Mit dem Zukauf der Sammlung Rüdiger Rückerts, des Herausgebers der Briefe Friedrich Rückerts, ist nicht nur ein wichtiges Zeugnis bürgerlicher und wissenschaftlicher Kultur des ausgehenden 18. und des 19. Jahrhunderts bewahrt worden, sondern auch einem großen Teil des lyrischen Nachlasses von Friedrich Rückert das Schicksal weiterer Zersplitterung erspart geblieben, das seinem verstreuten wissenschaftlichen Nachlaß widerfahren ist. Die Forschung hat allen Anlaß, dafür dankbar zu sein.
Nicht minder dafür, daß - nach lange zurückliegenden Ansätzen, über die in der Einleitung berichtet wird - nunmehr der erste Teil des Findinstruments zu der Sammlung Rückert vorgelegt wird, der sich auf den Dichter und Orientalisten Friedrich Rückert bezieht. Das gedruckte Inventar ist mit Hilfe der Datenverarbeitung erstellt; welches Programm eingesetzt worden ist, wird nicht mitgeteilt.
Das Inventar gliedert sich in vier Abschnitte: Werkmanuskripte, Briefe, Lebenszeugnisse und Bücher. Im ersten Abschnitt beschreibt Kreutner 268 Nummern. Konvolute von Werkmanuskripten werden dabei, sofern dies nicht an der Disparatheit des Materials scheitert, jeweils zusammenhängend als eine archivalische Einheit beschrieben. Die Anordnung folgt der in den Signaturen gespiegelten Provenienz. Im zweiten Abschnitt sind in chronologischer Folge 532 Briefe aus den Jahren 1811 - 1865 beschrieben. (Da sie nicht aus dem Nachlaß des Dichters, sondern aus den gewachsenen Sammlungen stammen, handelt es sich hier nicht um Briefe an, sondern um solche von Friedrich Rückert selbst.) Zu den Werkmanuskripten und Briefen finden sich jeweils Drucknachweise. Ebenfalls in chronologischer Ordnung werden die 72 zumeist unveröffentlichten Lebenszeugnisse verzeichnet.
Große Teile der wissenschaftlichen Bibliothek Friedrich Rückerts gelangten 1875 in die Königliche Bibliothek nach Berlin bzw. 1938 an die UB Münster. Ein anderer Teil kam mit der Sammlung Dr. Rüdiger Rückert an das Stadtarchiv Schweinfurt. Im vierten Teil der Veröffentlichung sind diese Bücher verzeichnet, allerdings nur, soweit sie aufgrund von Erbgängen, Annotationen, Anstreichungen usw. dem Dichter eindeutig zugeschrieben werden können. Das Verzeichnis folgt dem Alphabet der Autoren. Die Titelaufnahmen zeigen große Sorgfalt, weisen allerdings gelegentlich Uneinheitlichkeiten bei der Ansetzung antiker Autoren auf (z.B. S. 211: Plutarchi vitae ...). Den Aufnahmen sind informative bibliographische Notizen und natürlich die Signaturen beigefügt.
Konkordanzen zwischen Inventarnummern und Standortsignaturen und vice versa sowie genealogische Übersichten und ein Literaturverzeichnis beschließen das auch typographisch mustergültig gearbeitete Werk. Zu hoffen bleibt, daß der zweite Teil des Inventars bald folgen möge. Er wird u.a. solche Archivalien erschließen, die sich - mit den Teilnachlässen Bertuch/Froriep nach Schweinfurt gelangt - auf den berühmten Weimarer Verleger und Unternehmer Friedrich Justin Bertuch beziehen.
Hans-Albrecht Koch