Ein groß angelegtes Unternehmen, das diese Lücke schließen soll,
stellt das seit Anfang der 70er Jahre unter der Schirmherrschaft des
Comité International d'Histoire de l'Art erscheinende Glossarium artis
dar. Es war ursprünglich als deutsch-französisches Wörterbuch
konzipiert und soll die Kunst in thematisch abgeschlossenen Bänden
behandeln.[2] Einzelne Bände liegen inzwischen bereits in zweiten oder
gar dritten Auflagen vor. Soweit es sich bei den zweiten Auflagen
nicht einfach um unveränderte Nachdrucke handelt, sind sie ebenso wie
die dritten Auflagen vollständig neu bearbeitet und erweitert, da
jetzt nicht nur die englischsprachige Terminologie berücksichtigt
wird, sondern ausführlichere Definitionen geboten werden; daß auch
dank der Fortschritte der Textverarbeitung das Layout verbessert
wurde, sei eigens erwähnt. Die Grundkonzeption des Werks ist
allerdings weiterhin unverändert. Es handelt sich um ein systematisch
angelegtes fachterminologisches Wörterbuch mit Normcharakter,[3] wobei
die bisher erschienenen Bände einen Schwerpunkt in den Bereichen
Architektur, Städtebau und Denkmalpflege setzen. Das Vokabular des
vorliegenden Bandes, der sich insbesondere an Denkmalpfleger wendet,
behandelt das Thema "Baudenkmal" in folgenden systematischen Teilen:
1. Baudenkmäler; 2. sonstige Denkmäler; 3. Bauwesen, Denkmalpflege und
Denkmalschutz; 4. Inventarisation; 5. Objekte der Inventarisation; 6.
Bewertungskriterien. Innerhalb dieser sechs Gruppen sind die
deutschsprachigen Begriffe alphabetisch geordnet, wobei allerdings
wider die alphabetische Ordnung "Nester" gebildet werden; so sind z.B.
im Kapitel 3 unter dem Hauptlemma Restaurierung die folgenden
Sublemmata aufgeführt: Außenrestaurierung; Gesamtrestaurierung:
Innenrestaurierung; Restaurierung, dokumentierende; Restaurierung,
historisierende; Restaurierung, integrale. Darauf folgt als nächstes
Hauptlemma im Alphabet Restaurierungsbericht.
Den Hauptlemmata - Substantiva im Deutschen und Französischen sind mit
Genusangaben versehen - sind in den meisten Fällen Definitionen
beigegeben. Im gewählten Beispiel enthält die Definition auch einen in
seiner Knappheit unbefriedigenden historischen Abriß und dazu ein
Zitat aus einem französischen Werk des 19. Jahrhunderts; auch die
beiden darauf folgenden französisch- bzw. englischsprachigen
Übersetzungen des Hauptlemmas sind mit Zitaten versehen.[4] Beim
Hauptlemma wird erforderlichenfalls auf synonyme und verwandte
Begriffe verwiesen. In den wenigen Fällen, in denen einem deutschen
Begriff mehrere Termini einer Zielsprache entsprechen, wird dort
allerdings auf eine Differenzierung verzichtet, ein Verzicht, der
akzeptabel erscheint, da es sich eher um stilistische als um
inhaltliche Varianten handelt. Das Wörterbuch enthält auch relativ
zahlreiche Skizzen, doch scheinen diese zumindest in der gebotenen
Auswahl in manchen Fällen für ein Fachpublikum verzichtbar zu sein.
Beigaben u.a.: Muster von Fangblättern ("Vordrucke für die
Inventarisierung ...") und anderen Hilfsmitteln der Inventarisierung;
Verzeichnis der zitierten Literatur; Ortsregister für die Abbildungen
(das entbehrlich erscheint). Das dreiteilige Register -
deutsch-französisch-englisch, französisch-deutsch und englisch-deutsch
- beschränkt sich auf reine Wortgleichungen ohne Definitionen. Es
ermöglicht das gezielte Auffinden der Begriffe in allen drei Sprachen,
ohne daß man sich in die Systematik vertiefen muß. Diese hat ihren
unbestreitbaren Wert für den Fall, daß man sich systematisch in die
Terminologie eines Teilgebietes einarbeiten möchte. Obwohl das
Glossarium artis noch weit davon entfernt ist, alle Bereiche der Kunst
zu behandeln, ist es ohne Alternative auf dem Gebiet mehrsprachiger
terminologischer Wörterbücher zur Kunst.
Angela Karasch / sh
Zurück an den Bildanfang