Der nun gewiß nicht sehr aussagekräftige Titel gibt erst durch den
Zusatz etwas mehr an Informationen preis, die man allerdings durch die
aus dem sehr kurzen editorial in der Nr. 0 (1993) ergänzen muß. Es
handelt sich demnach in erster Linie um ein Rezensionsorgan neuerer
Publikationen über Literatur, Gesellschaft und Geschichte der Länder
der iberischen Halbinsel (einschließlich der Volksteile mit anderen
Sprachen) und Lateinamerikas. Angrenzende Bereiche wie Linguistik und
Politik werden nicht völlig ausgeschlossen, doch ist, nach Stichproben
zu urteilen, erstere allenfalls marginal berücksichtigt. Die
Kurzrezensionen von durchschnittlich 3 Spalten wollen aktuell und
breit informieren. Das erste Ziel dürfte erreicht sein, soweit dies im
Rahmen einer Rezensionszeitschrift möglich ist: die in Jg. 1 (1994),2
= Nr. 2 besprochenen 86 Monographien verteilen sich auf folgende
Erscheinungsjahre: 1994 (3), 1993 (42), 1992 (34), 1991 (7). Weniger
günstig steht es um die Breite der Abdeckung nach der Herkunft der
Publikationen: Spanien 36, deutschsprachige Länder 19, Lateinamerika
17, englischsprachige Länder 11, sonstige Länder 3. Selbst wenn die
Zahl für die englischsprachigen Länder relativ hoch zu sein scheint,
kann von einer repräsentativen Auswahl keine Rede sein, von solchen in
anderen europäischen Sprachen ganz zu schweigen: als Exot sei immerhin
ein rumänischer Titel erwähnt, französische fehlen dagegen völlig.
Verwunderlich ist vor allem das bisherige Fehlen von portugiesischen
Titeln. Ob wenigstens Publikationen zur Literatur, Gesellschaft und
Geschichte aus den drei bisher hauptsächliche berücksichtigten
Herkunftsländern in angemessener Breite berücksichtigt werden, ist
viel schwerer festzustellen, doch hat der Rezensent hier beträchtliche
Zweifel, liegt doch der Schwerpunkt eindeutig bei Publikationen zum
19. und 20. Jahrhundert, während frühere Epochen der Literatur (selbst
das siglo de oro) und gar der Geschichte (das Mittelalter existiert
hier nicht) ausgesprochen unterrepräsentiert sind: hierin spiegelt
sich offensichtlich das Hauptinteresse der deutschen Hispanistik.[2]
Einen schon vom Umfang her untergeordneten Platz nehmen die zwei
Literaturberichte ein, die jedes Heft eröffnen. Ihnen ist als Mangel
die fehlende typographische Koordination zwischen Text und den im
Anhang alphabetisch aufgeführten Titeln vorzuhalten und insbesondere
das bei einigen Berichten eklatante Mißverhältnis zwischen kurzem Text
und hoher Titelzahl, wobei ersteres dann aus kaum mehr als einer
Erwähnung der Titel mit verbindendem Text besteht und man sich die
interessierenden Titel dann in alphabetischer Ordnung, also in anderer
Reihenfolge als im Text behandelt, in der Literaturliste
zusammensuchen muß.
Als Sprache der Rezensionen (und wohl auch der Literaturberichte) ist
Spanisch, Portugiesisch und Englisch zugelassen (sowie andere Sprachen
der iberischen Halbinsel bei entsprechenden Titeln), doch sind die
Texte im geprüften Heft fast ohne Ausnahme in Spanisch abgefaßt.
Der Rezensent ist zunächst auf diese Zeitschrift gestoßen, als er
entscheiden mußte, ob sich ein Abonnement für seine Bibliothek lohnt,
die als Universalbibliothek natürlich auch Literatur über die
behandelten Länder erwirbt und dazu in beträchtlichem Umfang Bücher
aus den Gebieten Literatur, Geschichte und Kunst in Sprachen der
iberischen Halbinsel anschafft. Er hat sich unter dem Aspekt der
Nutzung von Notas als Selektionsinstrument gegen ein Abonnement
entschlossen, und zwar aus drei Gründen: 1. kann Notas in keiner Weise
die Durchsicht z.B. der spanischen nationalbibliographischen
Verzeichnisse ersetzen; 2. liegen die Schwerpunkte bei Notas bisher
so, daß ganze Epochen weitgehend ausgeklammert sind, die in der
Erwerbungspolitik der Bibliothek eine wichtige Rolle spielen; 3. ist
die Anlage alles andere als übersichtlich, nämlich in vier Abschnitten
für jedes Heft: Literatura espa¤ola bzw. latinoamericana und Historia
y ciencias sociales gleichfalls getrennt für Spanien und
Lateinamerika; innerhalb dieser Abschnitte ordnen die Titel ohne
erkennbare Prinzipien, weder alphabetisch noch gar, was sinnvoll wäre,
nach Sachgruppen oder Schlagwörtern. Auch ist unverständlich, warum
ein Rezensionsorgan, das ja doch wohl nicht Selbstzweck ist, sondern
u.a. dazu anregen soll, Bücher zu erwerben, die Titel ohne
Preisangaben zitiert. Auch die Erschließung durch Register läßt zu
wünschen übrig, da bisher nur alphabetische Register zu jedem Heft
geboten werden. - Ob Notas in der Lage ist, die deutschen Hispanisten
breit genug zu informieren, müssen diese für sich selbst entscheiden;
der Rezensent hat aus den genannten Gründen auch hier seine Zweifel.
sh
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