Der Hauptteil des Katalogs der Drucke des 16. Jahrhunderts mit 454 durchnumerierten Titeln besteht aus einem Verfasser-/Sachtitelalphabet. Die Titelaufnahmen (nach Afnor Z44-074) wurden nicht diplomatisch getreu erstellt, veraltete Schreibweisen wurden - außer bei Groß-/Kleinschreibung und u/v - nicht modernisiert und der Titel nur bei Überlänge gekürzt. Außer dem Impressum (im Wortlaut der Vorlage) werden noch Seitenzahl, bibliographisches Format und die Signatur angegeben; beim Erscheinungsjahr und bei der Umfangsangabe werden römische Zahlen in arabische umgesetzt und ungezählte Seiten manchmal gar nicht angegeben. Ermitteltes erscheint in eckigen Klammern. Die Annotationen geben bibliographische Nachweise, erwähnen Besonderheiten des Drucks wie Druckermarke und Frontispiz und Besonderheiten der Exemplare wie Einband, Exlibris oder handschriftliche Vermerke.
Die drei Register verweisen unter Angabe von Kurztitel und Erscheinungsjahr auf die laufende Nummer: 1. Druckorte (alphabetisch), innerhalb nach Drucker und Druckjahr (mit über 300 Nummern führt Venedig bei weitem vor den 27 anderen, größtenteils italienischen Druckorten; 2. Drucker/Verleger mit Angabe des Druck-/Verlagsorts; 3. Erscheinungsjahre.
Von den 454 Titeln konnten immerhin 87 der vollständig (ohne Lücken)
vorliegenden Drucke in den zitierten Bibliographien nicht nachgewiesen
werden. Bei einem Vergleich mit dem bisher erst bis zum Buchstaben CH
gediehenen italienischen Gesamtkatalog der cinquecentine[1] fehlten in
diesem auch 4 von 17 möglichen Titeln. Insofern hat der vorliegende
Katalog trotz seiner insgesamt geringen Zahl an Einträgen einen
gewissen bibliographischen Wert, auch wenn er offensichlich in
Einzelheiten nicht immer zuverlässig ist.[2]
Der 1995 erschienene Katalog für die italienischen Drucke des 17.
Jahrhunderts führt 555 Titel des Fonds Boullier auf. Da Aufbau und
Register dem Katalog für das 16. Jahrhundert entsprechen, kann auf das
vorstehend Ausgeführte verwiesen und es braucht hier nur auf die
Besonderheiten eingegangen zu werden: Im Hauptteil ist amtliches
Schrifttum unter der Körperschaft aufgeführt; ein zusätzliches
Register der Illustratoren verweist auf die laufende Nummer des
Hauptteils und gibt jeweils an, um welche Art von Illustration es sich
handelt (z.B. Porträt, Frontispiz, Karte etc.); die Konkordanz
zwischen den Signaturen und den laufenden Nummern hätte man sich auch
für den anderen Katalog gewünscht.
Von den 555 Titeln sind hier 85 ohne weiteren bibliographischen
Nachweis. Allerdings wurde unverständlicherweise der einschlägige
Katalog der British Library[3] mit seinen ca. 13.500 Titeln vom
Bearbeiter nicht herangezogen, wohl aber das Répertoire ... von
Michel[4] mit ca. 16.000 Titeln.
Es spricht für den bibliographischen Wert des Katalogs, wenn er über
diese Bibliographien hinaus weitere Drucke nachweist, was vor allem
auf Drucke aus und über Venedig zutrifft, zumal er im Gegensatz zum
Répertoire ... auch Anonyma und nicht-italienischsprachige Drucke
verzeichnet. Zahlreiches (amtliches) Kleinschrifttum ist dabei dem
besonderen Forschunginteresse Boulliers an Venedig zu danken.
Wegen dieses Schwerpunkts der Sammlung gibt das Vorwort zum Katalog
für das 17. Jahrhundert einen ausführlichen Überblick über die
venezianische Druckgeschichte. In der Buchproduktion spiegeln sich die
Ereignisse, wie z.B. die Einführung des "Index der verbotenen Bücher"
sowie allgemein die Blütezeit und der Niedergang Venedigs wieder. So
wird durch Boulliers Bibliothek ein Ausschnitt der venezianischen
Geschichte sehr gut dokumentiert.
Ein weiterer Katalog der Sammlung für die Drucke des 18. Jahrhunderts
wird im Vorwort bereits angekündigt.
Esther Sturm
Zurück an den Bildanfang