Der literaturgeschichtliche Abriß ist wie angestrebt sehr komprimiert, woraus sich einige Verzerrungen und verkürzende Darstellungen erklären. Es ist hier nicht der Ort auf Einzelheiten einzugehen. Beispielhaft sei kurz das Kapitel zum siglo de oro betrachtet: Wittschier erklärt den Studierenden den Verfall der spanischen Universalherrschaft im 16. und 17. Jahrhundert sehr vereinfacht mit dem "Autoritätsverlust der Könige, die sich unsachgemäß beraten lassen" und "die Entscheidungsgewalt Günstlingen" überlassen. Ebenso ist die Feststellung, daß während dieser Zeit "viele kritische Literaturzeugnisse über äußerst unschöne Dinge geschrieben" wurden, nicht sehr deutlich (S. 56 - 57). Schließlich sollte die Erklärung, bei den spanischen corrales handele es sich um Hinterhoftheater wohl doch überdacht werden.
Der erste Teil des bibliographischen Anhangs bzw. Studienführers, der
als "Allgemeiner Teil" ausgewiesen ist, gibt Hispanistikstudenten ein
nützliches Arbeitsinstrument an die Hand. Neben der Auflistung von
Bibliographien und Textausgaben finden sich Angaben zu
Literaturgeschichten, Literaturtheorie, Frauen- und Exilliteratur
sowie gattungsspezifische Bibliographien und Literaturlexika. Die
Angaben überzeugen durch ihre Vollständigkeit und besonders durch ihre
Internationalität. Dem Benutzer wird somit auf den ersten Blick vor
Augen geführt, daß Hispanistik eine internationale Wissenschaft ist.
Den zweiten "Speziellen Teil" bilden nach Epochen geordnete
Bibliographien, die nach "Strömungen, Gattungen, Formen, Themen,
Autoren und Werken" gegliedert sind. In einem kurzen Vorwort stellt
Wittschier die in seinen Bibliographien klaffenden "`Lücken' im
Aufklärungszeitalter und im Jahrhundert der Romantik und des
Naturalismus" als Spiegel der aktuellen Forschungslage dar. Daß der
Autor jedoch bei seiner Aussage nicht den neuesten Forschungsstand
einbezogen hat, zeigt ein kurzer Blick in die letzten Supplemente von
Ricos Literatura y crítica. Das gesamte Informationsangebot wird in
diversen Registern und einem Abkürzungsverzeichnis der Zeitschriften
sinnvoll aufgeschlüsselt. Eine Gegenüberstellung von Wittschiers
Einführung und Studienführer und dem Studienhandbuch von Strosetzki
sollte erst nach einer Überarbeitung des literarhistorischen Abrisses
erfolgen. Der gut konzipierte bibliographische Teil kann Studierenden
aber schon jetzt empfohlen werden.[2]
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