Innerhalb einiger dieser Kapitel beschreibt der Autor sehr allgemein Entwicklungen und Charakteristika des Internet. Gleich im ersten Kapitel wird das Problem der Katalogisierung des Internet angesprochen, in weiteren Kapiteln finden sich Gedanken zur Zukunft des gesamten Publikationswesens. Tatsächlich herrscht vor allem unter den Verlegern, Buchhändlern, Autoren und Bibliothekaren eine lebhafte Diskussion über diese Fragen, die auch Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler in ihrer Funktion als potentielle Autoren und als Informationssuchende interessieren müssen. Hilfreich für diese Zielgruppe ist dagegen die Beschreibung der Publikationsformen, und wo und wie sie zu finden sind. Die aufgeführten Internet-Ressourcen haben den Charakter von Beispielen zu den einzelnen Themen. Die Internetadresse findet sich teils direkt im Text, teils in der Fußnote. Der Dokumenten-Inhalt wird zumeist nur sehr ungenügend verbal charakterisiert; stattdessen wird er in sehr ausführlichen, zum Teil seitenlangen Zitaten aus dem Internet wiedergegeben, die typographisch abgesetzt sind. Zum Beispiel füllt das Inhaltsverzeichnis der WorldWideWeb Virtual Library des W3-Konsortiums im ersten Kapitel vier Seiten im Buch, das der Karlsruher Virtuellen Bibliothek zwei Seiten, und zusätzlich sind hier noch die Untermenüs einiger sozial- und wirtschaftswissenschaftlicher Themen vollständig abgedruckt. Mit diesem Prinzip erreicht der Autor immerhin 179 Seiten. Dieses Vorgehen verwundert umso mehr, als im Vorwort der Verzicht auf eine Ressourcensammlung mit der raschen Veränderung des Internets begründet wird. Erfahrungsgemäß verändern sich jedoch die zitierten Dokumentinhalte noch schneller als die Internetadressen einer Ressourcensammlung.
Bei der Beurteilung der Aktualität des vorliegenden Titels müßte man sich auf den Internetentwicklungsstand von Dezember 1995 zurückversetzen können. Mit diesem Datum ist das Vorwort unterzeichnet. Was die Korrektheit der angegebenen Internetadressen angeht, kann das nicht geleistet werden. Nach dem heutigen Stand sind außer den Änderungen der zitierten Dokumentinhalte natürlich auch Adressenänderungen eingetreten. Viel gravierender ist allerdings, daß den Gopherdiensten im vorliegenden Buch eine Bedeutung zugemessen wird, die sie bereits 1995 nicht mehr gehabt haben. Das WWW hatte Gopher bereits abgelöst, trotzdem sind ein großer Teil der angegebenen Quellen Gopherdienste, deren Menüs in der bereits beschriebenen Ausführlichkeit zitiert werden. Eigenartigerweise werden im Kapitel 4.1.1. Econ-Base, die Datenbank von Elsevier/North-Holland, sowohl die WWW-Adresse als auch die Gopheradresse angegeben, der Eingangsbildschirm des WWW-Dokuments wird sogar noch als Bild abgedruckt, dann folgt aber im Zitat das Gophermenü von EconBase inklusive einiger Untermenüs. Sämtliche Gopheradressen hätten vor der Veröffentlichung nochmals dahingehend überprüft werden müssen, ob der Dienst inzwischen auch im WWW angeboten wird. Die mangelnde Aktualität wird auch im Kapitel über die Suchmaschinen deutlich. Veronica für Gopher wird zu ausführlich im Gegensatz zu CUI für WWW behandelt. Wenn der Autor Möglichkeiten der gezielten Suche nach Informationen im Internet aufzeigen will, hätte er die Suchmaschinen für das WWW ausführlicher behandeln und aktuellere Adressen auflisten müssen.
Wie beim Surfen im Internet, so stößt man auch in dem vorliegenden Werk mehr oder minder zufällig auf interessante Informationen. Tatsächlich sind einige sehr wichtige Ressourcensammlungen wie die Resources for economists on the Internet[1] von Bill Goffe und WebEc[2] aufgeführt. Wie oft auch im Internet dauert die Suche zu lange, da ein Register fehlt, man durch die langen Zitate von der eigentlichen Information abgelenkt wird und die Übersichtlichkeit durch die vielen verschiedenen typographischen Hervorhebungen stark gemindert ist. Mit einer übersichtlichen, gut dokumentierten Ressourcensammlung hätte man vermutlich mehr und schneller interessante Informationen gefunden. Es ist die Frage, ob die Zeit zum Lesen dieses Werkes nicht sinnvoller vor dem Bildschirm beim Surfen verbracht wird. Wobei sich dann der Wert der dort enthaltenen Informationen unmittelbar ablesen läßt. Was die dazu notwendigen Kriterien angeht, bietet der vorliegende Band kaum eine Hilfe. Insgesamt spricht viel für den eingangs erwähnten populäreren zweiteiligen Aufbau, wie er etwa vom Konkurrenztitel Internet für Wirtschaftswissenschaftler[3] geboten wird: hier sind neben allgemeinen Informationen zum Internet und einer Ressourcensammlung, Einführungen in Netscape und HTML, ein Internetlexikon und Hinweise auf das Zitieren aus dem Internet aufgenommen. Er bietet damit für Wirtschaftswissenschaftler umfassendere Informationen für den Interneteinstieg als der Titel von Boni.
Barbara Wild