Die Sprachgebung besticht hier, wie auch in den kurzen Kommentaren zu der umfangreichen Adressensammlung, durch ein Maß an gewollter Literazität, wie sie dem Medium ansonsten fremd ist, wie sie jedoch durchaus mit der blumigen Schutzumschlaggestaltung (ein Schmetterlingsfänger bei der Betrachtung eines großen Falters) in Einklang steht. Man beachte allein die Überschriften (Auswahl): Wege, Plätze, Lichtungen; Pfadfinder; Panoptikum der Poesie; Zeichen und Wunder; Schreibtisch; Bücherschrank; Im Babel der Bibliotheken; Ränder. Leider kommen bei soviel Sprachgewichtung die Informationen etwas zu kurz, werden 'Bibliotheken' wie etwa Magellan und Yahoo zu Suchmaschinen, wird das kaum nutzbare Projekt Gutenberg über die Maßen gelobt und das fundierte Oxford text archive auf einer halben Seite und ohne Hinweis auf die dort vorliegenden deutschsprachigen Texteditionen abgetan. Es fehlt - um nur weniges zu benennen - die Text Encoding Initiative, das VLB und die renommierteste aller Online-Literaturzeitschriften, der Salon 1999, der als eines der ältesten und besten Web-Angebote zum Thema Literatur bereits selbst zum Kulturgut geworden ist, weil er seine eigene Online-Stilform gefunden hat und sehr aktuell ist. Es fehlt vor allem, trotz des erklärten Wunsches der Erhellung der 'Apparatur', der Hinweis auf die Bedeutung der E-mail - deren Funktionalität zumal.
Kaisers Spaziergänge können aufgrund der Veraltungsgeschwindigkeit von gedruckten Adressensammlungen zu Internetquellen einen sicherlich umfangreichen, aber nur kurzfristigen Überblick geben, bereits als Weihnachtsgeschenk 1996 sind sie überholt.
Rudolf Nink