Die bundesrepublikanische Verzeichnung von theoretischer Literatur zur
Kinder- und Jugendliteratur findet zunächst gleichfalls in den
einschlägigen Zeitschriften statt: ab 1975 z.B. in den Informationen
des Arbeitskreises für Jugendliteratur (München)[4] oder ab 1983 im
IJB-Report der Internationalen Jugendbibliothek (München). In
derselben Reihe wie der hier zu besprechende Band von Wegehaupt
erschien 1979 ein Verzeichnis der Sekundärliteratur von Maier und
Sahr.[5] Für Österreich legte Seibert eine Bibliographie vor.[6]
Wegehaupts Bibliographie verzeichnet 1019 Monographien, Sammelwerke,
Zeitschriften und Aufsätze "zu allen Bereichen der Kinder- und
Jugendliteratur", die 1992 und 1993 in deutscher Sprache in
Deutschland, Österreich und der Schweiz erschienen sind.
Vollständigkeit war nicht angestrebt: Einschränkungen werden für die
Bereiche "Literaturunterricht" und Beschäftigung mit dem Kinderbuch in
Bibliotheken, Kindergärten usw. gemacht. Hier wurde nur ausgewählt,
was "über das Fachspezifische hinaus von allgemeinem Interesse" ist.
Bei den Veröffentlichungen zu den Nichtbuch-Medien, den Gattungen
sowie auch bei den Darstellungen zu einzelnen Autoren und
Illustratoren wurde nur ausgewählt, was "Bezug zur Kinder- und
Jugendliteratur oder zur Rezeption von Kindern und Jugendlichen" hat.
"Umfangreiche Sammelrezensionen zu bestimmten Themen" sind
aufgenommen, keine Einzelrezensionen. Unerwähnt bleibt, daß keine
einschlägigen Antiquariats- und Auktionskataloge enthalten sind.
Es wurden nicht nur die Beiträge aus einschlägigen Zeitschriften und
Jahrbüchern, Sammelwerken und Tagungsberichten ausgewertet, sondern
auch die Fachorgane "zur Buchkunst, zum Buchhandel, zur
Literaturwissenschaft, Kunstwissenschaft, Pädagogik" u.a. Die
Zeitschriften für das öffentliche Büchereiwesen und den Buchhandel
sind, wie bereits in Wegehaupts früheren Arbeiten, stark vertreten.
Diesem entspricht auch die Tatsache, daß den Bereichen Kinder- und
Jugendliteratur in Bibliothek und Buchhandel, Verlag, Messen z.B.
jeweils eigene Kapitel gewidmet sind.
Nach dem mit zehn Titeln erfreulich knapp gehaltenen Verzeichnis der
abgekürzten Zeitschriftentitel folgt die systematisch geordnete
Bibliographie, die die Titel in neun Abteilungen und einem Verfasser-,
Bearbeiter- und Herausgeberregister erschließt. Die Darbietung der
Titel "in ihrem sachlichen Zusammenhang" soll die "Suche nach
Literatur zu einem bestimmten Thema" erleichtern und die Bibliographie
"lesbarer" machen.
Die Systematik gliedert sich in folgende neun Gruppen, wobei knapp 2/3
der insgesamt 1090 durchnumerierten Titel auf die Gruppen 1 - 3
entfallen. Sie schließt sich - abgesehen von wenigen Umstellungen oder
anderen Zuordnungen - an die Systematik in Wegehaupts früheren
Sekundärliteratur-Bibliographien an. 1. Allgemeines; hier findet man
u.a. die Bibliographien zur Kinderliteraturforschung und - nicht mehr
zeitgemäß tituliert - Jugendschriftenverzeichnisse mit sowohl
Auswahl- und
Empfehlungslisten als auch Bibliographien historischer Kinder- und
Jugendliteratur. - 2. Geschichte der Kinder- und Jugendliteratur, die
mit 286 Eintragungen umfangreichste Gruppe mit folgenden Unterpunkten:
Gesamtdarstellungen und einzelne Epochen; Zur Kinder- und
Jugendliteratur der DDR; Einzelne Verlage; Autoren, Illustratoren,
Forscher und Förderer. - 3. Gattungen und Genres mit insgesamt 17
Gliederungspunkten. - 4. Themenorientierte Darstellungen, alphabetisch
nach den in Kursivdruck hervorgehobenen (Titel-)Stichwörtern
untergliedert, wie z.B. Ausländer, Außenseiter, Behinderte,
Dinosaurier, Fremde, Gewalt; hier sind die derzeitigen "Modethemen"
der aktuellen Kinder- und Jugendliteratur sowie die wissenschaftliche
Beschäftigung mit ihnen dokumentiert. - 5. Kinder- und Jugendliteratur
anderer Länder, ebenfalls anhand von Stichwörtern (mit einer Ausnahme)
gegliedert, so daß sowohl hebräisch als auch Israel, flämisch als auch
Niederlande, Lateinamerika als auch Brasilien an unterschiedlichen
Stellen auftauchen; allein die relativ geringe Anzahl der Titel läßt
hier eine problemlose Suche zu. - 6. Gestaltung des Kinder- und
Jugendbuches mit insgesamt nur 16 Veröffentlichungen in den noch zum
"engeren" Bereich der Kinder- und Jugendliteratur gehörenden drei
Abschnitten Sprache und Stil, Übersetzung und Bearbeitung sowie
Illustration und Ausstattung. - 7. Leserkunde, Leseinteressen,
Rezeptionsforschung. - 8. Förderung und Vermittlung der Kinder- und
Jugendliteratur mit Abschnitten, die zu den nur eingeschränkt
berücksichtigten Bereichen gehören. - 9. Non print Medien mit den
allgemeinen Beiträgen zum Thema und Veröffentlichungen zum Kinder- und
Jugendtheater, den audiovisuellen Medien Hörspiel, Kassette, Radio,
Film, Fernsehen, Video sowie deren Rezeption, die lt. Verfasser nur
eine Auswahl darstellen.
Eine sehr große Zahl von Verweisungen "erschließt gattungs- oder
themenübergreifende Darstellungen", das Register der Verfasser,
Bearbeiter und Herausgeber mit Verweisung auf die Nummer beschließt
die großzügig und übersichtlich angelegte, auch typographisch
gelungene Bibliographie.
Es sind auch weitere Auflagen und Wiederabdrucke von Aufsätzen im
Berichtszeitraum angegeben. Bei der Verzeichnung der selbständigen
Veröffentlichungen wird auf RAK-konforme Zeichensetzung,
Namenswiederholung u.ä. verzichtet, was die Lesbarkeit vereinfacht und
die Genauigkeit nicht beeinträchtigt. Bei Zeitschriftenaufsätzen ist
auch der Erscheinungsort der Zeitschrift angegeben.
Eine Überprüfung an den Beständen der Institutsbibliothek der
Rezensentin sowie z.B. an der Bibliographie der Buch- und
Bibliotheksgeschichte (1993) ergab nur wenige Lücken für die in der
Bundesrepublik publizierten Titel.[7] Die jeweils unter 10 % des
Materials ausmachenden österreichischen und Schweizer
Veröffentlichungen sind allerdings unvollständig erfaßt; die
Fachorgane der benachbarten Disziplinen der beiden Länder sind so gut
wie gar nicht ausgewertet worden.
Als Randbemerkung sei erlaubt, darauf hinzuweisen, daß - obwohl eine
Reihe von ostdeutschen Autoren vertreten ist und die Kinder- und
Jugendliteratur der DDR in vielen Beiträgen thematisiert ist - der
weitaus größte Teil der verzeichneten Titel im "Altgebiet" der
Bundesrepublik erschienen ist: Die Anzahl der im Gebiet der ehemaligen
DDR publizierten Titel tendiert gegen Null.[8]
Maria Michels-Kohlhage
Zurück an den Bildanfang