Vor allem unterliegt der Band nicht der verbreiteten Tendenz "Je
jünger - desto ausführlicher", der z.B. auch das vielbenutzte
Sammelwerk von Wolfgang Beutin u.a.[1] folgt, das allerdings das
Mittelalter einschließt und mit zahlreichen Abbildungen versehen ist.
Vergleicht man Brenners Arbeit mit einem anderen einbändigen Werk aus
der Feder nur eines Autors, nämlich mit Fritz Martinis Deutscher
Literaturgeschichte,[2] so fällt bei Brenner die originelle
Berücksichtigung des einen oder anderen Genres auf, z.B. des
Kriminalromans oder des Sachbuchs. Das geht indes nicht auf Kosten der
Information über eher kanonisierte Autoren.
Eine ganz pragmatisch gewählte Periodisierung (Frühe Neuzeit, Barock,
Frühaufklärung, Aufklärung, Klassik und Romantik, Biedermeierzeit,
Realismus, Moderne, Weimarer Republik, "Drittes Reich" und Exil,
Nachkriegszeit, Gegenwart) verteilt den großen Stoff auf dreizehn
überschaubare Kapitel etwa gleichen Umfangs. Brenners sehr lesbar
geschriebene Darstellung konzentriert sich bewußt auf die Literatur
und ihre poetologischen Grundlagen, ohne Politisches und Soziales zu
vernachlässigen, das aber nur so knapp behandelt wird, wie es zum
Verständnis der Literatur erforderlich ist.
Die präzise und aktuelle Bibliographie reicht die vorzüglich
ausgewählten Titel zu den einzelnen Kapiteln jeweils getrennt nach
Literaturgeschichte, Poetik- und Gattungsgeschichte, Autoren und
Kulturgeschichte dar. Für den studentischen Leser stellt die
Werkchronologie im Anhang, die rund 400 Titel nachweist, eine höchst
willkommene Anregung zur Gestaltung des eigenen Lektüreplans dar.
Die folgenden kritischen Bemerkungen zu berücksichtigen, sollte bei
einer Neuauflage keine Probleme machen: Gerade wenn es Brenner auch
darauf ankommt, lange übersehene oder mit Fehlurteilen der Forschung
überhäufte Autoren wieder ins Bewußtsein zu rücken, dürfen Namen wie
Matthias Claudius und Adolph Freiherr Knigge nicht fehlen. Und noch
eines: Etwas mehr Aufmerksamkeit sollte solchen Autoren geschenkt
werden, die das schwierige und deswegen so seltene Register des
Skurrilen beherrschen, wie z.B. Heimito von Doderer (er dürfte schon
als großer Romancier nicht fehlen), Robert Gernhardt und Herbert
Rosendorfer.
Hans-Albrecht Koch
Zurück an den Bildanfang