Kompendium von handbreiter Dicke, zu deutsch: ein Trumm, gilt es
zu bestaunen, das die Oxford University Press den Frauen der Feder der
Vereinigten Staaten gewidmet hat. Herausgegeben von zwei engagierten
Professorinnen, Cathy N. Davidson und Linda Wagner-Martin, finden sich
auf 1021 Seiten (darin ein 40seitiges Register, das keine Wünsche
offen läßt) Einträge von etwa 500 Beitragenden; kurze biographische
Einträge, Definitionen feministischer Terminologie, Beschreibungen zu
den verschiedenen Gruppierungen in unterschiedlichen Frauenbewegungen
und Richtungen feministischer Theorie, Kritik usw. Die Einträge selbst
sind mit einem hinreichenden Verweisungsapparat ausgestattet und
werden jeweils von einer auf aktuellem Stand befindlichen, kurzen
Bibliographie beschlossen.
Dank den Herausgeberinnen sind die treffenden Charakteristika
'umfassend' und 'authoritativ' im vorliegenden Fall einmal nicht
gleichbedeutend mit schwerfälliger Behutsamkeit und schwerverdaulicher
Schreibe (zu den Nachteilen später). Es gelingt ein Gang durch den
Fundus US-amerikanischer, feministischer Kulturgeschichte, der
mithilft, ein von feministischen Theoremen geprägtes
literaturwissenschaftliches Vokabular einzuüben und den neuen Argot
(wie performativity und gynocritical) zu verstehen.
Die große Zahl der Beitragenden führt in der Gesamtheit jedoch zu
einer offensichtlich unredigierten stilistischen Vielfalt: man findet
im besten Sinne enzyklopädische Einträge, während allgemeinere Themen
wie Girlhood oder Beauty zur Plattform von Plaudereien werden. Die
Erläuterung zu storytelling ist eine umfangreiche Ich-Erzählung mit
dem vierjährigen Sohn der Beitragenden als Hauptdarsteller. Dagegen
werden die so gerne vernachlässigten Textbereiche außerhalb des
formal-literarischen Inventars wie Briefe, Tagebücher, Gebetsammlungen
und auch Kochbücher mit informativen Überblicken in den Kontext
wissenschaftlicher Elaboration gestellt.
Entstanden ist kurzum ein Schmöker, der einlädt, von Eintrag zu
Eintrag zu wandern, bei solchen im Plauderton sich festzulesen - um
ihn dann jedem Studierenden als Hinführung zum Thema wärmstens zu
empfehlen.
Rudolf Nink
- [1]
- Eigentlich zwei an der Zahl: als quasi Begleitband zum Companion
erschien, von denselben Herausgeberinnen, The Oxford book of women's
writing in the United States / ed. by Londa Wagner-Martin ... - Oxford
: Oxford University Press, 1995. - X. 596 S. - ISBN 0-19-508706-2 :
œ20.00, $30.00.
- Wie im Companion ist man auch hier nicht auf formal-literarische Texte
festgelegt. Erwähnt seien zwei Schmankerl: die politischen Satiren von
Marietta Volley (1836 - 1926), die zu ihrer Zeit so bekannt war wie
Mark Twain, sowie The captain's lady's cookbook von 1871, in dem eine
dankbare Gattin die Heimkehr ihres Mannes mit der Aufnahme von dessen
Jamaica schrimp feiert.
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