Gegenüber der letzten Freiburger Ausgabe von 1988 ist die neue um über
40 auf nunmehr 130 ausgewertete gedruckte Handschriften-Kataloge
angewachsen. Zu bedauerndes Manko, wenn auch vom Herausgeber
begründet, ist der Entschluß, die in der DDR erarbeiteten Kataloge
nicht heranzuziehen; sie sollen aber in künftige Datenbankversionen
einbezogen werden.[4]
Über die Relevanz und unabdingbare Notwendigkeit derartiger
Verzeichnisse für die Mediävistik im allgemeinen und für die
Handschriftenkunde im besonderen braucht nicht eigens berichtet zu
werden. Daß die Zahl der für die Handschriftenforschung relevanten
Hilfsmittel und Editionen im und aus dem elektronischen Bereich
zunimmt, ist zunächst eine erfreuliche Entwicklung. Doch die zum Teil
immensen Kosten für komfortable Editionen oder Suchinstrumente auf
CD-ROM können längst nicht von allen Institutionen aufgebracht werden.
Auch fehlen vielerorts, insbesondere in den Handschriftenabteilungen,
PCs, die eine Recherche in diesen Datenbanken ermöglichen. Es wird
noch einige Zeit vergehen, bis allein die notwendige technische
Ausstattung selbstverständlich sein wird. So lange schließen
Mikrofiche-Ausgaben wie die hier zu besprechende zu einem - auch für
die kleinsten Abteilungen - erschwinglichen Preis eine große Lücke.
Daß "dieses Informationsmedium bei der Initienrecherche wegen der
Möglichkeit der 'Umgebungssuche' ... den heute angebotenen
elektronischen Medien noch weit überlegen ist",[5] mag in Einzelfällen
zutreffen, doch "eine vage Suche nach Ähnlichkeiten in listenförmig
angebotenen Informationen" ist auch in Datenbanken möglich. Bei der
Suche nach Verfasser und Titel wird man - egal mit welchem Hilfsmittel
- auch rechts und links suchen. Einen unübersehbaren Vorteil hat die
Mikrofiche-Ausgabe freilich unbestritten: jeder kann ohne Kenntnis
einer Retrieval-Sprache recherchieren.
Die Register der für den Gesamtindex ausgewerteten gedruckten Kataloge
werden in einem Initienregister und einem die Personen-, Orts- und
Sachlemmata enthaltenden Kreuzregister zusammengefaßt. Kurze, aber
informative Worte des Herausgebers führen in die Geschichte des Index
und die Mikrofiche-Ausgabe selbst ein.
Bei der Beurteilung eines Hilfsmittels solchen Umfangs kann es nicht
um ein detailliertes Auflisten der Fehler gehen. Doch einige
Ungereimtheiten, die gleich bei den ersten Versuchen auffielen, seien
genannt. Schriften von Reuchlin findet man sowohl unter Reuchlin,
Iohannes als auch Johannes Reuchlin, allerdings ohne wechselseitige
Verweisung. Bei der Eintragung unter Wyclif, Johannes erhält man den
Hinweis "siehe Johannes Wyclif". Ungeachtet dessen finden sich
unmittelbar anschließend Eintragungen unter Wyclif, John. Wäre hier
z.B. das Ende einer Spalte, so fände man nach dem Hinweis, man möge
unter Johannes Wyclif nachsehen, nur noch durch Zufall auch die
Eintragungen unter Wyclif, John. Bei John Mandeville wird verwiesen
auf Johann von Mandeville, Johannes von Mandeville und Mandeville,
John - zwar viele, aber leider nicht alle gebräuchlichen Varianten.
Diese wenigen Beispiele mögen genügen: Eine redaktionelle
Überarbeitung, angesichts der riesigen Datenmenge eine nicht zu
unterschätzende Aufgabe, hätte dem Einzelnen vor Ort einige
(Such-)Umwege erspart. Diese Kritik soll jedoch nicht die Leistung
schmälern. Der Nutzen des Gesamtindex überwiegt bei weitem die wenigen
Nachteile, die jeder, der sich einmal mit einem Initium oder einer
vagen Autorenangabe durch wenigstens 20 Kataloge gearbeitet hat, gerne
und dankbar in Kauf nimmt.
Marianne Riethmüller
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