In dem Bildatlas wird die Geschichte der Architektur in einzelnen
Regionen und Kulturbereichen beschrieben. Nach einer kurzen
Einleitung, in der es um das Wesen eines Bauwerks geht, beginnt der
Hauptteil mit dem Abschnitt Außereuropäische Zivilisationen. Die
Architektur der asiatischen Länder, Schwarzafrikas, des
präkolumbianischen Amerika und Ozeaniens nehmen etwa ein Viertel des
Bandes ein. Unter der Überschrift Das Altertum werden auch der Nahe
Osten und Ägypten einbezogen, dann folgt die europäische Architektur
als Schwerpunkt. Hier sind die weiteren Abschnitte chronologisch
geordnet, u.a. erscheint unter Mittelalter ein Exkurs über die
Architektur des Islam. Die nordamerikanische Architektur wird weniger
ausführlich behandelt, sie erscheint nur am Rande als Stimme Amerikas,
die Einfluß auf den europäischen Baustil ausübt. Für die meisten
Gebiete ist jeweils eine Landkarte vorangestellt, auf der die für die
Architektur bedeutsamen Einflüsse oder Standorte verzeichnet sind. Zu
jedem Land gibt es einen kurzen Abriß der Architekturgeschichte, 2 bis
4 Unterkapitel werden den typischen Erscheinungen oder einem Gebäude
gewidmet, so z.B. für Japan dem Shinto-Schrein aber auch dem
japanischen Wohnhaus, das schon vor 100 Jahren die westliche
Architektur beeinflußte. Eine sachlich geordnete Bibliographie nennt
über 250 Monographien, davon knapp 30 Titel in französischer Sprache,
5 japanische und nur einen deutschen,[7] alle übrigen Titel sind
englischsprachig. Wer den Wunsch hat, von diesem Buch ausgehend die
Materie zu vertiefen und auf deutschsprachige Literaturhinweise hofft,
wird daher enttäuscht sein: da es sich bei dieser Bibliographie
offensichtlich um empfehlende Literaturhinweise und nicht um den
Nachweis benutzter Veröffentlichungen handelt, hätte man vom Verlag
der deutschen Ausgabe billigerweise erwarten können, daß er
deutschsprachige Literaturhinweise hinzufügt. Da der Band auch
deutsche Architekten und die Architektur in Deutschland behandelt,
wäre zumindest hier die Nennung deutschsprachiger Titel zwingend
gewesen. Daß auf die Verbesserung der Bibliographie seit langem keine
Mühe mehr aufgewendet wurde, kann man auch daran ablesen, daß der
neueste Titel aus dem Jahr 1983 stammt, die meisten erschienen sogar
bereits in den 70er Jahren. Den Abschluß bilden Register und Glossar
in einem gemeinsamen Alphabet. Definiert werden Fachausdrücke, nicht
Begriffe, deren Kenntnis vorausgesetzt werden kann (Kirche, Theater)
oder sehr seltene Begriffe, die im Text bereits erklärt wurden. Unter
dem Stichwort Bibliothek findet man immerhin deren acht.[8] Bauwerke
sind meistens unter den Orten aufgeführt in der Reihenfolge ihrer
Nennung im Text, bei Architekten und Künstlern sind ihre Lebensdaten
hinzugefügt. Zahlreiche Photos, Grundrißzeichnungen und
perspektivische Darstellungen, überwiegend farbig, illustrieren den
Text. Merkwürdigerweise weisen einzelne Kapitel unterschiedliche
Schriftarten, Schriftgrößen (große serifenlose Type und kleine
Antiqua) und Zeilenabstände auf, so als ob sie im Nachhinein eingefügt
worden seien. Schaut man auf das Impressum, und sieht, wieviel
Ausgaben dieser deutschsprachigen zugrunde liegen (3) und wieviel
Verlage mit Copyright beteiligt waren (5), könnte das die Erklärung
sein.[9]
Zielgruppe des Bildlexikons sind Architekten, Architekturstudenten und
interessierte Laien, die diesen Band nicht nur als Nachschlagewerk
nutzen, sondern darin auch gerne lesen und dabei die Zeichnungen
betrachten und über den Einfallsreichtum des Verfassers staunen
werden. Der Bildatlas ist dagegen eher ein Buch für die breite
Öffentlichkeit, für denjenigen der sich einen visuellen Überblick über
die Architekturgeschichte verschaffen möchte. Mit dem viele Menschen
ansprechenden Thema Weltarchitektur, dem Großformat und dem gut
gestalteten Umschlag (weißgrundig mit grauer Schrift,
Schwarzweißabbildung eines römischen Palazzo, Untertitel rot
unterlegt) eignete sich das Buch vorzüglich als repräsentatives
Geschenk, das uneinheitliche Textbild läßt jedoch eher an eine
preiswerte Sonderausgabe denken.[10]
Angelika Weber
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