Hier hilft eine von Andreas Kühne im Auftrag der DFG vorgenommene
Untersuchung über die Weiterführung des VD 16, deren allgemein
interessierende Ergebnisse 1994 veröffentlicht wurden,[1] sowie die im
folgenden besprochene Begleitpublikation, in deren Einleitung Kühne
u.a. in einem separaten Abschnitt auf Die Zahl der Ausgaben des 16.
Jahrhunderts aus dem deutschen Sprachbereich eingeht. Über den Umfang
der Buchproduktion in diesem Jahrhundert gab es bisher stark
voneinander abweichende Schätzungen. Nunmehr läßt dieser sich an Hand
des Grundwerks des VD 16 und der für das geplante Supplement bereits
angefallenen weiteren Titel viel besser abschätzen: Das VD 16 zählt im
Grundwerk 98.598 Einträge, die ca. 87.750 verschiedenen Ausgaben
entsprechen; das Supplement enthält darüber hinaus 17.000 Titel. Kühne
geht von einer Obergrenze von ca. 127.000 Ausgaben aus, hält aber eine
Zahl zwischen 120.000 und 121.000 für wahrscheinlicher (S. XVI
- XVII). Je nachdem, welche Zahl man zugrunde legt, wären im Grundwerk
und Supplement also bereits ca. 83% bzw. 86% aller Drucke
nachgewiesen. Für die Fortführung des VD 16 wurden daher - auf Grund
der Untersuchung von Kühne - vordringlich solche Bibliotheken
ausgewählt, deren Bestand auf Grund von Stichproben besonders
zahlreiche bisher noch nicht nachgewiesene Drucke einbringen würde.
Wenn es beim VD 16 ein Defizit gibt, so ist es die Tatsache, daß es
noch konventionell ohne Einsatz der EDV erstellt wurde. Daß dies beim
Start des Unternehmens wohl wirklich noch nicht anders möglich war,
schildert eindrucksvoll ein Beitrag von I. Bezzel und C. Fabian.[2] Auch
wenn diese Schwierigkeiten bis heute nicht restlos überwunden sind,
besteht doch die Aussicht, daß die im Supplement enthaltenen Titel in
MAB-gerechter Form digitalisiert werden können. Dabei sind die
Besonderheiten der Drucke des 16. Jahrhunderts in RAK ebenso zu
berücksichtigen wie die Erfordernisse der PND, damit die Einbringung
dieser Titel in die Verbundkataloge möglich ist.
Neben dem Supplement besteht eine bei der Herzog-August-Bibliothek
Wolfenbüttel geführte maschinenlesbare Besitzstandsdatei, die die
VD-16-Nummern als Identifikationsnummern verwendet und in der alle
weiteren Besitznachweise gespeichert sind. Diese Datei wird durch
bibliographische Elemente angereichert und verwendet dafür die
Kategorien, die für das Supplement vorgesehen sind, so daß später eine
Zusammenlegung beider Dateien möglich ist. Die wünschenswerte
Konversion des gesamten Grundwerks des VD 16 dürfte dagegen wohl wegen
der erheblichen Kosten in absehbarer Zeit nicht zu leisten sein.
Insgesamt haben jedoch die Planungen, die ganz auf eine Datenbank
abgestellt sind, Auswirkungen auf die ursprüngliche Publikationsform:
Abt. 2 sollte die Eintragungen unter weiteren beteiligten Personen und
unter den literarischen Beiträgern enthalten, Abt. 3 die nach
Druckorten mit Druckern und Verlegern. Diese Teile werden sich jetzt
nur noch als Register (hoffentlich mit Kurztiteln) und Verweisung auf
das Grundwerk und das Supplement realisieren lassen.
sh
Die Bibliographie zum Schrifttum des 16. Jahrhunderts entstand im
Rahmen einer von der Deutschen Forschungsgemeinschaft angeregten und
von der Universitätsbibliothek München betreuten Studie über die
Zukunftsperspektiven des VD 16, die allerdings "wegen des überwiegend
internen Charakters" nicht veröffentlicht wurde. Allerdings hat die
DFG empfohlen, wenigstens die dabei entstandene Bibliographie zu
veröffentlichen.
Ihr Inhalt basiert auf einer im Rahmen der o.g. Studie durchgeführten
Umfrage in 749 Bibliotheken, Archiven und Museen nach "gedruckten
Katalogen von Beständen des 16. Jahrhunderts". Die hierbei genannten
Werke bilden den Grundstock der Bibliographie, wobei den Institutionen
zahlreiche Hinweise auf Verzeichnisse kleiner, weniger bekannter
Bestände und Sondersammlungen zu verdanken sind. Zusätzlich wurde die
Liste der im VD 16 ausgewerteten Literatur aufgenommen, sowie weitere
Quellen ausgewertet: Die Bibliographie des Index Aureliensis, die
Bibliographie der Flugschriften von Köhler,[3] CD-ROM-Datenbanken wie
z.B. die Deutsche Bibliographie, Online-Datenbankdienste (u.a. REMARC
der Library of Congress) und ältere gedruckte Bibliographien der
Bibliographien für Drucke des 16. Jahrhunderts. Bibliographien bis zum
19. Jahrhundert, die nur noch historischen Wert besitzen, wurden
dagegen nicht berücksichtigt. Ansonsten wird über die
Auswahlprinzipien nichts gesagt, so daß man sich über die
Berücksichtigung mancher Titel ebenso wundert,[4] wie über das Fehlen[5]
vieler anderer. Insbesondere wären eindeutige Aussagen über die
Berücksichtigung bzw. Nichtberücksichtigung von Personalbibliographien
und von Fachbibliographien einerseits sowie von Bibliothekskatalogen
für alte Drucke ohne speziellen Bezug auf das deutsche Sprachgebiet[6]
andererseits erforderlich gewesen. Daß die Titel nicht annotiert sind
- was bei der Verzeichnung aus zweiter Hand nicht verwundert -, ist
natürlich gleichfalls ein Mangel.
In der Einleitung gibt Kühne einen knappen historischen Überblick über
die bibliographische Erforschung des 16. Jahrhunderts von Conrad
Gesner[7] über Georg W. Panzer und Josef Benzing bis zum VD 16 (S. X
- XIII). Der folgende Abschnitt über die Problematik, die tatsächliche
Zahl der im deutschen Sprachbereich im 16. Jahrhundert erschienenen
Drucke zu ermitteln (S. XIII - XVIII), wurde bereits erwähnt.
Im Hauptteil werden 1305 durchnumerierte Bibliographien und Kataloge
in alphabetischer Folge nach Verfasser oder Sachtitel (letzteres auch
für Urheberwerke) aufgeführt, und zwar sowohl selbständige als auch
unselbständig erschienene Werke. Die Titelaufnahmen nennen Verfasser
bzw. Urheber, Sachtitel, Erscheinungsort und -jahr, bei
unselbständigen Werken zusätzlich Band, Jahrgang und Seitenzahl der
Quelle; um so unverständlicher ist es, daß die Umfangsangabe bei
Monographien fehlt; auch sonst wirken die Titelaufnahmen reichlich
freihändig - z.B. bei den Bandaufführungen - und man fragt sich, warum
der Bearbeiter sich nicht zumindest formal an RAK-WB angepaßt hat. Bei
Bibliographien, die im VD 16 zitiert werden, ist das dort verwendete
Sigel angegeben.
Die Register wurden mit Hilfe eines EDV-Programms erstellt, so daß
"Namen von Autoren, Herausgebern, erwähnten Personen, Stichworte und
geographische Orte lückenlos erfaßt" wurden. Leider wurden Urheber und
beteiligte Körperschaften hierbei nicht berücksichtigt. Die im
folgenden genannten Register, die auf die laufende Nummer verweisen,
hätten mit Erläuterungen versehen sein müssen, die über den genauen
Inhalt Auskunft geben sollten: 1. Register der Verfasser und
Herausgeber; 2. Personenregister, d.h. der in den Titeln der
Bibliographien erwähnten Personen, v.a. also der Drucker und der
Empfänger von Personalbibliographien; 3. Ortsregister, d.h. Register
der in den Sachtiteln genannten Geographica: es handelt sich dabei
sowohl um Bibliotheks- als auch um Druckorte; 4. Sachregister
(Schlagwortalphabet). Die Register 2 und 3 sind rein mechanisch auf
Grund der Titel erstellt: Wenn ein Drucker im Titel sowohl mit Namen
als auch mit Druckort genannt ist, erfolgen Eintragungen in beiden
Registern, ansonsten nur in einem der beiden; das bedeutet, daß im
Ortsregister keineswegs alle einschlägigen Bibliographien nachgewiesen
werden. Beigaben: 1. Abbreviaturenregister (d.h. der in der
Bibliographie angegebenen Zitiertitel des VD 16); 2. Verzeichnis von
376 deutschen Bibliotheken mit einem Bestand von mindestens 100 Bänden
(hier werden Ausnahmen bei kleinen aber bemerkenswerten Beständen
zugelassen) aus dem 16. Jahrhundert im Ortsalphabet mit Adreßangaben,
Anzahl der Titel aus dem 16. Jahrhundert insgesamt und ggf. bei
bedeutenden Sammlungen detailliert nach Sprache und Sonderbeständen;
letztere hätten eine Erschließung über ein Register verdient; 3. Liste
der im VD 16 verwendeten Bibliothekssigel in alphabetischer Folge.
Selbst wenn die vorliegende Bibliographie der in Bd. 22 (1995) des VD
16 enthaltenen, die keinen Eigenwert beansprucht, überlegen ist, kann
sie ihren Charakter als Abfallprodukt der genannten Studie nicht
verleugnen. Vor einer Veröffentlichung hätte sie gründlich
überarbeitet werden sollen, um die oben genannten Mängel zu beheben.
Sabine Baudoux / sh
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