritt geordneten Kurzbiographien durch ein alphabetisches
Register erschlossen. Ebenfalls in chronologischer Folge werden die
neun Mitglieder des Eidgenössischen Versicherungsgerichtes aufgeführt.
Die Kurzbiographien der Chefs der schweizerischen diplomatischen
Vertretungen im Ausland werden durch ein Länderregister
(deutsch/französisch) erschlossen. Im Abschnitt Bundesverwaltung und
Armeespitze wird zusätzlich zu den Kurzbiographien der "Chefbeamten"
ein Organigramm der Bundesverwaltung gegeben; zu beachten ist, daß nur
hier auch die Dienstadressen angegeben sind. Der Verzeichnung des
Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank gehen Texte zu
Rechtsform, Organisation, Aufgaben, Politik und internationale
Zusammenarbeit voraus. Auch bei den Schweizerischen Bundesbahnen steht
den Kurzbiographien der Mitglieder der Generaldirektion (mit
Dienstadresse) ein Überblicksbericht voran, bei der PTT werden
zusätzlich noch die Mitglieder des Verwaltungsrates genannt. Den
Kurzbiographien für die Direktoriumsmitglieder der Schweizerischen
Unfallversicherung geht ebenfalls ein Überblicksbericht voraus. Der
Abschnitt Versicherungen besteht aus Anzeigen der großen Schweizer
Firmen; diese und die sonstigen inserierenden Firmen sind durch ein
nach Branchen geordnetes sowie durch ein alphabetisches Register
erschlossenen. - Auf Grund seines Inhalts ist das Jahrbuch ... eher
mit Kürschners Volkshandbuch Deutscher Bundestag vergleichbar.
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