Eine Zusammenstellung der Beiträge der Mitarbeiter einer Zeitschrift
sollte keine unüberwindlichen Schwierigkeiten bereiten, wenn man die
Ergebnisse der Forschungsliteratur nutzt. Das ist nicht durchweg
geschehen - Houben hatte darauf viel Mühe verwandt -, und so verbleibt
man leicht auf der Kenntnisstufe zeitgenössischer Leser eines Blattes.
Im 9. Band werden 32 Beiträge von Willibald Alexis zusammengestellt;
er hat aber im abgesteckten Zeitraum 255 beigesteuert.[4] Wenn man von
Hermann Marggraffs in derselben Zeit insgesamt 620 hier
veröffentlichten Beiträgen[5] die 500 als "Notizen" zu klassifizierenden
Kurztexte abzieht, verbleiben 120 Originalbeiträge; aufgelistet sind
17. Gravierender noch ist, daß Gottfried Keller als Autor der Blätter
gar nicht erscheint, während doch seine Würdigungen von Börne und
Gotthelf[6] gerade in die dargestellte Epoche gehören. Das hat natürlich
auch Auswirkungen, wenn infolge dessen die rezensierten Autoren ohne
die Rezensenten verbucht werden. Die ungenannten Rezensenten der Werke
von Alexis selbst lassen sich fast ausnahmslos bestimmen! Das
Informationsdefizit wirkt sich jeweils mehrfach aus: im Profil der
nach ihrem Inhalt analysierten Zeitschrift, im Bild, das hier vom
einzelnen Mitarbeiter entworfen wird, weil er unterrepräsentiert ist
und - besonders - an den einzelnen Sachstellen, denen seine Beiträge
zugeordnet werden; er erscheint hier nicht als Teilnehmer am
fachlichen Gespräch und auch nicht als verantwortlicher Rezensent,
wenn es um die Werke eines anderen geht. Ein Beispiel aus einem
anderen Band: Wilhelm Dilthey ist mit nur drei Beiträgen in
Westermanns Monatsheften, die er über Jahrzehnte mit geprägt hat,
nachgewiesen, weil er unter vier nicht erkannten Pseudonymen schrieb
und seine anonymen Aufsätze auch nicht bestimmt worden sind. Dadurch
bleiben alles in allem mehr als 100 Veröffentlichungen dieses Autors
außerhalb des Zusammenhangs, die in seinen Gesammelten Schriften mehr
als einen umfangreichen Band füllen.
Es kann hier nicht um Einzelheiten gehen, sondern nur um Symptome in
einem von vielen Zuarbeiten abhängigen Vorhaben bei einer offenbar zu
kurz bestimmten Bearbeitungsfrist. Die Personennamen müssen
identifiziert werden, nicht manchmal mit ausgeführten Vornamen, dann
mit Initialen, zuweilen unerkannt vorkommen. Pseudonyme haben vielfach
keine Verweisung auf die realen Namen oder auch umgekehrt: C. Sidons
(Bd. 9) und Sealsfield (Bd. 3) nicht auf Carl Postl, Hilding (Bd. 9)
nicht auf Hesekiel, Oswald (Königsberger Literaturblatt) nicht auf
Engels, Fuchsmund (Bd. 2 u. 9) nicht auf Gregorovius, Mises
(Freihafen) nicht auf Fechner; die meisten werden auch im Registerband
nicht nachgeholt. Solche redaktionellen Ausfälle sind sicher nicht
"unvermeidlich" (Vorw. Bd. 10), auch nicht Schwankungen in den
Ansetzungsformen (ebda): hinter Ancelot verbirgt sich die Vermischung
zweier Autoren (François und Virginie), Schukowskij (im Freihafen)
erscheint noch einmal als Shukowski, aber niemals unter der
transkribierten Form Sukovskij. Verfasser anonym erschienener Werke
sind nicht durchweg identifiziert, so nicht die Memoiren des Satans
als Werk von Etienne Arago (Blätter für literarische Unterhaltung),
die Ungöttliche Komödie nicht als Werk von Zygmunt Krasinski
(Königsberger Literaturblatt), Titurel wird weder zu Wolfram von
Eschenbach noch zu Albrecht gestellt und entfällt ganz. Die Schreibung
bekannter Namen sollte feststehen, also nicht: Albert von Chamisso
(Bd. 2), nicht Günderode (Bd. 2), nicht Littfas statt Litfaß (Bd. 2).
"Gewisse kleinere Schwankungen mußten als nicht zu bereinigen in Kauf
genommen werden" (Vorw. Bd. 10). Es steht also Hermann neben Herman
Grimm (Bd. 1, 5, 7), Jakob neben Jacob Grimm (Bd. 1, 6, 7), selbst bei
zweifacher Zitierung desselben Datensatzes auf derselben Seite (Bd. 2,
S. 103).
Zahlreiche Buchstabensiglen bleiben ohne Auflösung, und das
beeinträchtigt ebenfalls die Information. Wiederum nur Beispiele aus
unterschiedlichen Bänden: A. S. ist Adolf Stahr (Hallische
Jahrbücher), O. S. ist Otto Seemann, E. v. H., geb. v. O. ist Elise
von Hohenhausen, geb. von Ochs (Königsberger Literaturblatt), C. F. B.
ist Chr. Fr. Bellermann, H. G. H. ist Heinrich Gustav Hotho, L. v. H.
ist L. von Henning, v. K.-E...n ist Kurowski-Eichen (Berliner
Conversations-Blatt).
Das wird hier nur benannt - nicht ohne Bedauern -, "um die
Durchführbarkeit der Methode und deren Leistungsfähigkeit zu testen"
(Einleitung S. VI), wozu bei diesem "Pilotprojekt" aufgerufen worden
ist. "An eine Weiterführung kann ... nicht gedacht werden", auch wohl
deshalb, weil ein noch so kenntnisreicher Organisator einer solchen
Arbeit nicht alle Mängel in einer von zeitweise für eine derartige
Aufgabe abgestellten und sich wohl auch untereinander ablösenden
Exzerptoren gelieferten Riesenmenge verantwortlich redigieren und
restlos beseitigen kann. Denn dann müßte er - auf sich allein gestellt
- alles noch einmal aufarbeiten! Das gilt auch für das Folgende:
Die Probleme aller Registerarbeit liegen nicht bei den Namen, sondern
bei den Sachbegriffen. Es bietet sich die Möglichkeit, zwischen einem
differenzierten Schlagwortangebot mit sehr genauer Zuordnung der
einzelnen Position oder einem großmaschigen Netz einer geringen Anzahl
von Sachbegriffen zu wählen. Bei der Bearbeitung der Theaterperiodika
des 18. Jahrhunderts[7] hat man sich für das erste entschieden; das
Gesamtregister der Schlagwörter umfaßt mehr als 40 Seiten, es gibt
ferner eine Zusammenstellung der Schlagwörter nach 14 Themenkreisen
(mit genauer Angabe der jeweils zugeordneten Begriffe) und schließlich
eine ausführliche Rechenschaft über das Erschließungsverfahren selbst.
Diese Übersichten und eine Auskunft über das Vorgehen sind bei
Estermann ausgespart, und zur Anwendung kommt ein
Deskriptoren-Thesaurus aus 78 Sachbegriffen. Dabei fällt zunächst auf,
daß er keine literarischen Gattungen enthält (Ballade, Lyrik, Roman);
sie erscheinen auch nicht als Unterordnungen unter dem Stichwort
Literatur, das nur eine geographische Spezifikation aufweist, so daß
auch gängige Epochenbezeichnungen wie Romantik oder Junges Deutschland
nicht vorkommen. Der Begriff Literaturwissenschaft ist unter Literatur
integriert (Rosenkranz, Königsberger Literaturblatt), Philologie weder
dort noch bei Sprachwissenschaft zu finden (Rosenkranz, ebda; der
Aufsatz findet sich unter Schulen). Auf solche Weise entstehen
Komplexe mit recht disparatem Inhalt (unter Anthropologie z. B. Die
alten Bauchredner, Blindekuh, Das Heimweh, Zur Sprachenkunde); das mag
zutreffend sein, aber wer wird das ohne Hinleitung hier suchen? Das
Register leistet diesen Dienst nicht. Ein über 50 Seiten sich
erstreckendes Schlagwort Geschichte (in Bd. 9), nur unterteilt in ein
Alphabet nach Länder-, Städte- oder Landschaftsnamen, ist wenig
hilfreich; man wird diese Arbeiten eher an ihrer geographischen Stelle
suchen, wo man nur eine Verweisung findet, als unter einem
internationalen Ensemble von Geschichtsdarstellungen. Auch ein
überhaupt nicht untergliedertes Schlagwort wie Frauen (z.B. Bd. 6, S.
123 - 133) führt kaum weiter. Unsicherheit besteht offenbar bei der
Zuordnung eines Begriffes wie Kommunismus, denn die ausführliche
Rezension über dessen "praktische Anwendung auf das soziale Leben" im
Königsberger Literaturblatt 3 (1844), Nr. 18 von O. S[eemann] ist in
Bd. 4 unter den angebotenen Schlagworten Sozialfragen oder
Sozialwissenschaft nicht gebucht und nur unter dem nicht erkannten
Rezensenten O. S. angeführt. Solche Zuordnungsprobleme entstehen
leicht bei Anwendung einer modernen Terminologie auf eine vergangene
Zeit (hier etwa Ernährungswissenschaft, Betriebswirtschaft usw.). Auf
diese Gefahr haben auch die Bearbeiter der Theaterperiodika
hingewiesen (S. XLIX).
Positiv ist das Bemühen zu erkennen, bei der sachlichen Zuordnung
nicht ausschließlich vom Titelwortlaut auszugehen. So steht mit Recht
ein Aufsatz über Sebastian Bach (Telegraph) auch unter Beethoven, der
Beitrag "Charakter der modernen Literatur" (Freihafen) nicht unter dem
Sachwort, sondern unter Hegel. Das gelingt nicht immer: Wer kann
darauf kommen, daß in der Beschreibung "Von Pillnitz bis Sonnenstein"
(Freihafen) nicht nur über Ausgangs- und Zielort der Reise, mehr noch
über Schandau, die Sächsische Schweiz, über Tiecks Vorlesungen und die
Sixtinische Madonna gesprochen wird, wenn ihn das Register nicht
darauf aufmerksam macht, wie das in solchen Fällen bei Houben
geschehen ist?
Der einmal zu einem Datensatz gestaltete Beleg bleibt in dieser Form
erhalten und erscheint in unveränderter Fassung als Eintrag unter dem
Verfassernamen wie bei allen erkannten Sachbezügen. Dieses Festhalten
geht sogar so weit, daß ein darin enthaltener Fehler immer
wiederkehrt. Die fehlerhafte Schreibung des Namens Echtermeyer geht
durch den ganzen zweiten Band. Abweichungen von der Regel sind daher
nicht leicht zu erklären. Der Datensatz z.B. in Bd. 7 (Der Salon) zu
Julius Grosse, Die Herzogin von Ferrara, nennt im Gegensatz zu den
anderen Verwendungsstellen in demselben Band eine andere, falsche
Seitenzahl, und die Verfassersigle wird bei allen drei
Anwendungsstellen nicht aufgelöst, obwohl der Beitrag - ebenfalls im
selben Band - unter dem vollen Namen des Autors verzeichnet steht.
Spiegeln sich darin unterschiedliche Bearbeitungsstadien wider?
Rezensionen einzelner Werke, die in Sammelreferaten enthalten sind,
werden bei der Einzelanführung um die Wiedergabe aller hier
mitbesprochenen Titel entlastet. Das ist richtig so; alle besprochenen
Werke stehen nur beim Verfassereintrag beisammen. Es macht dagegen
keinen Sinn und schafft Umstände, wenn allenthalben beim besprochenen
Einzelwerk die gesamte Umfangsangabe des Sammelreferats wiederkehrt.
Beispiele aus Bd. 9: bei Archdeacon wird auf ein Sammelreferat
hingewiesen, das in 9 Nummern über 25 Seiten reicht (diese Erzählung
wird aber nur in Nr. 111, S. 441 f. besprochen); beim
Sporting-Almanach von Corvin-Wiersbicki werden 8 Nummern und wiederum
alle 25 Seiten des Referats zitiert; besprochen ist das Buch jedoch
nur in Nr. 151, S. 601. Die überschüssigen Seitenzitate werden in
allen Bänden so oft wiederholt, wie jeweils Buchtitel in einem
Sammelreferat beieinander sind. In anderen Bänden erscheinen Anteile
aus Sammelreferaten als Einzelrezensionen, also ohne den in Bd. 9
üblichen Vermerk "Darin". So wird (Bd. 1, S. 118) unter der falschen
Verfasserangabe Hans Prutz im Deutschen Museum 1855 eine angeblich die
Seiten 835 - 859 umfassende Rezension von Th. Creizenachs Gedichten
genannt; es handelt sich aber nur um eine zweizeilige Erwähnung des
Buches in der Rubrik "Dichterherbst", einem Überblick über 38
Neuerscheinungen, oder es wird (Bd. 8, S. 258) der Eindruck erweckt,
als gäbe es in Westermanns Monatsheften eine 5 Seiten füllende
Besprechung von Marx' Kapital (sie umfaßt nur 1 Spalte) oder gar auf 9
Seiten die Besprechung von Kutscheras Buch über Anton Leisewitz (sie
füllt nur eine halbe Spalte). Diese willkürlich nur zur Beleuchtung
des Verfahrens herausgegriffenen Belege haben übrigens W. Dilthey zum
Verfasser.
Schon bei der Anzeige der ersten drei Bände wurde auf den erheblichen
Raumverbrauch, der durch das aufgelockerte Satzbild noch befördert
wird, hingewiesen. Spätestens hier hat sich die angewandte Methode
nicht bewährt. Daß es auch andere Lösungen gibt, zeigt der Blick in
andere, von demselben Verlag betreute, gleichartige Vorhaben: den
ersten Teil der Erschließung der deutschsprachigen Theaterperiodika
des 18. Jahrhunderts, wo übrigens ebenfalls die getrennte Beschreibung
der einzelnen Organe durchgeführt ist, und die Biologie-Dokumentation,
in der 275.000 Titel aus 152 Fachzeitschriften verzeichnet und auch
durch gemeinsame Register (Stichwörter, Systematik) zugänglich gemacht
werden.[8] Die Benutzung von Stichwörtern erweist sich, wie dieser
Vergleich, aber auch die Erinnerung an Houben erweist, als
anpassungsfähiger als ein Raster aus 78 doch recht großflächigen
Deskriptoren, die nur wenig durch geographische Bezeichnungen
aufgelockert werden können.
Der Leistungsschwerpunkt für den Nutzer liegt im Nachweis von
zahlreichen Beiträgen einzelner Autoren zu einigen Zeitschriften. Hier
gab es in der Tat Defizite, und es wird jeder Forscher dem Bearbeiter
für die Verfasserübersichten z.B. des Telegraph für Deutschland, der
Deutschen Romanzeitung, der Gartenlaube Dank wissen, zumal wenn die
Originalregister der Zeitschriften selbst[9] nur eine unzureichende
Übersicht gewähren. Aus diesem Grunde ist auch die separate
Beschreibung jeder einzelnen Zeitschrift prägnanter als ein
gemeinsames Verfasseralphabet. Hierfür gibt es nicht nur Vorbilder aus
dem deutschsprachigen Bereich.[10] Fragen bleiben freilich auch hierbei
nicht aus, warum nämlich eine nicht geringe Zahl Mitarbeiternamen, die
bei den Beschreibungen der einzelnen Literaturzeitschriften in
Estermanns zehn Bänden über die in den Jahren 1815 - 1850 bestehenden
Organe vorkommen, hier nicht wieder auftreten,[11] da ja auch jetzt nicht
zwischen Beiträgen und Abdrucken unterschieden werden kann. Eine
ausführliche Rechenschaft über das Vorgehen, die Aufnahmekriterien, ja
selbst über die Verantwortlichkeiten für die jeweiligen
Inhaltserhebungen[12] wäre nützlich gewesen und hätte die Erwartungen des
künftigen Nutzers sicher mitbestimmt. Denn es handelt sich im Grunde
um dieselben Gefährdungen, denen jedes großes Gemeinschaftswerk
ausgesetzt ist, das in einer von außen bestimmten Frist zu Stande
gebracht werden muß.
Noch ein Wort an die Bibliothekare: hier ist nun ein Schlüssel
geliefert worden. Die Schlösser, zu denen er passen soll, liegen in
den Bibliotheken. Wer, wie der Rez., über viele Jahrzehnte mit diesen
Quellen des geistigen Lebens der Vergangenheit zu tun hat, kennt auch
die veränderte Haltung der Bibliotheken in der Wertschätzung dieser
anfangs als lästiger Ballast empfundenen, immer nur bruchstückhaft
vorhandenen "Ephemeriden" zu den der "Rarisierung" verdächtigen
Objekten. An die Stelle des einen Unheils tritt das andere: die
Zertrümmerung großer Spiegelflächen, in denen sich ein Tag, ein Monat,
ein Jahr in allen seinen Erscheinungen abbildete, zu kleinen Scherben,
die man sich notfalls in Form von begrenzten Ausschnittskopien
heranholen darf (falls nicht jede Kopie von vornherein untersagt ist).
Alles das, was Register in Facetten zerlegen, sind jeweils Teile eines
Ganzen, die sich gegenseitig erhellen und ergänzen. Den Bibliotheken
kommt daher die Aufgabe zu, nicht nur das Teilstück, das sie zufällig
besitzen, zu konservieren, sondern das ganze Fragment in einer Form
verfügbar zu machen und auch zu versenden, die Zusammenhänge nicht
zerreißt. Gerade der Bearbeiter der angezeigten Inhaltsanalytischen
Bibliographien hat hier Pionierarbeit geleistet und die Einrichtung,
in der
er tätig ist, zur Herstellung und Sammlung von Jahrgängen ganzer
Literaturzeitschriften in gebundenen Kopien veranlaßt, die sonst nicht
mehr beisammen wären. Ja, darüber hinaus sind hier auch Kopien
gesichert, von denen die einzigen bekannten Vorlagen inzwischen nicht
mehr "am Platz", also verschollen sind. Estermanns bibliothekarische
Verdienste reichen über das hier betrachtete Unternehmen hinaus.
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