Die einzelne Aufnahme bietet zunächst Titel bzw. (bei Drucken) Titelei, ggf. Texte von Vorspann und Inhaltsangabe und - je nach Dokument - sonstige Informationen, z.B. Besetzungen, Beschreibungen der Bühnenbilder usw., dazu die bibliographischen Nachweise oder Belege und, soweit feststellbar, einen Standort.
Die Beschreibung der bearbeiteten Bibliotheksbestände und Danksagung (S. 104 - 147) charakterisiert die ausgewerteten Bestände pauschal. Zugleich gibt sie einen Eindruck von den Arbeitsbedingungen, die den Projektmitarbeitern an den besuchten Bibliotheken eingeräumt worden sind. Sie reichen - wen wundert's? - von großzügiger Unterstützung bis zum Abblocken überall dort, wo Benutzer um so mehr als Störer des Betriebs empfunden werden, je anspruchsvoller ihre wissenschaftlichen Begehren sind. Meyer kommentiert das zwar mit der gehörigen Portion Ironie. Spätere Retrospektive wird aber wohl einmal die Entfremdung zwischen Forschung und wissenschaftlichen Bibliotheken als den wissenschaftspolitischen Sündenfall von Hochschul- und Bibliotheksreform erkennen. Jeder Wissenschaftler wird Meyer zustimmen, wenn er bemerkt, die Germanistik "hätte die noch vorhandenen Materialien zuverlässig zu konservieren; nicht in bibliothekarischer Hinsicht, die nur an der materiellen Schonung ihrer Bestände interessiert ist, sondern in historisch-wissenschaftlicher Hinsicht. Sie hätte die Bestände zusammenzuführen und deren systematische Aufarbeitung zu organisieren" (S. 3). Erfreulich immerhin, daß sich eine stattliche Zahl von Bibliotheken dem Projekt hilfreich geöffnet hat. Zu welch gründlichen Recherchen Meyer und seine Mitarbeiter dadurch instand gesetzt worden sind, belegen scheinbare Kleinigkeiten, wie z. B. definitive Nachrufe auf bibliographische Leichen der Forschungsliteratur (Bd. 1, S. 86 Trautmann: Meistersinger). Ärgerlich ist dagegen die recht große Zahl von Druckfehlern bzw. übersehenen Korrigenda in der Bibliographie der Belegliteratur.[2]
Diese Bibliographie stellt die literatur-, theater- und kulturgeschichtliche Forschung zum 18. Jahrhundert in vielfacher Hinsicht recht eigentlich erst auf die Füße und revolutioniert viele Auffassungen, die als Gemeinplätze die einschlägigen Darstellungen bestimmen. Man mache sich klar, was es bedeutet, wenn bis etwa 1770 nur höchstens 5% der Textproduktion erhalten ist, diese sich noch dazu überwiegend auf das Musiktheater beziehen, daß die bisherige Forschung zudem nur auf einen Bruchteil dieser erhaltenen 5% ihre allgemeinen Aussagen gegründet hat. So müßte denn - um nur ein revolutionäres Ergebnis der Meyerschen Arbeit zu nennen - der bis heute allenthalben kolportierte Unsinn, der den literarisch produktiven protestantischen Norden dem unproduktiven katholischen Süden gegenüberstellt, im Anblick des Materials in sich zusammenfallen. Tatsächlich hat dieser Unsinn eine konfessionell-forschungsgeschichtliche Methode: die von Gottsched und Lessing begonnene Vernachlässigung der katholischen Produktion im allgemeinen, der nicht-deutschen Texte im besonderen, hat seine systematische Fortsetzung in den Bücherverzeichnissen von Heinsius und Kayser gefunden, seine Kanonisierung schließlich im Goedeke.
Hans-Albrecht Koch