Das Osteuropa-Institut München hat bereits mit einer International
bibliography of pre-petrine Russia auf sich aufmerksam gemacht. Sie
hat eine ergänzende und aktualisierende Funktion[3] (Vorwort), wertet 86
Zeitschriften aus, unter denen man die Zeitschrift für slavische
Philologie vermißt, ordnet das Material unter 23 englischsprachigen
Hauptschlagwörtern, deren Seitenzahlen im Main scheme (S. 3 - 4)
angegeben sein könnten, und zahlreichen Unterschlagwörtern und
verzichtet auf ein Verfasserregister.
Auf eine weitere Initiative des Instituts ist mit Britische,
amerikanische und russische Aktenpublikationen zu Osteuropa im 19. und
20. Jahrhundert aufmerksam zu machen. Hier werden Mikroform-Bestände
der Bayerischen Staatsbibliothek erschlossen, die 17 Länder, "größere
Räume" und Verschiedenes betreffen.[4]
Zu diesen Bemühungen gesellt sich aber auch eine erstmals für 1994
erschienene und zur Fortsetzung geplante
Osteuropa-Jahresbibliographie, die zunächst aus den oben genannten
Gründen einer wohlwollenden grundsätzlichen Zustimmung sicher sein
kann. Freilich erspart diese keine Anfragen. Als inhaltlicher
Schwerpunkt nennt das Vorwort Politik, Wirtschaft, Recht und
religiöses Leben, während Geschichte, Literatur und Sprachwissenschaft
nicht berücksichtigt sind. Entsprechende Periodica sind deshalb "zum
Teil" nicht ausgewertet. Hier sollte man konsequent sein wie im Fall
der Zeitschriften mit kulturellem Schwerpunkt, die nicht genannt sind.
Die Welt der Slaven und die Zeitschrift für Slavistik sind genannt,
der Anzeiger für slavische Philologie nicht.
Angesichts einer Beschränkung auf Zeitschriftenaufsätze, die "jüngst"
außerhalb Osteuropas erschienen sind, und einer Zahl von 98
ausgewerteten Zeitschriften erheben sich Quantitätsfragen, auf die
noch zurückzukommen ist. Der Rezensent ist skeptisch gegenüber einer
Praxis, die zwar eine engmaschige Systematik bietet, jedoch kein
Verfasserregister anbietet. Die gewünschte und gewollte Benutzbarkeit
leidet doch darunter. Gern bescheinigt der Rezensent dem Verfasser
eine umsichtige und umfassende Berücksichtigung zahlreicher
Schlagwörter, kann nur nichts damit anfangen, daß die Schlagwörter auf
S. 305 neu mit A beginnen. Die Bibliographie wird dadurch zweigeteilt.
Wenn der Rezensent es richtig verstanden hat, verlangen
"EDV-technische Gründe" diese Entscheidung (Vorwort). Vielleicht
könnte die Benutzbarkeit gewinnen, wenn außer mit Unterstreichungen
auch mit Sperrung gearbeitet würde, also z.B. die Schlagwörter
unterstrichen und die geographischen Begriffe gesperrt gedruckt
werden. Keinen Hinweis findet man über den anvisierten Benutzerkreis.
Ein ungutes Gefühl bekommt man freilich gegenüber dieser Bibliographie
im Blick auf ein anderes bibliographisches Unternehmen, nämlich die
European bibliography of Soviet, East European and Slavonic studies,
die seit Bd. 16. 1990 (1994) European bibliography of Slavic and East
European studies heißt; ist das Titelangebot dieser Bibliographie doch
wesentlich breiter und dazu gut erschlossen. Sicher, ihre
Erscheinungsweise ist nicht die schnellste. Bibliographisch durchaus
verantwortet, beschränkt sie ihre Berichterstattung auf Europa. Ihre
Leistung muß an den Nutzen der vorliegenden Bibliographie ernste
Fragen stellen. Für den Anspruch "Zeitschriftenaufsätze außerhalb
Osteuropas" nachweisen zu wollen, reicht das von letzterer Gebotene
nicht aus, und dasselbe wäre zu bemerken, wenn man die
deutschsprachigen Veröffentlichungen ins Auge faßte.
Mit einer Empfehlung tut sich der Rezensent deshalb sehr schwer. Am
Ende liegt die Bedeutung dieser bibliographischen Bemühung nur in
ihrem indirekten Appell, eine laufende, interdisziplinäre
Bibliographie deutschsprachiger Veröffentlichungen zu Osteuropa unter
Einschluß aller Disziplinen zu schaffen, und das nicht nur, um den
eingangs erwähnten Optimismus des Rezensenten nachträglich noch zu
übertreffen. Darüber hinaus gibt es schon sachliche Gründe genug.
Horst Röhling
Die European bibliography of Soviet, East European and Slavonic
studies[5] paßt sich den Veränderungen in den von ihr behandelten
Ländern sukzessive an und zwar immer bezogen auf das Berichtsjahr, das
dem Erscheinungsjahr inzwischen konstant vier Jahre nachhinkt. Mit dem
seit Bd. 16. 1990 (1994) geltenden Titel European bibliography of
Slavic and East European studies wurde der englischsprachige
Haupt-(und auch der französischsprachige Paralleltitel) den
Veränderungen angepaßt, wohingegen der schon immer pauschaler
formulierte deutschsprachige Paralleltitel beibehalten werden konnte.
Gleichwohl ändert sich nichts an der überkommenen Dreiteiligkeit der
Bibliographie: 1. Sowjetunion und Osteuropa (Gesamtgebiet); 2.
Sowjetunion; 3. Osteuropa (ohne Sowjetunion) als Gesamtraum und
Abschnitte für die einzelnen Länder. Bd. 17. 1991 (1995) hat dann nur
noch zwei Teile: 1. Mittel- und Osteuropa, Ex-Sowjetunion,
Gesamtgebiet; 2. Einzelne Länder im Alphabet; hier haben sich die
stärksten Veränderungen ergeben: der Abschnitt für die DDR ist
weggefallen und die Sowjetunion wurde ins Alphabet eingeordnet; neu
hinzugekommen sind Abschnitte für: Estland, Lettland und Litauen;
Jugoslawien wird weiter als Gesamtheit geführt, desgleichen die
Tschechoslowakei, so daß hier für die nächsten Jahrgänge Änderungen zu
erwarten sind.
Der Inhalt hat sich dagegen nicht geändert (alle folgenden Angaben
stammen aus der deutschsprachigen Einleitung zu Bd. 17):
berücksichtigt ist weiterhin eine "Auswahl osteuropakundlicher
Literatur aus den Sozial- und Geisteswissenschaften, die in den
mitarbeitenden Ländern und der Schweiz veröffentlicht wurde".
Mitarbeitende Länder sind: "Belgien, Deutschland, Finnland,
Frankreich, Großbritannien, Niederlande, Österreich." "In formaler
Hinsicht erfasst die Bibliographie Monographien, Beiträge aus
Zeitschriften und Sammelbänden, Rezensionen und in geringerem Umfang
wichtige Artikel aus der Tagespresse aus den mitarbeitenden Ländern".
"Eingeschlossen ist auch Literatur in den nationalen Sprachen des
erfassten geographischen Raumes, d.h. Albaniens, Bulgariens,
Jugoslawiens, Polens, Rumäniens, der Sowjetunion, der Tschechoslowakei
und Ungarns." In welchem Umfang letzteres zutrifft, wird nicht gesagt,
es dürfte sich, nach Stichproben zu urteilen, jedoch nur um eine
winzige Menge aus dem in diesen Ländern Publizierten handeln; die
meisten originalsprachlichen Publikationen aus diesen Ländern sind
sowieso nur deswegen verzeichnet, weil sie in Zeitschriften der
Bearbeiterländer rezensiert wurden. Obwohl die in diesem Band neu
hinzugekommenen baltischen Länder in der Einleitung in diesem
Zusammenhang noch gar nicht erwähnt werden, dürfte auf sie
- gleichfalls nach Stichproben zu schließen - dasselbe zutreffen.
Es handelt sich also weiterhin um eine Auswahlbibliographie der in den
Bearbeiterländern erschienenen Osteuropa-Literatur. Da es bisher nicht
gelungen ist, weitere westeuropäische Länder (vor allem Italien mit
einem recht ansehnlichen Literaturaufkommen, sowie Dänemark, Norwegen
und Schweden) zur Mitarbeit zu gewinnen, verspricht der Begriff
Europäisch im Titel natürlich mehr, als die Bibliographie halten kann,
zumal die Literatur aus den behandelten Ländern fast ausschließlich
durch ihre Rezeption in Gestalt von Rezensionen präsent ist. Insofern
wäre es einer Prüfung wert, ob die neue Bibliographie aus München
nicht doch lieber zur Bereicherung der European bibliography ...
beitragen sollte, statt - wie anzunehmen ist - Doppelarbeit zu
leisten, auch wenn diese zugegebenermaßen aktueller ist.
sh
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