Der darstellende erste Teil folgt der Chronologie der
Veröffentlichungen Nietzsches. Von den Philologica der 60er Jahre bis
zu den an der Jahreswende 1888/89 entstandenen Werken erfährt der
Leser hier eine Menge über Nietzsche als Autor, wobei "Autor" hier
- neben Verlegern, Buchhändlern, Rezensenten sowie potentiellen und
tatsächlichen Käufern - als ein Glied in der Publikationskette zu
verstehen ist. Die Merkmale, für die sich Schaberg bei jeder der von
ihm vorgestellten Veröffentlichungen interessiert, sind der
Entstehungsprozeß, das Datum der Einlieferung des Manuskripts beim
Verleger, der Herstellungsprozeß und der Prozeß des Korrekturlesens
sowie die Einbandgestaltung, die Auflagenhöhe, das Honorar, der
Verkaufspreis und das Datum der Auslieferung. Einen Schwerpunkt bildet
die Behandlung der Werke, die - angefangen von Schopenhauer als
Erzieher bis zum dritten Teil von Also sprach Zarathustra - zwischen
1874 und 1884 von Ernst Schmeitzner in Chemnitz verlegt wurden. Für
diese Periode gilt, daß Schaberg sich im wesentlichen auf das gleiche
Material stützt und zu ähnlichen Einschätzungen gelangt wie Malcolm B.
Brown in seiner gründlichen Untersuchung der Beziehung Nietzsches zu
diesem Verleger, die er bereits 1987 vorgelegt hat.[1]
Sowohl das Erkenntnisinteresse des darstellenden Teils als auch die
Beschreibungsprinzipien, die dem bibliographischen Teil
zugrundeliegen, stehen in der Tradition der analytical bibliography,
wie sie im angloamerikanischen Sprachraum entwickelt wurde. Die
grundlegenden Arbeiten von Ronald B. McKerrow und Fredson T. Bowers
werden explizit als Bezugspunkte genannt. In der Bibliographie gibt
Schaberg Beschreibungen der Haupttitelseite und des Umschlags, und er
macht Angaben zur Seitenzahl sowie - soweit eruierbar - zum
Publikationsdatum, zur Auflagenhöhe und zu den Verkaufszahlen. Hier
verzeichnet Schaberg auch die Varianten, die durch die Übernahme
einzelner Werke Nietzsches von einem Verlag in einen anderen
entstanden. - Mit der Darstellung und der Bibliographie Schabergs ist
dem Benutzer ein Kompendium in die Hand gegeben, das es ihm
ermöglicht, die verschiedenen Phasen der Publikationsgeschichte
einzelner Werke Nietzsches eindeutig zu unterscheiden. Damit wendet
sich das Buch in erster Linie an Leser mit ausgeprägten bibliophilen
Interessen, aber auch Bibliothekare und Nietzsche-Forscher werden es
mit Gewinn nutzen können.
Frank Simon-Ritz
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