Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus: Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 2/3
[ Bestand in K10plus ]
Voltaire
Siehe auch die Vorbemerkungen
- 96-2/3-259
-
Voltaire : die Werke ; zum 300. Geburtstag /
[Staatsbibliothek zu Berlin PK. Ausstellung und Katalog:
Siegfried Detemple]. - Wiesbaden : Reichert, 1994. - 272
S. : Ill. ; 19 cm. - (Ausstellungskataloge /
Staatsbibliothek zu Berlin PK : N.F. ; 10). - ISBN
3-88226-817-4 : DM 22.00 (Reichert), DM 15.00 (in der
Ausstellung)
- [2472]
In Berlin präsentierte die Staatsbibliothek einen Teil ihrer frühen
Voltaire-Ausgaben, eine trotz noch nicht wieder gutgemachter
Kriegsverluste, beachtliche Sammlung. Die Besonderheit dieser
Ausstellung liegt aber darin, daß sie auch Exemplare aus dem Besitz
Friedrichs des Großen einbezieht, teilweise zudem Widmungsexemplare,
die er in seinen Privatbibliotheken in Schloß Sanssouci, im Berliner
und Potsdamer Stadtschloß sowie im Neuen Palais in Sanssouci
aufbewahrte und deren Betreuung deshalb auch heute noch den
zuständigen Denkmäler-Verwaltungen obliegt. Für die Ausstellung wurden
ca. hundert Werke - "die berühmtesten natürlich, die lebens-, theater-
und wissenschaftsgeschichtlich bedeutsamsten" (S. 10) - ausgewählt und
in Ausgaben präsentiert, die zu Lebzeiten Voltaires erschienen sind
(eine einzige Ausnahme macht die bald nach Voltaires Tod erschienene
Kehler Ausgabe seiner sämtlichen Werke), dazu teilweise in Ausgaben,
die direkten Bezug zum Autor und zu Friedrich dem Großen haben. Die
Anordnung erfolgt chronologisch nach dem Jahr der Erstausgabe, auch
wenn diese nicht in Berlin vorhanden ist. Ein Titelregister ermöglicht
das gezielte Auffinden. Die Titelbeschreibung besteht aus der
diplomatischen Wiedergabe des Titelblatts unter Markierung des
Zeilenfalls, von Rotdruck und Buchschmuck, der Angabe des
bibliographischen Formats und der Signatur(en). Die Beschreibung des
Werkes (jeweils ca. 2 - 3 Seiten) besteht aus zwei Teilen: im ersten
geht der Katalogbearbeiter auf die literarische und historische
Bedeutung des Werkes ein, im zweiten auf die Druckgeschichte, wenn
diese Besonderheiten aufweist, sowie auf das ausgestellte Exemplar und
ggf. auf weitere Berliner Exemplare. Während die Ausführungen des
ersten Teils keine neuen Erkenntnisse bringen (was man von einem
Ausstellungskatalog auch nur ausnahmsweise erwartet) und auch die
Mitteilungen zur Druckgeschichte einschlägigen Publikationen entnommen
sind, enttäuscht der letzte Abschnitt, da man hier natürlich nicht nur
alle exemplarspezifischen Informationen zu den Berliner Exemplaren
erwartet hätte, sondern auch deren Vergleich mit Exemplaren anderer
Bibliotheken, was allein eine exakte Bestimmung ermöglicht hätte, die
lediglich an Hand von Katalogen und Bibliographien in Anbetracht der
komplizierten Druck- und Publikationsverhältnisse nur bedingt möglich
ist. Daß diese Arbeit im Rahmen der wie stets zu knapp angesetzten
Zeit für die Ausstellungsvorbereitung (S. 11) nicht geleistet werden
konnte (auch der Text der Beschreibungen hätte bei mehr Muße an
manchen Stellen geglättet werden können) ist verständlich, wenn auch
bedauerlich. So bleibt der Wunsch an die Staatsbibliothek zu Berlin,
wenigstens nachträglich einen Bestandskatalog des in Deutschland
sicher singulären Bestandes an Voltaire-Ausgaben in Berlin vorzulegen,
der allen Anforderungen der analytischen Druckforschung genügte und
darüber hinaus die z.T. illustre Provenienz und die besondere
Ausstattung der einzelnen Exemplare beschriebe und ggf. auch
abbildete.[1]
Frankfurt am Main
- [1]
- Von den nur vier Abbildungen im vorliegenden Katalog, neben einem
Voltaire-Porträt, einer Buchillustration und einem Titelblatt, ist
lediglich die vierte, eine handschriftliche Widmung Voltaires an
Friedrich, von besonderem Interesse. Auch über die Einbände erfährt
man nur in Einzelfällen etwas. Dafür reproduziert der Umschlag des
Katalogs einen verzierten rotledernen Einband der Zeit, ein hübscher
Einfall, während die Klebebindung nach kurzer Benutzung lose Blätter
freisetzt und einen rüde in die Gegenwart zurückholt.
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