Natürlich ist den Autoren bekannt, daß man unter einem Russisten mehr verstehen muß, als einen Sprachwissenschaftler des Russischen (S. 3 ff.). Ihre Entscheidung für einen engen sprachwissenschaftlichen Begriff unter Einbeziehung hervorragender Sprachdidaktiker muß man akzeptieren, schon deshalb, weil bei der Zugrundelegung eines umfassenden Begriffs von Russistik das Buch nicht in der kurzen Frist von zwei Jahren hätte entstehen können, da es dann auch drei bis vier Mal so umfangreich hätte werden müssen. Dagegen, daß die Daten, wie es internationaler Gepflogenheiten entspricht, mittels Fragebogen erhoben wurden (S. 330), ist nichts einzuwenden, zumal im biographischen Bereich kein Zwang zur Beantwortung bestand. Die Angaben zur wissenschaftlichen Karriere stehen im Vordergrund; von den Veröffentlichungen sind nur wenige ausgewählte Monographien genannt, dazu die Arbeitsschwerpunkte; am Schluß der Artikel ist die Adresse der Dienststelle angegeben.
Den Autoren war bewußt, daß es gerade in den Ländern, in denen
Slawistik als Fach existiert, wie in Deutschland, besonders schwer
ist, eine Auswahl zu treffen, weil ein Slawist sich hier nicht nur auf
das Russische konzentrieren kann, andererseits aber ohne Arbeiten zum
Russischen vorgelegt zu haben, auch kein Slawist wäre. Zweifellos ist
die Benutzung von MAPRJAL,[3] um an Namen zu kommen, legitim, aber nicht
ganz ausreichend. Für Deutschland/Österreich wäre die Auswertung von
Kürschners deutschem Gelehrtenkalender und der leider ins Stocken
geratenen Slawistenbibliographie[4] zu empfehlen. Generell ist zu
fragen, ob Slawisten, die eine russistische Habilitationsschrift
veröffentlicht haben,[5] nicht aufzunehmen wären, von anderen
Prüfungsarbeiten und Veröffentlichungen ganz zu schweigen.[6] Kempgen[7]
ist im Verzeichnis aufgeführt, fehlt aber in der Länderübersicht.[8]
Daß auf S. 297 rechts oben MAPRJAL zu KAPRJAL verkommt, fällt
angesichts der sonstigen Genauigkeiten des Werks zu erwähnen schwer.
Ein zweckmäßiges, nützliches Abkürzungsverzeichnis (S. 9 - 10) läßt
zudem diesem Druckfehler leicht auf die Spur kommen. Lobend ist die
konsequente Berücksichtigung des Berichtszeitraums bis 1994
hervorzuheben.
Dem Buch sind sechs leere Seiten "Für Bemerkungen" beigefügt. Man kann
sie ein gutes Stück weit brauchen, aber nur für Einzelheiten und
Lücken, nicht für Grundsätzliches, das mit viel Überlegung und Umsicht
behandelt ist. Dem Ziel, Information für Russisten zu liefern,
Kontakte zwischen ihnen herzustellen und ihre Zusammenarbeit zu
erleichtern (S. 3), dient die Arbeit so, daß wissenschaftliche
Bibliotheken nicht an ihm vorbei kommen können, wenngleich sie mit den
Autoren, denen Dank und Anerkennung für diese stimulans gebührt,
weitere Auflagen willkommen heißen werden.
Horst Röhling
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