Nach solch fast 50jähriger Praxis annonciert der Verlag "eine
konsequente Fortschreibung der Tradition unseres Hauses"[4] und
veröffentlicht ab 1994 die österreichischen und ab 1995 auch die
schweizerischen Daten in eigenen Jahrbüchern (und löscht die Daten
konsequent im deutschen Stamm). Die jeweiligen Länderdaten werden nun
ungleich umfangreicher und detaillierter in der bekannten Gliederung
der ersten Hauptgruppen des deutschen Stamm angeboten: 1. Zeitungen,
2. Anzeigenblätter und Gratiszeitungen, Offertenblätter, 3.
Zeitschriften und jährliche Veröffentlichungen, 4. Fernsehen und
Hörfunk, unterteilt jeweils in (a) alphabetisch angebotene
bibliographische Daten und in (b) systematische Präsentation mit
Insertionskosten etc., Stamm Schweiz zusätzlich noch regional
unterteilt in Schweiz und Liechtenstein.[5]
Stamm Österreich verzeichnet in der Ausgabe 1 (1994/95) "119
Zeitungen, 189 Anzeigenblätter und Gratiszeitungen, 3152 Fach- und
Publikumszeitschriften und Jahrbücher sowie 64
Mitarbeiterzeitschriften in Österreich" (S. 3), Stamm Schweiz 1 (1995)
"251 Zeitungen, 362 Anzeigenblätter und Gratiszeitungen, 4585 Fach-
und Publikumszeitschriften und Jahrbücher sowie 112
Mitarbeiterzeitschriften in der Schweiz" (S. 3). Gegenüber der letzten
Ausg. 47 (1994) des deutschen Stamm mit Angaben für Österreich von
damals 89 Zeitungen und 388 Zeitschriften und für die Schweiz von 199
Zeitungen, 5 Anzeigenblättern und 640 Zeitschriften liegen die
Steigerungen vor allem - und wie zu erwarten - im Zeitschriftenbereich
und dort in beiden Verzeichnissen um nahezu das Zehnfache. Vom
früheren Angebot des deutschen Stamm aus betrachtet, bieten beide
Verzeichnisse - nicht überraschend - eine wesentliche Verbesserung[6]
der Nachweise und eine Vervielfältigung der Daten: Zu fragen bleibt,
inwieweit Stamm Österreich und Stamm Schweiz eine Marktlücke füllen
oder in welche Konkurrenz sie zu einem vorhandenen Angebot
hinzutreten.
Für Österreich ist diese Frage einfach zu beantworten: Seit 1953
veröffentlicht der Verband Österreichischer Zeitungsherausgeber und
Zeitungsverleger ein Verzeichnis mit dem Titel Österreichs Presse,
Werbung, Graphik, das seit 1985 u.d.T. Pressehandbuch[7] erscheint und
das alle die bibliographischen und Werbedaten enthält, wie sie der
Stamm für die Bundesrepublik Deutschland in ähnlicher Gliederung
verzeichnet. Dank der Herausgabe durch den Verlegerverband war das
Pressehandbuch schon immer opulenter gestaltet als der Stamm, auch
sind nicht nur alle Zeitungen und Zeitschriften, Rundfunkstationen,
Außenwerbung und übrige Werbedaten sowie alle einschlägigen Verbände
und Institutionen verzeichnet, sondern seit der Ausg. 43 (1995) sogar
die wichtigsten Ergebnisse der Mediaanlyse für Österreich.
Demgegenüber verzeichnet Stamm Österreich lediglich die
bibliographischen und Werbedaten von Presse und Rundfunk. Die
Aktualität der veröffentlichten Daten ist durch den österreichischen
Verlegerverband sicher unmittelbarer gewährleistet, als es einem
ausländischen Unternehmen in eigener Regie möglich sein mag. Das
Titelverzeichnis umfaßt im Pressehandbuch etwa 3300 Eintragungen und
wird der bloßen Zahl nach auch vom Stamm geboten; die etwas
unterschiedliche Gliederung läßt einen detaillierteren Vergleich nur
schwer zu. Der Markt für die österreichische Veröffentlichung ist
demnach schon besetzt, die Auseinandersetzung wird über Qualität und
Preis geführt werden müssen. Stamm Österreich kostet z.Z. DM 99.00,
das Pressehandbuch mit öS 1155.00 bei fast dreifachem Umfang etwa die
Hälfte mehr. Ein den Rezensenten unmittelbar überzeugendes Argument,
vom Pressehandbuch auf Stamm Österreich zu wechseln, ist ihm auch
unter Berücksichtigung der Modifikationen in der 2. Ausg. nicht
ererkennbar.
Für die Schweiz ist die Konkurrenzfrage nicht ganz so einfach zu
beantworten. Der Verband Schweizerischer Werbegesellschaften
veröffentlicht im Einvernehmen mit dem Schweizerischen Verband der
Zeitungs- und Zeitschriftenverleger seit 1978 (mit Vorläufern unter
anderem Titel) den Katalog der Schweizer Presse in zwei getrennten
Ausgaben für Zeitungen, Amtsblätter, Anzeiger, Publikums-Zeitschriften
einerseits und für Fachzeitschriften andererseits,[8] die in
gegenseitiger Ergänzung die bibliographischen und Werbedaten der
Schweizer Presse aufführen, aber darüber hinaus keine weiteren
Informationen und Daten bieten. 1994 werden 267 Zeitungen, 361
Amtsblätter und 58 Publikumszeitschriften resp. 1900 Fachzeitschriften
angezeigt. Die Begrenzung auf Katalog-Eigenschaften entspricht dem
Stamm Schweiz.
Umfangreicher im Datenangebot und insofern etwa dem deutschen Stamm
ähnlich ist das Schweizer PR- & Medien-Verzeichnis,[9] das vom Verlag
Edition Renteria seit 1973 publiziert wird. In den ersten beiden
Teilen werden Pressestellen und PR-Beratungsfirmen angezeigt, danach
folgen Tageszeitungen, Wochenzeitungen und andere Zeitungen,
Zeitschriften (gegliedert in 32 Fachgruppen), elektronische Medien,
Mediendienste und Freie Journalisten, - allerdings durchweg nur mit
bibliographischen Daten ohne Insertionspreise oder andere Werbedaten
wie sie Stamm Schweiz bietet.
Solche Daten nennt in wieder großer Ausführlichkeit Impressum I :
Schweizerisches Medien-Handbuch,[10] das als z.Z. dreibändige, voluminöse
Loseblatt-Ausgabe geführt wird, die jährlich in zwei Lieferungen
vollständig erneuert wird. Die Daten erscheinen in ähnlicher
Gliederung, umfassen derzeit insgesamt 328 Zeitungen, 37
Kopfblätter/Regionalausgaben, 51 Anzeiger ohne redaktionellen Teil
sowie über 10.600 Zeitschriftentitel (dank der schweizerischen
Mehrsprachigkeit viele Titel, die im übrigen auch Stamm Schweiz
berücksichtigt). Ähnlich, aber nicht so aufwendig informiert
Media-Daten : die Schweizer Werbeträger,[11] das vom Schweizer Pendant
des Media-Daten-Verlages zweimal jährlich veröffentlicht wird. Dieses
Verzeichnis erscheint in gleicher Aufmachung und mit ähnlichem Titel
auch für Großbritannien, Italien, Frankreich, Österreich und
Deutschland und veröffentlicht die Werbedaten der meldenden
Publikumsmedien u.ä.m. ohne Absicht auf bibliographische
Vollständigkeit (für die Schweiz sind ca. 2200 Titel berücksichtigt).
Für den direkten Vergleich mit Stamm Schweiz, Stamm Österreich oder
dem deutschen Stamm fällt es insoweit aus. Dem Rezensenten erscheint
zum jetzigen Zeitpunkt eine Kombination aus Katalog der Schweizer
Presse und Schweizer PR- & Medien-Verzeichnis die optimale Information
über bibliographische Daten, Werbedaten und ergänzende Anschriften
sicherzustellen, allerdings mit Kosten, die zusammen deutlich höher
als für Stamm Schweiz liegen. Für die Aktualität und Korrektheit der
Daten gilt das im Fall Österreich angeführte Argument der
Unmittelbarkeit natürlich ebenfalls. Erst wenn Stamm Schweiz sein
Informationsangebot auf das Niveau der deutschen Ausgabe anheben
würde, böte er eine Alternative.
Wilbert Ubbens
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