Während Benzing in letzterem Bereich besonders erfolgreich war und in den meisten Fällen das letzte Wort gesprochen hat, war das bei sonstigen Ergänzungen und vor allem auch bei neu auftauchenden Drucken oder Druckvarianten nicht in gleicher Weise zu erwarten. Hier übernahm Benzings Mitarbeiter an der 1. Aufl. der Lutherbibliographie, Helmut Claus, die Führung und legte zusammen mit M. A. Pegg 1982 seine Ergänzungen zur Bibliographie der zeitgenössischen Lutherdrucke[1] vor. Ziel dieser Bibliographie war es, bei Benzing fehlende Drucke erstmals zu verzeichnen, von Benzing nur kurz und ohne Autopsie aufgeführte Drucke ausführlich zu beschreiben, neue Druckerzuweisungen und sonstige Korrekturen vorzunehmen und schließlich auch neue Besitznachweise nachzutragen. Sinnvollerweise wurden die Korrekturen so knapp wie möglich gehalten und selbstverständlich nach den Benzing-Nummern aufgeführt, wobei neue Ausgaben mit Hilfe von angehängten Kleinbuchstaben in die Folge der Benzing-Nummern eingegliedert wurden. Im Anhang findet sich ein Bildteil mit Hinweis auf die laufende Nummer im Hauptteil sowie verschiedene Register (zu diesen s.u.).
1989 erschien ein photomechanischer Neudruck der Lutherbibliographie, nunmehr - im Hinblick auf die damals bereits vorgesehene Erweiterung durch einen zweiten Band mit den Ergänzungen von Claus nach dem neuesten Stand - als Bd. 1 gezählt. Der Nachdruck, der nunmehr auch den in der Ausgabe von 1966 nur im Vorwort erwähnten Claus als Mitverfasser auf dem Titelblatt ausweist, ist bis auf kleine Korrekturen (z.B. bei den Überschriften) im Hauptteil unverändert, läßt aber den ganzen Registerteil weg, da dieser völlig neu bearbeitet den Bd. 2 beschließt. Bd. 2, der nicht zuletzt wegen Ereignissen im Gefolge der Wiedervereinigung erst 1994 erscheinen konnte, setzt die Ergänzungen ... 1982 als selbständigen Teil der Bibliographie voraus und wiederholt sie nicht in allen Einzelheiten, sondern oftmals nur in gekürzter Form; es sind jedoch alle Ergänzungen und Verbesserungen zum Grundwerk enthalten. Für Bd. 2 konnten sowohl das VD 16 als auch das Manuskript des bis heute nicht im Druck erschienenen, von Maria von Katte bearbeiteten Katalogs der Lutherdrucke in der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel berücksichtigt werden.
Der Hauptteil ordnet nach den Benzing-Nummern: angeführt sind alle Ergänzungen und Korrekturen, so vor allem die VD 16-Nummern und weitere Besitznachweise, die sich keineswegs auf deutsche Bibliotheken beschränken. Mit einem Asteriskus markierte Nummern verweisen auf die Ergänzungen von 1982, erstmals (und dann ausführlich, u.a. mit Angabe der Lagenformel) verzeichnete Drucke sind mit zwei Sternchen vor der Nummer markiert.
Eine wesentliche und über die Lutherbibliographie von 1966
hinausgehende Ergänzung stellt der chronologisch geordnete Anhang
Bibel und Bibelteile in Luthers Übersetzung 1522 - 1546 dar. Die Titel
sind in äußerster Knappheit, aber mit Angabe von Druckort, Drucker und
Jahr zitiert, was genügt, da die Nummer der WA sowie die des VD 16
zitiert sind.[2] Innerhalb eines Jahres sind die Titel durchnumeriert
und auf die aus beidem gebildete Identifikationsnummer verweist das
separate Register (S. 340 - 345) nach Druckorten und innerhalb nach
Druckern.
Bd. 2 wird beschlossen von einem Konkordanzen- und einem Registerteil,
die die entsprechenden Teile der Ausgabe von 1966, die im Nachdruck
von 1989 weggelassen wurden, ersetzen. 1. Konkordanz zur WA (S. 346
- 355) und 2. zum VD 16 (S. 356 - 393). Das Register der Drucker und
Verleger (S. 394 - 423) besteht aus zwei Teilen: dem Namenverzeichnis,
innerhalb nach Druckorten, falls der Drucker an verschiedenen Orten
gewirkt hat und weiter chronologisch mit Angabe der
Benzing/Claus-Nummern; Nummern für Drucke, in denen sich der Drucker
nennt, sind fett gesetzt; der zweite Teil erschließt den ersten nach
den Druckorten, innerhalb geordnet nach Druckern und zwar
chronologisch nach dem frühesten Jahr ihres Auftretens am jeweiligen
Ort. Das Titelregister (S. 424 - 457) ordnet alle Werke unter
Übergehung der Artikel am Anfang (und unter Auslassung von Titulaturen
u.ä.) nach gegebener Wortfolge.
Zusammen mit dem Ergänzungsband bleibt die Lutherbibliographie
- nunmehr auf den neuesten Stand gebracht - die Standardbibliographie
für Luthers Werke. Bedauernd sei allerdings festgestellt, daß die
immerhin bestehende Möglichkeit nicht genutzt wurde, die Eintragungen
im Grundwerk mit denen des Ergänzungsbandes zu kumulieren: selbst wenn
eine völlige Neuerfassung des Hauptbandes nicht zu leisten war, würde
eine im Wege der Reprokumulation hergestellte Bibliographie die
Benutzung wesentlich erleichtern. Trotz der unbestreitbaren Verdienste
der Lutherbibliographie von Benzing/Claus ist weiterhin "in der
Lutherbibliographie noch längst nicht das letzte Wort gesprochen" (Bd.
1, S. IX), müßte sich eine definitive Lutherbibliographie doch aus der
letztlich immer noch bestehenden Ergänzungsfunktion zu anderen
Verzeichnissen (so vor allem der WA) lösen und völlig eigenständig
werden, d.h. mit ausführlichen Beschreibungen nach Autopsie, möglichst
vollständigen Bestandsnachweisen und angemessenen Registern. Darauf
werden wir allerdings wohl noch lange warten müssen, und bis dahin
wird die jetzt aktualisierte Lutherbibliographie unentbehrlich
bleiben.
Sabine Baudoux / sh
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