Verglichen mit dieser schmalen, auf Monographien begrenzten und nicht
annotierten Bibliographie vermittelt die im Februar 1996 erschienene
Bibliographie Women and music einen Eindruck sowohl vom Stand der
Frauenmusik-Forschung in den USA als auch von der Qualität dortiger
bibliographischer Arbeit. Basierend auf jährlichen Listen, die die
Bibliographin im Auftrag des Women and Music Roundtable der Music
Library Association zusammengestellt hat, legt sie nunmehr eine 1836
Eintragungen umfassende Bibliographie für die Jahre 1987/92 vor. Sie
berücksichtigt nicht nur Monographien, vielmehr liegt der Schwerpunkt
bei unselbständig erschienenen Titeln. Der Unterschied zu den ca. 1400
Monographien der vorhergehenden deutschen Bibliographie ist
signifikant, reicht doch deren Berichtszeit bis zu Anfang des letzten
Jahrhunderts zurück (selbst wenn die Masse der Titel aus neuerer Zeit
stammt). Daß wegen der Verzeichnung auch von unselbständigen
Publikationen allein für die sechs Berichtsjahre der amerikanischen
Bibliographie nicht noch wesentlich mehr Titel zusammengekommen sind,
liegt allein daran, daß sie Titel zu einzelnen Musikerinnen
grundsätzlich ausschließt,[2] während die personenbezogene Literatur in
der deutschen Bibliographie gerade einen besonders hohen Anteil
ausmacht. Die Bibliographie ist international angelegt, und zwar
sowohl nach Gegenstand (so behandelt z.B. das ganze Kapitel 8 Women,
gender, and music in Non-Western cultural contexts), als auch nach
Herkunft der Literatur. Daß gleichwohl die Masse der Titel
englischsprachig ist, hängt mit dem hohen Stand der
Frauenmusik-Forschung in den USA zusammen; die Tatsache, daß viele
deutsche Titel, dagegen kaum solche in anderen Sprachen verzeichnet
sind, ist gleichfalls signifikant. Die Anlage in 15 Kapiteln mit
weiterer Untergliederung ist adäquat. Kapitel 1 - 11 sind Büchern und
Aufsätzen vorbehalten, Kapitel 12 enthält Noten-Anthologien, 13
Anthologien von Tonaufzeichnungen, 14 Audiovisuelle Medien und 15
schließlich verzeichnet einschlägige Verlage, Tonträger-Labels und
Vertriebsfirmen mit Name, Anschrift und Programm (es fehlt dagegen ein
Verzeichnis wenigstens der wichtigsten Bibliotheken und Archive auf
diesem Gebiet). Daß alle Eintragungen (beschreibend, z.T. unter
Zitierung der Fundstellen von Rezensionen) annotiert sind und nicht
nur durch ein Verfasser-, sondern auch durch ein sorgfältiges
Sachregister erschlossen werden, gehört zur ebenso
selbstverständlichen wie guten Tradition amerikanischer
Bibliographien. - Beste derzeit verfügbare Bibliographie zum Thema
Frau und Musik, die die Bearbeiterin hoffentlich fortführen wird. Als
Seitenstück wünschte man sich eine kritische Auswahlbibliographie für
die Literatur über einzelne Musikerinnen.
sh
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