Altkarten wurden in den Bibliotheken über Jahrzehnte als Stiefkinder behandelt. Die Regeln für die Titelaufnahmen nach den Preußischen Instruktionen waren für das eigenwillige Sammelgut denkbar ungeeignet. Kartenhistoriker bedauerten deswegen ständig die unvollständige und für ihre Zwecke unzulängliche Katalogisierung alter Karten. Ihre Forderungen gingen aber gewöhnlich über das von Bibliotheken zu leistende Maß hinaus und tendierten eher zur analytischen Beschreibung in eigenen Katalogen ähnlich den Handschriftenkatalogen. Ebenso ließ die geographische oder thematische Erschließung zu wünschen übrig.
Dieses auch für eine gezielte Erwerbung unhaltbaren Zustandes in den
Kartenabteilungen nahm sich 1980 der Bibliotheksausschuß der DFG an
und initiierte schließlich das Altkartenprojekt, das nach der
Vorbereitungsphase 1985 als Kooperation zwischen den größten deutschen
Kartensammlungen - der Bayerischen Staatsbibliothek München, der
Staatsbibliothek zu Berlin und der Niedersächsischen Staats- und
Universitätsbibliothek Göttingen - starten konnte. Einschränkend wurde
jedoch der Schwerpunkt bei der bibliographischen Beschreibung gewählt,
während z.B. die Auswertung des Kartendekors zurückstehen mußte.[1]
Voraussetzung für die formale Erschließung war RAK-Karten, bzw.
zunächst deren Vorabdruck; dieses Regelwerk mußte jedoch im Hinblick
auf die Altkarten erweitert werden. Die zweifellos wichtigste Regel
für die Titelaufnahme von Karten ist die Festlegung, daß Karten ihre
Haupteintragung stets unter dem Sachtitel erhalten. Ergänzend hierzu
wurde für das Projekt von Anfang an festgelegt, daß Zusätze zum
Sachtitel nicht gekürzt oder Teile von längeren Sachtiteln nicht
weggelassen werden dürfen. Die bibliothekarische Inhaltserschließung
erfolgt mit Hilfe der RSWK, die im Hinblick auf die Besonderheiten von
Altkarten modifiziert wurden. Der anfänglich bestehende Mangel an
vorgegebenen Form- und Sachschlagwörtern zur Typisierung von Karten
konnte mit dem Rückgriff auf die überarbeitete Liste spezifizierender
Nomina der Staatsbibliothek zu Berlin ausgeglichen werden.[2]
Inhalt des Projekts und der Datenbank sind gedruckte Karten aus der
Zeit von 1500 bis 1850, und zwar Einzelkarten (von der Weltkarte bis
zum Stadtplan, inkl. Panoramen, Vogelschaukarten, Profile oder Pläne
unterschiedlichster thematischer Inhalte), Atlanten als
Gesamttitelaufnahmen und deren einzelne Karten mit Stücktitelaufnahmen
sowie Faksimiles und sonstige Nachdrucke, die in den genannten
Bibliotheken vorhanden sind.
Die Kartendatenbank mit dem Namen IKAR ist mit dem Datenbanksystem
IBAS aufgebaut und auf verschiedenen Wegen online beim Deutschen
Bibliotheksinstitut zu erreichen. Bei der CD-ROM Landkarten-Datenbank
handelt es sich um einen Abzug der IKAR-Datenbank. Leider - und das
muß vorweg gesagt werden - läßt sich die CD-ROM nicht in jedem
beliebigen, sondern nur in neueren, mit feineren Abtastmechanismen
ausgestatteten Laufwerken installieren. Das Programm FREITEXT bietet
dann allerdings einige Vorteile in der Handhabung gegenüber der
Online-Version, insbesondere gegenüber dem Zugriff im Linemode. Nach
dem Aufrufen der Datei kann die Eingabe eines beliebigen Begriffes
erfolgen und die Suche in den Kategorien TIT, AUT und SWA ausgelöst
werden. Dahinter verbergen sich Sachtitel, Autor (in Ansetzungsform)
und Schlagwort. Der oft lange Zusatz zum Sachtitel ist nicht suchbar,
jedoch werden darin enthaltene Personennamen und Jahresangaben in die
Suche einbezogen. Die Jahreszahl kann das Erscheinungsjahr oder ein im
Titel erwähntes Jahr sein. Die Personennamen sind dabei in einer
eigenen Kategorie (NAM) ebenfalls in Ansetzungsform abgelegt und das
Erscheinungsjahr in der Kategorie JAH. Diese Felder kommen zunächst
nicht zur Anzeige, wenn ein Suchergebnis durch Eingabe des Buchstaben
Z (für den Befehl: zeige) aufgerufen wird. So kann es vorkommen, daß
der eingegebene Begriff nicht in der Titelaufnahme erscheint. Erst die
Eingabe des Befehls Z ALLES macht die unterdrückten Kategorien
sichtbar, und die Titelaufnahme erscheint im Vollformat. Die gesuchten
Begriffe sind bei der Anzeige mit einem farbigen Balken unterlegt.
Durch Voranstellen einer der genannten Kategorien (AUT, NAM, TIT, JAH,
SWA) kann die Suche eingeschränkt werden, z.B: AUT:Mercator (nach der
Eingabe der Kategorie muß ein Doppelpunkt gesetzt und ohne Leerzeichen
weitergeschrieben werden). Das gleiche gilt analog für
Stücktitelaufnahmen bei den einzelnen Karten der aufgenommenen
Atlanten. An die Kategorien muß dann zusätzlich die
Buchstabenkombination BD angehängt werden, z.B. AUTBD. Schließlich
sind auch die in einer eigenen Kategorie angegebenen Signaturen (SIG)
suchbar, doch ist diese Möglichkeit zunächst von geringerer
Bedeutung.
Das Programm FREITEXT bietet noch einige weitere Befehle, die den
Umgang mit der CD-ROM erleichtern. Dazu gehört die Durchnumerierung
der Suchschritte von S1 bis max. S50, die in einer Tabelle abgelegt
und mit dem Befehl T (für Tabelle) aufgelistet werden. Wenn die
Tabelle voll ist oder ein Neubeginn erfolgen soll, werden mit dem
Befehl N (für neu) alle bisherigen Suchschritte gelöscht. Die Ausgabe
gefundener Dokumente, die nach aufsteigender Dokumentennummer
angezeigt werden, ist über Drucker oder in eine Datei problemlos
nöglich. Anzeige und Ausgabe einzelner Dokumente oder Kategorien
gehören gleichfalls zum Bedienungskomfort. Mit einem Sternchen kann
sowohl links wie auch rechts trunkiert werden und die Anwendung der
Boole's-chen Operatoren erlaubt die Kombination sowohl von
Suchbegriffen als auch von Suchschritten.
Im praktischen Umgang mit der Landkarten-Datenbank haben sich einige
Besonderheiten ergeben, auf die an dieser Stelle noch hingewiesen
werden soll. Als Suchbegriff gilt immer nur ein Wort. Das bedeutet
z.B. die generelle Trennung von Vor- und Zunamen, die also nur mit
einer UND-Verknüpfung kombiniert werden können. Die Eingabe Mercator,
Gerhard ist unzulässig. Das gleiche gilt für zusammengesetzte Nomina
wie geologische Karte, wobei die Eingabe beider Begriffe nur in einer
kombinierten Suche zum Erfolg führt. Ein weiteres Problem stellt die
Häufigkeit bestimmter Begriffe in den Kategorien TIT und SWA wie Karte
oder Atlas dar. Die alleinige Eingabe derartiger Begriffe führt aus
Kapazitätsgründen zum Abbruch der Suche. Nur eine kombinierte Eingabe
in einem Suchschritt, z.B. geologsiche und Karte, kann ein Überlaufen
des Speichers verhindern.
Wie oben bereits vermerkt, lag der inhaltlichen Erschließung eine
überarbeitete Liste spezifizierender Nomina zugrunde, die somit bei
ihrer Verwendung Aufnahme in das allgemeine Schlagwortregister
gefunden haben. Diese Liste, die auch Verweisungen enthält (z. B.
Erdkarte --> Weltkarte), wäre sicherlich eine nützliche Bereicherung
für die Verschlagwortung in jeder Kartensammlung, abgesehen von ihrer
Funktion in der Datenbank, weshalb sie den Benutzungshinweisen
beigelegt werden sollte. Die Auflistung dieser Nomina als Auszug aus
dem Schlagwortregister (SWA) mit *karte oder *atlas (z.B. für
Katasterkarte oder Handatlas) bzw. Karte und Atlas ist wegen ihrer
bereits angesprochenen Häufigkeit nicht ohne größere Probleme möglich.
Bei Überprüfung der Nomina mußte leider festgestellt werden, daß sie
außerdem nicht redaktionell überarbeitet worden sind und sich bei
einigen Dokumenten Schreibfehler in der Schlagwortkategorie
eingeschlichen haben (z.B. Welkarte statt Weltkarte).
Die Landkarten-Datenbank kann trotz einiger Kinderkrankheiten als
Meilenstein in der Verzeichnung kartographischer Materialien gelten.
Der volle Erfolg des Projekts wird sich mit der Übernahme der
Titelaufnahmen durch andere Bibliotheken einstellen. Die Einbeziehung
weiterer Kartensammlungen in das Projekt, zuvorderst der des Hauses
Unter den Linden der Staatsbibliothek zu Berlin, wird einen
quantitativen und qualitativen Zuwachs der Datenbank zur Folge haben.
Wolfgang Crom
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