Die Aktivitäten des Deutschen Bibliotheksinstituts (DBI) im Bereich
der Zeitschriftenaufsatzdokumentation gehen bis in die Mitte der
sechziger Jahre zurück. Damals begann das DBI mit der Veröffentlichung
des Zeitschriftendienstes (ZD), dessen CD-ROM-Version im folgenden
besprochen wird, und des Zeitschriftendienstes Musik (ZD Musik).[1] 1980
kam zur Familie der DBI-Zeitschriftendienste der Test-Index (ZD-Test)[2]
hinzu. Unter dem Titel ZD-Extra bietet das DBI darüber hinaus seit
1993 Auswahlbibliographien zu aktuellen Themen an.[3]
Zugang, Angebotsformen, Erscheinungsweise und Preise
1. Printversion: Von 1965 bis 1987 erschien nur eine gedruckte Ausgabe
des Zeitschriftendienstes, deren Monatshefte bis zum Jahresband
kumulierten. Von 1988 bis 1994 gab es dann als Printversion nur noch
eine zweimonatlich erscheinende sog. Kleine Ausgabe (Basis: 75 - 80
Zeitschriften; in erster Linie für Benutzer von kleineren öffentlichen
Bibliotheken gedacht).[4] Mit Abschluß des Jg. 1994 wurden die
gedruckten Ausgaben "aus Kostengründen und mangels Nachfrage"[5]
eingestellt.
2. Mikrofiche-Version (ZD MIKRO): Die Mikroficheausgabe (seit 1988:
sog. Große Ausgabe; Basis: 170 bis 200 Zeitschriften) erscheint
monatlich kumulierend und enthält im Anhang den ZD Musik und den
Test-Index; Jahres- und Mehrjahreskumulationen; Jahresabonnement: DM
70.00; Dreijahreskumulation mit Autorenregister für 1993/95: DM 40.00;
Sechsjahreskumulation 1984/1989 (ohne ZD-Musik und Test-Index): DM
40.00.[6]
3. Diskettenversion: Sie erscheint seit 1990 jährlich für die
Jahrgänge ab 1987: jährlich DM 20.00; Programmdiskette (FREITEXT):
einmalig DM 10.00.[7]
4. CD-ROM-Version: Seit 1995 erscheint der Zeitschriftendienst für die
Jg. ab Berichtsjahr 1987 auch auf CD-ROM: Ausg. 1. 1987/94 (1995);
Ausg. 2. 1987/95 (1996). - Je Ausgabe DM 98.00.
5. Online-Version: Über DBI-LINK kann der Zeitschriftendienst (von
registrierten Benutzern kostenlos) ab Jg. 1990 mit dem Retrievalsystem
GRIPS/DIRS recherchiert werden; hier besteht (für registrierte
Benutzer noch gebührenfrei) auch die Möglichkeit des Online-Ordering.
- Der Name der Datenbank lautet hier Zeitschriftenaufsatzdienst; der
Poolkey ist ZADD; die Datenbank wird monatlich aktualisiert.[8]
6. Zugang über das INTERNET: Seit 1996 sind die Jahrgänge ab 1987 auch
über das INTERNET recherchierbar:
http://www.dbi-berlin.de/dbi dbf/dbi dbf.htm.[9]
Bearbeitung
Der Zeitschriftendienst wird arbeitsteilig durch freie Mitarbeiter
bzw. Lektoren aus (z.Zt.) folgenden öffentlichen Bibliotheken
erstellt: Aachen, Braunschweig, Bremen, Dresden, Essen,
Frankfurt/Main, Gelsenkirchen, Hamburg, Hannover, Heidelberg,
Karlsruhe,[10] Kassel, Kiel, Ludwigshafen, Mannheim, Salzgitter, Ulm,
Viernheim und Wiesbaden.[11] Die Bearbeiter sind für die Auswahl der
Artikel und deren Verschlagwortung (seit 1990) nach den Regeln für den
Schlagwortkatalog (RSWK) und unter Heranziehung der
Schlagwortnormdatei (SWD) verantwortlich; die formale Erschließung
erfolgt durch die ZD-Redaktion beim DBI, die auch für die Erfassung
und Verarbeitung der Daten verantwortlich ist.[12]
Inhalt und Zielgruppe
Für den Zeitschriftendienst werden z.Zt. 170 - 180 ausschließlich
deutschsprachige Zeitschriften ausgewertet; in früheren Jahren lag die
Anzahl auch schon bei 200; die Zeitschriftenliste der CD-ROM-Ausgabe
1987/95 weist insgesamt 250 Titel nach, die sich auf die Sachgebiete
wie folgt verteilen (Mehrfachnennungen möglich): Allgemeines 9,
Bildende Kunst 7, Erd-, Länder- und Völkerkunde 14, Erziehung und
Bildung 34, Geschichte 25, Landwirtschaft, Forst, Jagd, Fischerei,
Hauswirtschaft 3, Literatur 17, Mathematik 2, Medizin 18, Musik 9,
Naturwissenschaften 18, Philosophie 1, Psychologie 12, Recht 14,
Sozialwissenschaften 75, Sport, Spiele 3, Sprache 6, Tanz, Theater,
Film, Rundfunk, Fernsehen 11, Technik 29, Theologie 4, Wirtschaft 24.
Fachliche Schwerpunkte sind aufgrund dieser Verteilung leicht zu
erkennen. Bei der Analyse der Quellenbasis ist aber zu beachten, daß
einerseits eine größere Anzahl der hier aufgeführten Zeitschriften nur
mit wenigen oder gar nur einem Jahrgang berücksichtigt wurden und
andererseits kaum eine Zeitschrift cover-to-cover, d.h. vollständig,
ausgewertet wurde bzw. heute ausgewertet wird.[13] Pro Jahrgang werden ca
10.000 Artikel erfaßt; die zweite CD-ROM-Ausgabe enthält für die
Jahrgänge 1987/95 immerhin 96.246 Dokumente.
Für die Bestimmung von Zielgruppen ist weniger die Anzahl der für den
Zeitschriftendienst ausgewerteten Zeitschriften als deren Charakter,
Inhalt und Anspruch aussagekräftig: einen großen Anteil der
Zeitschriften wird man der Gruppe der allgemeinbildenden,
populärwissenschaftlichen oder auch nur unterhaltenden Zeitschriften
zuordnen können; einen zweiten (Haupt- ?) Schwerpunkt bilden die
praxisorientierten Fachzeitschriften (vor allem bei Erziehung und
Bildung, Medizin, Psychologie, Technik, Wirtschaft); der geringere
Anteil wissenschaftlicher Fachzeitschriften im engeren Sinn bildet die
dritte Gruppe. Aufgrund dieser vorsichtigen Einschätzung ließe sich
erklären, daß der Zeitschriftendienst traditionell als der "Dietrich
der Öffentlichen Bibliotheken"[14] eingestuft wurde; tatsächlich liegt
dem Konzept die Idee zugrunde, daß möglichst alle im
Zeitschriftendienst ermittelten Artikel bzw. die entsprechenden
Zeitschriften in einer größeren Stadtbibliothek bzw. in einem
kommunalen Bibliothekssystem auch tatsächlich vorhanden und damit
unmittelbar zugriffsbereit sind.
Sieht man einmal davon ab, daß schon der Herausgeber selbst die
Zielgruppe wesentlich weiter definiert,[15] so sprechen mindestens drei
Gründe dafür, den Zeitschriftendienst auch in wissenschaftlichen
Universalbibliotheken zu abonnieren bzw. von Fall zu Fall anzubieten:
zum einen gibt es auch hier eine erkennbare Klientel (z.B.
Oberstufenschüler, Studenten, Nicht-Wissenschaftler), die diese Art
von Aufsatzliteratur sucht; zum anderen ist leicht nachvollziehbar,
daß bestimmte Themen aufgrund ihres Inhalts, ihrer Aktualität und/oder
ihrer Vergänglichkeit nicht in wissenschaftlichen Organen, wohl aber
in Zeitschriften, die der Zeitschriftendienst auswertet, publiziert
werden; drittens wird eine größere Anzahl der im Zeitschriftendienst
ausgewerteten Zeitschriften auch von Universalbibliotheken abonniert.[16]
Da Universitäts- und Landesbibliotheken ohnehin für die Nutzung der
übrigen DBI-Datenbanken einen Vertrag mit DBI-LINK haben, also eine
Online-Recherche in ZADD jederzeit möglich ist, kommt es in diesen
Betrieben lediglich darauf an, auf dieses Produkt ggf. hinzuweisen und
Auftragsrecherchen anzunehmen.
CD-ROM-Version[17]
Die CD-ROM-Version bedient sich des Retrievalprogramms FREITEXT,[18] das
u.a. auch für die Diskettenversionen des Zeitschriftendienstes und des
Adreßbuchs deutscher Bibliotheken[19] verwendet wird. Die CD-ROM ist
mehrplatz- und netzwerkfähig; einer aufwendigen Installation bedarf es
nicht; der Programmstart bzw. der Aufruf der Datenbank kann nach dem
Wechsel auf das CD-ROM-Laufwerk mit dem einfachen Befehl suche.exe zd
c:\zd aktiviert werden.[20]
FREITEXT (Version 2.0) ist ein einfaches, schnell zugängliches und
sich weitgehend selbst erklärendes menügeführtes Retrievalprogramm,
das auf der anderen Seite sicher nicht allen Komfort bietet, den man
von "professionellen" CD-ROM-Oberflächen oder Online-Retrievalsystemen
gewohnt ist. Der Eröffnungs- und zugleich Suchbildschirm ist
übersichtlich gestaltet; auf dem oberen Bildschirmrand werden die
Programmversion, der Datenbankname und die Anzahl der enthaltenen
Datensätze angegeben. Die Menüleiste am unteren Bildschirmrand enthält
die wenigen Grundfunktionen, mit denen das Programm für das
erfolgreiche Recherchieren auskommt: H für ein kontextsensitives,
verständliches Hilfsprogramm, das über die eher dürftigen Ausführungen
im Beiheft deutlich hinausgeht; Z für die Anzeige bzw. die Ausgabe von
Suchergebnissen; T für die Anzeige der Suchtabelle, die nach max. 50
Einträgen mit N (für Neu) gelöscht werden muß;[21] F für die Anzeige der
Datenbankfelder; E für die Beendigung des Programms.
Bei dieser Auflistung fällt auf, daß FREITEXT auf einen gesonderten
Suchbefehl verzichtet und für die Suche die Eingabe von Suchbegriffen
hinter dem Prompt ausreicht. Möglich sind die Freitextsuche (ohne
Angabe eines Feldcodes) und die gezielte Suche in den Feldern Autor,
Titel, Schlagwort, Zeitschrift (!) und Jahr; nicht invertiert ist das
Datenbankfeld Heft mit den Band-, Jahrgangs- und Seitenangaben.[22] Da
die Freitextsuche auf alle Inhalte/Suchbegriffe aller invertierten
Datenbankfelder zugreift und sie somit schnell zu hohen Trefferzahlen
führen kann, empfiehlt es sich, thematische Recherchen in erster Linie
mit Schlagwörtern durchzuführen. Bei der Suche sollte man auch
beachten, daß die Felder einzelwortinvertiert sind, daß z.B. die Suche
von Schlagwortketten, von mehrgliedrigen Zeitschriftentiteln oder die
gleichzeitige Suche von Vor- und Familiennamen ohne Boole'sche
Operatoren nicht möglich ist. Daß das System die Kontextsuche nicht
zuläßt, ist ein gravierender Mangel, zumal die phrasenorientierte
Suche erfahrungsgemäß in vielen Fällen schneller zu präziseren
Ergebnissen führt.
Als sinnvoll erweist sich bei der Freitextsuche auch die variable
Links- und Rechtstrunkierung, die bei FREITEXT (mit und ohne
Verknüpfung weiterer Suchbegriffe) allerdings zunächst zur Auflistung
aller zu einem Wortstamm gehörigen Suchbegriffe führt, ehe die
Gesamttrefferzahl angezeigt wird.[23] Die Trunkierung ersetzt hier die
klassische Listenfunktion, die bei anderen CD-ROM-Datenbanken Standard
ist. Eine Übernahme eines Suchbegriffes aus der Liste in den Suchmodus
ist aber nicht möglich; der Suchbegriff muß neu eingegeben werden.
Übrigens: bei ergebnisloser Suche schlägt das System
(benutzerfreundlich) von sich aus die Suche mit Trunkierungszeichen
vor.
Für die Anzeige (z), den Druck (z>Drucker) und das Mitspeichern
(z>Datei) sind Standard- und Vollformat (z alles) voreingestellt; das
Ausgabeformat kann hinsichtlich Feldauswahl und Feldreihenfolge auch
individuell vom Benutzer definiert werden. Die (stets vollständigen)
Feldnamen können bei der Ausgabe leider nicht unterdrückt werden. In
der Anzeige sind die Suchbegriffe hervorgehoben. Das Rückblättern bei
der Anzeige ist in der vorliegenden Version nicht möglich; diese
notwendige Funktion wird aber für die nächste Ausgabe vom DBI
realisiert.[24] Downloaddateien können nicht überschrieben, wohl aber um
Anhänge (z.B. Nachtrag späterer Suchergebnisse) erweitert werden.
Zusammenfassende Bewertung
Die CD-ROM-Version des Zeitschriftendienstes ist zweifellos in
mehrfacher Hinsicht für öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken
bzw. für die o.a. Zielgruppen ein zu empfehlendes Informationsmittel:
zunächst einmal erschließt der ZD für eine neunjährige Berichtsperiode
deutschsprachige Zeitschriften, die in dieser Zusammensetzung und in
dieser Weise weder von den Bibliotheken selbst noch von anderen
interdisziplinären Zeitschriftenaufsatzdokumentationen erschlossen
werden.[25] Über den Wegfall oder die Neuaufnahme bestimmter
Zeitschriften bei den einzelnen Fächern maßt sich der Rezensent kein
Urteil an; die Kooperation mit Vertretern wissenschaftlicher
Bibliotheken könnte auch für deren Klientel Veränderungen resp.
Verbesserungen schaffen. Für den Bezug des Zeitschriftendienstes
spricht auch der angebundene Kopierservice,[26] der die schnelle
Lieferung der nachgewiesenen Aufsätze sicherstellt; unter diesem
Gesichtspunkt sollte er integrativer Bestandteil von SUBITO[27] werden
und zukünftig alternativ auch die elektronische Dokumentenlieferung
vorsehen.
Führte schon der Zugang über das deutschsprachige Schlagwortalphabet
bei den konventionellen Ausgaben (Print- und Mikroficheausgaben) zu
vernünftigen Rechercheergebnissen, so können bei den elektronischen
Versionen mit der feldbezogenen und feldübergreifenden Suche und dem
Einsatz der Boole'schen Operatoren sowie der Trunkierung präzisere und
ergiebigere Resultate erzielt werden. Auch die besseren Anzeige- und
Ausgabemöglichkeiten sprechen für die CD-ROM-Version. Gegenüber der
Diskettenversion hat die CD-ROM den Vorteil, daß der erfahrungsgemäß
zeitaufwendige Datenbankaufbau incl. Aufbau der Indices bei jedem
Update entfällt und für die Datenbank selbst kein Festplattenspeicher
in Anspruch genommen wird. Da mittlerweile der CD-ROM-Arbeitsplatz in
allen großen, den meisten mittleren und vielen kleinen Bibliotheken
zum Standard gehört, sollte der Herausgeber konsequent die
Mikrofiche- und
Diskettenversionen zugunsten der CD-ROM-Ausgabe einstellen, dafür
(mindestens) vierteljährliche Updates anbieten und alternativ eine
Windowsversion auf den Markt bringen; dafür würden die Abnehmer wohl
auch eine höhere "Schutzgebühr" (z.Zt. DM 98.00 für die CD) in Kauf
nehmen. Wünschenswert wäre schließlich eine Schnittstelle, die den
Übergang von der CD-ROM-Recherche zur elektronischen Bestellung beim
DBI erlauben würde.
Bernward Hoffmann
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