Die gedruckte Ausgabe von IBR[4] erscheint halbjährlich in (z.Zt.) drei Bänden mit folgenden Teilen: 1. Sachverzeichnis (Schlagwortalphabet mit den vollständigen Datensätzen); 2. Schlagwortverzeichnis (systematische, auf Sachgebiete bezogene Übersicht über die Schlagwörter); 3. Besprochene Werke (Verfasserregister zu den rezensierten Werken); 4. Rezensenten (Rezensentenregister); 5. Periodica (Verzeichnis der ausgewerteten Zeitschriften). Das Jahresabonnement kostet DM 2900.00.
Zusammen mit der Internationalen Bibliographie der
Zeitschriftenliteratur (IBZ)[5] wurde IBR in den letzten Jahren beim
Bibliotheksrechenzentrum Niedersachsen ab Jg. 1983 in einer
GRIPS-Version online angeboten. Nach Einführung des PICA-Systems beim
Gemeinsamen Bibliotheksverbund (GVB beim BRZN) wurden die IBZ-Daten
bereits konvertiert; mit der Bereitstellung der Online-Version von IBR
(auch einer WWW-Version) ist nach Auskunft des Verlages in absehbarer
Zeit zu rechnen.[6]
Seit 1995 - für die Jg. ab 25 (1995) - erscheint IBR parallel zur
Printversion auch auf CD-ROM; das Jahresabonnement umfaßt zwei laufend
kumulierende Ausgaben; der Bezugspreis (DM 2900.00) entspricht trotz
der erheblichen Mehrwerte dem der Printversion. Der Kaufpreis schließt
die Mehrfachnutzung im Netz ein. - Das schon im Herbst 1995
angekündigte Grundwerk für die Jg. 1985/94 ist noch nicht erschienen,
soll aber bis Ende 1996 ausgeliefert werden.[7]
Die Installation der CD-ROM am Einzelplatz wie im Netz ist
unproblematisch; sie wird in den Benutzerhinweisen (getrennte
Broschüren für die deutsche und englische Version) hinreichend
dokumentiert. Der Verlag bedient sich derselben Software CD-Answer von
Dataware Technologies, die auch bei der IBZ-CD-ROM zum Einsatz kommt;
auf die detaillierte Beschreibung der einzelnen produktunspezifischen
Retrievalfunktionen kann deshalb hier unter Hinweis auf die Rezension
in IFB 95-1-011 verzichtet werden. Nach Auskunft des Verlages wird
z.Zt. keine Windows-Version vorbereitet.
Inhalt: Die vorliegende IBR-CD-ROM 1995,1/2[8] weist die beachtliche
Anzahl von über 41.500 Rezensionen aus ca. 2075 internationalen
wissenschaftlichen Zeitschriften nach.[9] Dabei entfallen 16.525
Besprechungen auf das Erscheinungsjahr 1995, 23.802 auf 1994 und der
Rest auf die Jahre 1993 bis 1989. Nicht eindeutig konnte die
Verteilung der Erscheinungsjahre der rezensierten Werke festgestellt
werden, da das Erscheinungsjahr der Originalliteratur im Titelfeld
zusammen mit den Titelstichwörtern und allen Verlagsangaben invertiert
wurde, also (z.B. auch) Bereichsangaben im Titel ("1985 - 1990") bei
der Recherche nach dem Erscheinungsjahr mit selektiert wurden. 30
Originalwerke erschienen 1995; etwa 19.500 entfallen auf die Jahre
1994 bis 1990, ca. 800 Titel datieren vor 1990. Bei diesen Zahlen
entfallen auf jedes Original durchschnittlich etwa zwei Rezensionen.
Trotz zahlreicher Testrecherchen und einzelner Stichproben bei
ausgewerteten Zeitschriften konnte der Rezensent sich keine Klarheit
über die Auswahlkriterien und Dokumentationsprinzipien der Bearbeiter
verschaffen; hierüber sollte der Verlag seine Abonnenten informieren.
Das folgende Beispiel ist sicher nicht repräsentativ, zeigt aber
einige Ungereimtheiten auf: Von dem Rezensionsorgan Informationsmittel
für Bibliotheken (IFB) wurde für die vorliegende Ausgabe Heft 3/4 von
1994, aber (bisher?) kein Heft von 1995 ausgewertet; von den insgesamt
ca. 240 in diesem Doppelheft besprochenen Titeln sind nur ca. 130
Werke bzw. deren Rezensionen in der IBR-CD-ROM nachgewiesen; dabei
scheinen alle 106 nur mit dem Autorenkürzel sh[10] gekennzeichneten
Beiträge unabhängig von deren Länge und offensichtlich auch unabhängig
vom Stellenwert der rezensierten Werke grundsätzlich nicht erfaßt
worden zu sein.[11] Aber auch eine ganze Anzahl mit vollständigem Namen
gekennzeichnete Besprechungen fehlen, ohne daß hierfür eine Erklärung
vorliegt. Hier stellt sich die Frage, ob nicht in erster Linie
Rezensionen bestimmter Titel und seltener solche bestimmter
Rezensenten gesucht werden, wobei für diese Fälle auch mit
Namenskürzeln recherchiert werden könnte. Die 22 Rezensionen des
Berichts Informationsmittel zur Literatur Australiens :
Neuerscheinungen seit ca. 1980 von Horst Prießnitz und Marion Spies[12]
beanspruchen 44 Datensätze, weil für beide Autoren je ein Datensatz
für dieselbe Rezension angelegt wurde, anstatt in das Rezensentenfeld
beide Namen einzutragen und beide zu invertieren.
Die inhaltliche Erschließung der Beiträge erfolgt bei IBR traditionell
einerseits durch deutsch- und englischsprachige Schlagwörter,
andererseits durch deren Zuordnung zu Sachgebieten. Die
Verschlagwortung führt häufig zu langen Schlagwortlisten am Ende der
Datensätze, wobei nicht immer alle vergebenen Schlagwörter für eine
gezielte thematische Recherche sinnvoll erscheinen; nicht selten
werden auch verschiedene Rezensionen ein und desselben Werkes
unterschiedlich beschlagwortet und einer unterschiedlichen Anzahl von
Sachgebieten zugeordnet. Der Bearbeitungsaufwand könnte dadurch
verringert werden, daß in solchen Fällen für dasselbe Original auch
nur eine Titelaufnahme angefertigt wird, was offensichtlich nicht die
Regel ist.[13] Das System der Sachgebiete gliedert sich in 19 Haupt- und
48 Untergruppen; im Index (Liste) für die Sachgebiete sollten nicht
nur deren Abkürzungen (z.B.: BIOL, HIST, NAT, PHIL, POL), sondern auch
die vollständigen Sachgebietsbezeichnungen eingetragen sein. Bei den
jetzigen Kurzeinträgen sucht der Benutzer z.B. vergeblich die
Sachgebiete Theologie (philB), Musik (arsB), Theater (arsC),
Psychologie (philC), Physik (natA), Völkerkunde (histE), weil sie nur
als "Untergruppe" existieren und keinen für sie sprechenden Namenscode
besitzen.
Grundsätzlich stellt sich dem Rezensenten die Frage, ob der hohe
Sacherschließungsaufwand für eine Rezensionenbibliographie unbedingt
erforderlich ist, ob hier nicht - wie bereits angedeutet - die formale
Suche nach Autoren und Titeln bestimmter rezensierter Werke sowie die
Suche über Rezensentennamen im Vordergrund stehen; die Stichwortsuche
(Freitext) ist in jeder elektronischen Angebotsform ohnehin möglich.
Die Suchmaske enthält im oberen Teil die Suchfelder Schlagwort
(Einzelschlagwort und Schlagwortkette), Sachgebiet, Autor
(Namensbestandteil und Namenskette) und Titel für das rezensierte
Werk. Zu beachten ist, daß im Titelfeld auch die Verlagsangaben (Ort
und Name) und das Erscheinungsjahr der Besprechung suchbar sind. In
der unteren Maskenhälfte können die Rezensionen über den
Zeitschriftentitel (Einzelwort und Kette[14]), die Ausgabenbezeichnungen
(Band, Jahrgang, Seitenzahl, Erscheinungsdatum), die Sprache,[15] den
Namen der Rezensenten, die Verlagsangaben und die ISSN gesucht werden.
Die von CD-Answer angebotene, sehr benutzerfreundliche
Querverweissuche läßt (nach Auskunft der Benutzerhinweise) auch den
Wechsel von der IBR-CD-ROM zur IBZ-CD-ROM (und umgekehrt) zu.
Für die Bildschirmanzeige werden ein Listen- und ein Vollformat[16]
angeboten; für die Ausgabe über den Drucker steht neben dem Vollformat
ein strukturiertes (mit Feldcodes) und ein komprimiertes (ohne
Feldcodes) Format zur Verfügung. Für das Mitspeichern auf Diskette
oder Festplatte sind mehrere Textverarbeitungs- und Datenbankformate
definiert.[17]
Zusammenfassende Bewertung: IBR ist zweifellos nach wie vor ein
zumindest für wissenschaftliche Universalbibliotheken unverzichtbares
Informationsmittel für Rezensionen wissenschaftlicher Literatur. Die
CD-ROM-Version erhöht die Qualität und den Komfort der Recherche und
der Ausgabe erheblich; die Retrievalsoftware CD-Answer erfüllt
weitgehend alle an sie gestellten Anforderungen; die englische und
französische Sprachversion der Arbeitsoberfläche erleichtern die
Recherche für nicht-deutschsprachige Kunden; die Benutzerhinweise und
die kontextsensitive Online-Hilfe unterstützen anschaulich und
verständlich den Umgang mit der CD-ROM. Eine weniger aufwendige bzw.
stringente Sacherschließung erscheint dem Rezensenten angemessen;[18]
diese, sowie eine rationellere Dokumentationspraxis (z.B. Vermeidung
von Mehrfacherfassungen) müßten sich auf die Preisgestaltung positiv
auswirken. Über Auswahlkriterien und Dokumentationsumfang sollte der
Verlag seine Kunden mit Auslieferung der nächsten CD umfassend
informieren.[19] Last but not least: der mehrfach angekündigte Verzicht
auf die Kleinschreibung ist überfällig.
Bernward Hoffmann
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