Aufgebaut wurde der Bestand seit 1580, dem Gründungsjahr des Jesuitenkollegs in Molsheim, dem die Bibliothek angeschlossen war. Parallel zur Entwicklung von der Jesuitenschule zum Priesterseminar, das 1683 nach Straßburg verlegt wurde, wuchs der Bestand der Bibliothek. Er wurde u.a. durch die Privatbibliotheken von Hieremias Rapp, Joannes Pistorius, Ulric Obrecht und André Raess erweitert. Durch die Zugehörigkeit der Ortenau zur Diözese Straßburg gelangten auch zahlreiche deutsche Drucke in den Bestand der Bibliothek.
Verluste entstanden durch Konfiszierungen im Verlauf der französischen Revolution und durch unsachgemäße Auslagerung während der beiden Weltkriege. Trotzdem blieb ein beachtlicher Bestand theologischer, aber auch philosophischer und naturwissenschaftlicher Literatur erhalten. Insgesamt besitzt die Bibliothek 120.000 Bände, davon ca. 3000 Handschriften und Urkunden; die Zahl der vor 1800 erschienenen Drucke beträgt ca. 30.000, darunter befinden sich 237 Inkunabeln sowie 3361 Drucke des 16. Jahrhunderts.
Der Hauptteil des Katalogs ist alphabetisch angelegt. Die durchnumerierten Titelaufnahmen enthalten die üblichen bibliographischen Angaben wie Verfasser, Titel, Erscheinungsort, Drucker/Verleger, Erscheinungsjahr, Umfang und bibliographisches Format und zusätzlich gemessene Größe. Des weiteren werden die Signatur, Provenienzen und - in Auswahl - Hinweise auf besondere Einbände sowie enthaltene Exlibris angegeben. Die Titelaufnahmen erfolgten offensichtlich nach Autopsie, doch hat der Bearbeiter leider keine weiteren Ermittlungen in einschlägigen Bibliographien vorgenommen. Bedauerlicherweise werden die Titel nur in gekürzter Form wiedergegeben, demnach natürlich auch ohne Angabe des Zeilenbruchs.
Der Erschließung dienen zwei Register, die beide auf die laufenden Nummern des Hauptteils verweisen. 1. alphabetisches Register der Druckorte mit den dort tätigen Druckern; da einige Drucker mit z.T. über 90 Einträgen vertreten sind, wäre es sinnvoll gewesen, die Nummern nach Erscheinungsjahren zu gliedern, um die Suche zu erleichtern; nachteilig ist auch, daß das Register bei mehreren beteiligten Druckern nur den erstgenannten berücksichtigt. 2. Register der Provenienzen, alphabetisch nach Orten und innerhalb nach Besitzern geordnet; auch hier wäre eine weitere Untergliederung sinnvoll gewesen, um z.B. die über 400 Einträge unter CollŠge des Jésuites in Molsheim sinnvoll zu gliedern.
Der Verfasser weist im Vorwort selbst darauf hin, daß der Katalog höheren bibliographischen Ansprüchen, wie man sie an einen Katalog alter Drucke stellen muß, nicht gerecht wird. Vielmehr soll der Katalog ein praktisches Arbeitsinstrument darstellen; und tatsächlich eignet er sich als sinnvolles Nachschlagewerk für die Bestandsgeschichte der zahlreichen in die Bibliothek eingeflossenen Sammlungen.
Sabine Baudoux / Esther Sturm