Das Werk ist nach epochengeschichtlichen Kriterien in sechs Kapitel gegliedert, die von sehr unterschiedlichem Umfang sind. Während das 18. Jahrhundert stiefmütterlich auf knapp 17 Seiten dargeboten wird, nehmen die Ausführungen zum 20. Jahrhundert mit 149 Seiten fast die Hälfte des gesamten Werkes ein. Die vorgenommenen Gewichtungen setzen zwar deutliche inhaltliche Akzente, ihre Motivation bleibt jedoch im Dunkeln.
Die einzelnen Kapitel sind übersichtlich konzipiert: Auf einen kurzen
sozio-historischen Überblick und Erläuterungen zum Epochenbegriff
folgen kurze Abschnitte, die entweder mit gattungstypologischen oder
autorenbezogenen Titeln überschrieben sind. Den
gattungsgeschichtlichen Darstellungen werden Porträts der wichtigsten
Autoren und Werke zur Seite gestellt, die gelegentlich aufgrund ihrer
Kürze und ihres 'Telegrammstils' an Eintragungen in Literaturlexika
erinnern. Lediglich den 'Höhenkammautoren' sind längere Ausführungen
gewidmet. Zu zahlreichen Werken finden sich kurze Inhaltsangaben, die
im Vergleich zu Wittschier wesentlich prägnanter dargeboten werden.
Die zudem beigefügte beachtliche Anzahl von erhellenden Textzitaten,
die vielfach sowohl im Original als auch in Übersetzung zitiert
werden, geben dem Werk zwar einen gewissen Anthologiecharakter,
erfreuen sich aber bei Studenten großer Beliebtheit. Auf einige
Unstimmigkeiten und Verkürzungen einzelner Darstellungen wurde bereits
an anderer Stelle verwiesen, weitere Beispiele hinzuzufügen ist hier
nicht der rechte Ort.[1] Von großem Nutzen für das studentische Publikum
sind die am Beginn des Werkes stehende allgemeine Auswahlbibliographie
und die jeder Epoche und jedem Autor nachgestellte Kurzbibliographie.
Es handelt sich um gut ausgewählte Angaben, die nicht zuletzt aufgrund
der Nennung von kritischen Textausgaben überzeugen. Ein ähnliches
System wäre auch für das Studienhandbuch von Strosetzki wünschenswert
gewesen.
Angesichts des begrenzten Umfangs ist Franzbachs Buch eine gelungene
Synthese, die aber nicht unter dem irreführenden Label
Literaturgeschichte laufen sollte. Eine vergleichende Betrachtung
zwischen Franzbachs Leitfaden und Strosetzkis Studienhandbuch ist
wenig angebracht, da beide Werke zu unterschiedliche Funktionen
erfüllen. Während Strosetzki eine wirkliche Geschichte der spanischen
Literatur intendiert, kann Franzbachs Werk Studierenden auf der Suche
nach einem ersten Überblick zur schnellen Orientierung empfohlen
werden. Da Franzbachs Überblick zudem in einer sehr preiswerten
Ausgabe erscheint, würde die Anschaffung beider Werke das studentische
Budget nicht über die Maßen belasten.
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