Ein Ziel der beiden hier besprochenen Bände ist es, eine breitere Öffentlichkeit der englischsprechenden Welt über slawische Literaturen zu informieren, die bisher außerhalb ihrer Länder nur einem kleinen Zirkel von Spezialisten bekannt waren. Der Aufbau der Artikel ist der aus anderen Bänden des DLB bekannte: Name, Lebensdaten, ein Porträt (bei längeren Artikeln auch noch weitere Abbildungen zumeist von Titelblättern und Gedenkstätten); Bibliographie der originalsprachigen Einzel- und Sammelausgaben sowie der englischen Übersetzungen; der eigentliche Artikel behandelt Leben und Werk, z.T. unter Zitierung kürzerer Originaltexte mit folgender Übersetzung; den Abschluß bildet der zweite bibliographische Teil, beginnend mit Ausgaben der Korrespondenz (die man eher im ersten Teil erwarten würde), Bibliographien, Biographien, sonstige Sekundärliteratur (überwiegend in der Originalsprache, sodann in Englisch, aber auch in anderen westeuropäischen Sprachen); Fundorte von Nachlässen. Einer Einleitung in die in dem Band behandelten Epoche bzw. Region entspricht am Schluß eine Bibliographie genereller, weiterführender Arbeiten. Soweit die beiden Bänden gemeinsamen Charakteristika.
Bd. 150 des DLB informiert über 49 Autoren, geboren zwischen 1620 und
1783. Er hat 27 Verfasser, deren Heimat Sankt Petersburg (9), Moskau
(2), New York (2) und je einmal 14 verschiedene amerikanische
Universitäten und colleges ist. Die lesbare Einleitung trägt der
komplexen Entwicklung der älteren russischen Literatur Rechnung, hat
es damit aber natürlich auch leichter als der Band über die
südslawischen Literaturen. Die Auswahl der Autoren überzeugt. Die
Einleitung könnte, zeitlich zurückgreifend, die literarische Bedeutung
des Metropoliten Makarij erwähnen, die zudem mit der Einführung des
Buchdrucks in Rußland verbunden ist und damit aus der
mittelalterlichen Kultur hinausweist.[1] Die bibliographischen Angaben
verdienen besondere Anerkennung. Einige Bemerkungen sind nicht als
Kritik zu verstehen.[2]
Bd. 147 des DLB für die südslawischen Literaturen behandelt 43
Autoren, von denen der älteste 1508, der jüngste 1919 geboren ist. Die
26 Mitarbeiter des Bandes stammen zur guten Hälfte aus den einzelnen
südslawischen Ländern, sind aber meist in den USA (21) tätig, je einer
kommt aus Bulgarien, Makedonien, Großbritannien, Kanada, Deutschland.
Naturgemäß muß die Einleitung Überblick über die südslawische Vielfalt
schaffen und kann nicht ins Detail gehen. Hier können die Herausgeber
auch weniger allgemeine Kenntnisse voraussetzen, als im Band für die
russische Literatur. Eine Unsicherheit über die erste Schrift der
Slaven durch Verschweigen der Glagolica (S. XI), die erst S. XII
auftaucht, fällt genauso auf, wie die offenbar gleichgewichtig
erscheinende Fremdherrschaft durch Österreich und die Türkei. Die
zahlenmäßige Berücksichtigung der einzelnen südslawischen Literaturen
stellt zweifellos ein Hauptproblem des Bandes dar. Am Register nach
Nationalitäten kann man die Gewichtung ablesen: Bulgarien 8, Kroatien
14, Mazedonien 1, Serbien 13, Slowenien 7. Man mag in sich diese
Gewichtung akzeptieren, doch läßt bereits die größere Zahl der in der
Einleitung genannten Autoren Zweifel an der wohl eher zu knappen
Auswahl aufkommen, da man bei allen Ländern die Zahl der behandelten
Autoren leicht und stimmig erweitern könnte. Weniges sei gennant zu
Bulgarien,[3] Kroatien,[4] Makedonien,[5] Serbien,[6] und Slowenien.
In erster Linie für die englischsprechende Welt bestimmt, zeichnen
sich diese Bände durch hohe Sachkenntnis und herausragenden
Informationswert aus. Sie gehören in jede wissenschaftliche
Bibliothek. Sie informieren, vermitteln Kenntnisse für Examina, bieten
genügend Material für die Anfertigung von Referaten. Darüber hinaus
leiten sie zu eigener wissenschaftlicher Arbeit an. Allen Beteiligten
gilt aufrichtiger slawistisch-bibliographischer Dank.
Horst Röhling / sh
Zurück an den Bildanfang