Der Anspruch definitorischer Präzision verleitet offensichtlich dazu, unter Verzicht auf einleitende, überblicksartige oder auch wertende Passagen einfachhin mit der begrifflichen Erörterung zu beginnen, so als könne man ganz darauf verzichten, den Leser für die Lektüre noch eigens zu gewinnen. Als Beispiel soll der Artikel Bewußtsein herangezogen werden. Der gut 5 Sp. umfassende Artikel setzt unmittelbar mit der begriffsgeschichtlichen Darstellung ein, dann wird der Begriff in systematischer Absicht diskutiert. Das ist in der Sache wohl zutreffend, nur bezweifelt der Rezensent, daß die Ausführungen außerhalb des fachphilosophischen Diskurses verstanden werden können: "Gegen Versuche der Identifikation intentionaler mit physikalischen Zuständen wird eingewandt, daß die Rationalität propositionaler Gehalte einen normativen Aspekt impliziere (D. Dennett)." (S. 73). Nebenbei wird deutlich, daß das Konzept, auf Personenartikel gänzlich zu verzichten, hier deutlich an Grenzen stößt, wenn - im Kontext bewußtseinstheoretischer Diskussion ganz zu Recht - Wolff, Descartes, Leibniz, Kant zwar genannt werden, entsprechende Einträge zu den Personen aber nicht vorgesehen sind. Spürbar wird dieser Mangel insbesondere da, wo Einträge, wie z.B. unter Platonismus, Hegelianismus, Neuthomismus, Neukantianismus, eine Skizze von Leben und Werk der diese Schulen prägenden Figuren doch voraussetzen. Hier wäre ein Register genannter Personen eine hilfreiche Ergänzung. Im Artikel Euthanasie werden weder die Verfechter der konkurrierenden Positionen in der aktuellen Kontroverse genannt noch die einschlägigen Publikationen verzeichnet. Auch läßt der Versuch, Sachverhalte möglichst nüchtern, wertungsfrei und damit unverfänglich zu referieren, einzelne Beiträge zur bloßen Textparaphrase erstarren. Der knapp 14 Zeilen zählende Artikel zu Entwurf besteht zur Hälfte aus einem Heidegger-Zitat aus Sein und Zeit, dem lediglich eine Textparaphrase vorangestellt wird: "Entwurf, Ausdruck für die existenziale Verfassung des Menschen als eines Seinkönnens. Da der Mensch im Bewußtsein seiner Möglichkeiten immer schon mehr ist, als er faktisch verwirklicht hat, kennzeichnet sich sein Sein als Entworfenheit auf seine Möglichkeiten hin. Bei Heidegger bedeutet E. die im Verstehen sich vollziehende Erschlossenheit des Daseins als In-der-Welt-Seins. 'Der Entwurf ist die existenziale Seinsverfassung des Spielraums des faktischen Seinkönnens. ... Dasein versteht sich immer schon und immer noch, solange es ist, aus Möglichkeiten. ... Das Verstehen ist, als Entwerfen, die Seinsart des Daseins, in der es seine Möglichkeiten als Möglichkeiten ist' (Sein und Zeit, 31)." Solchen Einträgen kann allenfalls eine illustrative, keinesfalls eine noch explikative Funktion zugebilligt werden. Daß - kommentarlos - auf einen Eintrag zu Philosophie als Oberbegriff verzichtet wurde, sei hier nur mit Verwunderung registriert. Verweisungen werden mit Absicht sparsam verwendet, der bibliographische Teil zitiert die Kurztitel der wichtigen Primär- und neueren Sekundärliteratur. Ein Register gibt es nicht.
Das Metzler-Philosophie-Lexikon ist ein im ganzen wohl zuverlässiges, aber unauffälliges Nachschlagewerk, das, konzeptionell zu eng angelegt, die Vermittlungskompetenzen einer Reihe ausgewiesener Autoren nicht auszuschöpfen vermag.