Die Anlage, die sich nur wenig vom Vorgängerband unterscheidet, ist
der Personalbibliographie eines großen Autors adäquat: von den
insgesamt 3546 durchnumerierten Titeln entfallen 2456 auf die
allgemeine Voltaire-Literatur (Festschriften und Sammlungen;
Bibliographien und Buchgeschichte; Biographisches und
Gesamtdarstellungen; Komparatistisches; Einzelfragen), der Rest auf
die Werke (Sammlungen; Korrespondenz; Einzelwerke im Alphabet). Dieser
zweite Teil berücksichtigt sowohl die Ausgaben als auch die
Forschungsliteratur, wobei für erstere sinnvolle Auswahlkriterien
angewendet werden, die u.a. reine Textausgaben ohne editorisches
Beiwerk ebenso unberücksichtigt lassen,[4] wie unveränderte Auflagen im
selben Verlag. Den Abschluß bilden drei kurze Abschnitte zu
Voltaire-Feiern, Adaptionen und zur Ikonographie. Die Titelaufnahmen
sind mustergültig und auch bei nicht-englischsprachigen Titeln
zuverlässig; russische sind (ein von Besterman's World bibliography of
bibliographies her gut bekanntes Verfahren) in kyrillischer Type
gesetzt, "exotische", z.B. japanische, werden mit einem in eckigen
Klammern gesetzten Übersetzungstitel zitiert. Die Titel sind bei
Bedarf knapp mit faktischen Informationen annotiert; stets genannt
sind Rezensionen, sogar solche, die in Zeitschriften erscheinen, die
völlig außerhalb des Interesses der Voltaire-Forschung liegen,[5] was
man als Indiz für die Breite der bibliographischen Recherchen werten
kann, aus der man auf hohe Vollständigkeit schließen darf. Das
Verfasserregister (unter Ausschluß der Rezensenten) und das sehr gute
Sachregister verweisen auf die laufenden Nummern. Besonders erwähnt
sei die sorgfältige Typographie, die diesen Band ebenso auszeichnet
wie die anderen Publikationen der Voltaire Foundation.
Unverzichtbare Standardbibliographie zur Voltaire-Forschung, deren
baldige Fortschreibung man sich wünschte, da sie nicht nur die Ernte
des Voltaire-Jubiläums 1994 einbrächte, sondern dank ihrer
mehrjährigen Berichtszeit wesentliche Vorteile bei der
Literaturermittlung gegenüber den laufenden Jahresbibliographien zur
französischen Literaturwissenschaft hat.
In der Wertschätzung einzelner Werke Voltaires gibt es signifikante
Unterschiede zwischen seinen Zeitgenossen und den heutigen Lesern.
Während sich etwa Voltaires zahlreiche Tragödien im 18. Jahrhundert
erfolgreich auf den Bühnen behaupteten und Epen wie La Henriade oder
La Pucelle d'Orléans zahlreiche Auflagen erlebten, sind erstere
heutzutage bei Nichtphilologen "tot". Auch Candide ou l'optimisme war
zu Lebzeiten Voltaires sehr erfolgreich, wurde dann im 19. Jahrhundert
kaum beachtet, gehört aber in unserem Jahrhundert zu den am meisten
verbreiteten und rezipierten Werken Voltaires, mißt man den Erfolg an
der Zahl der Ausgaben und Übersetzungen und auch an der reichen
Sekundärliteratur.[6] Dieser anhaltende Erfolg des kleinen Werkes hat
Verleger seit dem 18. Jahrhundert, vor allem aber im 20. Jahrhundert
und hier insbesondere seit 1945 immer wieder veranlaßt, illustrierte
Ausgaben herauszubringen und dazu auch Künstler ersten Ranges zu
verpflichten. Der bibliophil aufgemachte Band The illustrated editions
of Candide geht diesem Erfolg nach, beschreibt einzelne, dem Verfasser
vorliegende Ausgaben und reproduziert daraus ausgewählte
Illustrationen, überwiegend schwarzweiß - z.T. in schlechter Qualität,
so vor allem bei den frühen Illustrationen von Chodowiecki und Moreau
- z.T. farbig auf eingeklebten Tafeln (auch hier z.T. schlecht, so
etwa der Gelbstich bei der Illustration von M. M. Prechtl, S. 53 im
Vergleich zum Original, S. 17 der Ausgabe bei der Büchergilde
Gutenberg). Die Interpretationen der Illustrationen durch den Autor
"are what they are" (so er selbst über die Illustrationen von Prechtl,
die er nicht sehr schätzt). Enttäuschend ist die Checklist, die den
Band beschließt (S. 61 - 68): sie nennt in chronologischer Folge der
Erstausgaben - 1778 (Chodowiecki) bis 1993 (Angela Barrett) - 106
illustrierte Drucke mit kürzesten Angaben: Künstler, Verlag,
Verlagsort und Jahr, Zahl und Technik der Illustrationen; gerade
letztere Angaben sind häufig unvollständig, da der Verfasser
zahlreiche Ausgaben nicht selbst einsehen konnte. Er hat vermutlich
auch nicht einmal alle "standard sources" (S. 61) ausgewertet, da die
Liste sonst um einiges länger ausgefallen wäre.[7] So ist z.B. nur eine
einzige Ausgabe, eine ungarische, aus den ehemaligen Ostblockländern
verzeichnet, und auch die Zahl der deutschen illustrierten Ausgaben,
die mit jetzt 23 einen guten zweiten Platz nach den französischen mit
53 und vor den amerikanischen mit 11 belegen, hätte sich bei einer
gründlichen Durchsicht der deutschen Nationalbibliographien und
spezieller Verzeichnisse vermehren lassen.
sh
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