Bis zum Band 29 (1989) arbeitete die Bibliographie mit einem platzsparenden Abkürzungssystem und zahlreichen Sonderregeln für die Aufnahme der Titel, die von den Regeln zur Formalkatalogisierung erheblich abwichen (z.B. Verzicht auf Angabe von Schriftenreihen). Das änderte sich mit der Umstellung der Bibliographie auf Datenverabeitung ab Band 30 (1990), die zugleich die Umstellung auf RAK mit sich brachte.
Neben dieser Jahresbibliographie informiert die Zeitschrift Germanistik als Referateorgan vierteljährlich über germanistische Neuerscheinungen in einem etwas geringeren Umfang der Auswahl, der vor allem aus dem weitgehenden Verzicht auf den Nachweis von Hochschulschriften und den Ausschluß von Rezensionen zurückgeht. Das Problem der Germanistik, über deren Zukunft zur Zeit aus finanziellen Gründen Unsicherheit besteht, liegt darin, daß sie die Funktion des Referierens nur für die Monographien, nicht jedoch für die unselbständigen Veröffentlichungen erfüllt. Der Grund ist einfach: Die Referate entstehen wegen der sehr kleinen Redaktion der Germanistik aus der Mitarbeit zahlreicher freiwilliger Helfer, denen man als "Lohn" ein angezeigtes Buch wohl zumuten kann, nicht jedoch einen Sonderdruck oder gar nur die Kopie eines Zeitschriftenaufsatzes. Anders als in den Naturwissenschaften und den technischen Fächern, die eine solche Arbeit finanzieren können, ist hier nicht ein großer Stab von Mitarbeitern hauptamtlich mit der Anfertigung von Referaten beschäftigt. Dennoch hat sich die Germanistik durch die große Aktualität bei der Anzeige und die soliden Referate zu den Monographien auch international einen vorzüglichen Ruf erworben, der zur Reputation der deutschen Germanistik im Ausland erheblich beiträgt, so daß am Erhalt dieser internationalen Visitenkarte auch in Deutschland ein großes Interesse besteht.
In den umfassenderen Rahmen aller Philologien eingebettet, bietet schließlich die amerikanische Modern Language Association mit der MLA international bibliography (MLA-IB) einen bibliographischen Dienst der Sprach- und Literaturwissenschaft, der in restriktiverer Auswahl auch die Germanistik berücksichtigt. Dem deutschen Benutzer machen bei der Benutzung dieser Bibliographie die sperrigen Regeln des MLA style manual allerdings einige Mühe. Das hat sich für die Jahre ab 1976 geändert, da seitdem die MLA-IB neben der gedruckten Version auch in einer monatlich aktualisierten Oline-Datenbankversion - deren Dokumente längst die Millionengrenze überschritten haben - angeboten wird und zusätzlich eine CD-ROM-Ausgabe vorliegt.
Datenbankrecherche ohne Online-Anschluß ermöglicht nun auch die Frankfurter Bibliographie. Auf der anzuzeigenden CD-ROM ist das Titelmaterial der ersten sechs mit Hilfe der Datenverarbeitung erstellten Bände der BDSL zusammengefaßt. Die CD-ROM soll künftig jährlich unabhängig von der Printversion in jeweils kumulierter Form erscheinen. Bei der jetzigen Preisgestaltung ist sichergestellt, daß die CD-ROM den Abonnements der gedruckten Ausgabe nicht abträglich sein kann; es fragt sich nur, ob sich auf Dauer beide Versionen werden nebeneinander halten können, zumal es sich bei der BDSL fast um ein reines Bibliothekswerk handelt.
Der Nachteil, daß in der elektronischen Version das flächige Suchen durch Abblättern mehrerer Seiten entfällt, wird durch eine große Zahl von Vorzügen bei der gezielten Suche mehr als wettgemacht. Abgesehen von dem Vorteil der Kumulation bietet die CD-ROM-Version über die Personen- und Sachregister der Buchausgabe hinaus u.a. die Suchmöglichkeit nach allen in Titeln und Untertiteln vorkommenden sinntragenden Wörtern, nach Verlagen, Erscheinungsdaten, Zeitschriften und behandelten Werken. Die Funktionen Druck und Speichern auf Diskette ermöglichen die eigene Weiterverarbeitung.
Das alles ist auf hohem Standard verwirklicht und ermöglicht eine an den gedruckten Bänden nicht zu leistende Vielfalt der Recherchen nebst hohem Komfort mit leicht erlernbarer Benutzerführung. Die zu erfüllenden technischen Voraussetzungen liegen im Rahmen der heute üblichen Ausstattung: IBM-kompatibler PC mit 386-Prozessor, 8 MB Arbeitsspeicher, MS-DOS 3.3, MS-Windows 3.1, MS-DOS CD-ROM Extension, DIN/ISO 9660 CD-ROM-Laufwerk und Maus.
Zur Veranschaulichung sei hier die Suchkombination ausführlicher beschrieben. Die gebildeten Auswahlmengen werden aus dem Index-Fenster in das Fenster Suchkombination übertragen. Jede Auswahlmenge wird dazu mit einem Kleinbuchstaben gekennzeichnet. Besteht eine Auswahlmenge aus mehreren Indexeinträgen, so sind hinter dem Kennbuchstaben statt des Gleichheitszeichens (s.u.) drei Punkte einzugeben.
Das Fenster Suchkombination ermöglicht, eine Auswahlmenge durch die Kombination mit weiteren Auswahlmengen zu spezifizieren. Dazu müssen natürlich mindestens zwei Auswahlmengen in das Fenster Suchkombination gestellt sein. In der Eingabezeile des Fensters werden dann die Kennbuchstaben miteinander kombiniert. Die Kombination wird abgeschlossen mit der Return-Taste oder durch Mausklick auf den Enter-Schalter am unteren Fensterrand.
Das sieht für ein Fallbeispiel folgendermaßen aus: Man sucht, welche Beiträge von Thomas Sprecher zu Thomas Mann in der Datenbank nachgewiesen sind. Dazu übernimmt man in beliebiger Reihenfolge den Eintrag "Mann, Thomas" aus dem Index der behandelten Autoren und den Eintrag "Sprecher, Thomas" aus dem Personenindex in das Fenster Suchkombination. Dort findet sich dann folgende Anzeige:
a = 843 x Mann, Thomas (Behandelte Autoren)
b = 14 x Sprecher, Thomas (Personenindex)
Nach Eingabe von "a+b" in der Eingabezeile des Fensters und Betätigung der Return-Taste erhält man die neue Auswahlmenge:
c = 11 x a+b
Jede Auswahlmenge der Suchkombination kann über ihren Kennnbuchstaben für weitere Kombinationen genutzt werden.
An Booleschen Operatoren sind UND-/ODER/UND-NICHT-Verknüpfungen bei der Suche zugelassen.
Zur Weiterverarbeitung muß man die gewünschten Zeilen zunächst markieren. Dann kann man mit Mausklick auf die Schalter am unteren Rand mit den entsprechenden Symbolen seine Wahl aus folgenden Optionen treffen:
- Vollanzeige der Dokumente (die Vollanzeige kann auch durch Doppelklick auf die Auswahlmenge abgerufen werden)
- Einstellen der Auswahlmenge in die Ergebnisliste
- Löschen des Fensterinhalts.
Man kann wohl die Prognose wagen, daß - wie bisher die gedruckte Version - die neue BDSL auf CD-ROM in mittlerer Zukunft die Standardbibliographie des Faches darstellen wird, zumindest was die reine Titelbibliographie angeht. Aus den eher konservativen Bänden der BDSL ist hier ein modernes Instrument geworden, mit dem sich vorzüglich arbeiten läßt und dessen Wert als bibliographische Datenbank mit jedem neu hinzukommenden Jahrgang steigt. Dem Benutzer der neuen CD-ROM stellt sich natürlich die Frage, ob er irgendwann auch einmal nach retrospektiver Erfassung über die Altdaten so komfortabel wird verfügen können.
Hans-Albrecht Koch