Die Anlage des Katalogs entspricht dem Standard: Die Ordnung der Haupteintragungen erfolgt im Künstleralphabet. Nach kurzen biographischen Angaben folgt der Werkeintrag (Titel, Datierung, Provenienz, Material, Format) mit Literaturhinweisen und kurzer Beschreibung unter Berücksichtigung der jüngsten Forschungsergebnisse. Schwarz-Weiß-Abbildungen sind direkt dem Katalogteil zugeordnet, Farbtafeln finden sich zusammengefaßt am Schluß des Katalogs. Der Katalog, dem leider ein Inhaltsverzeichnis fehlt, enthält u.a. folgende Beigaben: Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur; Verzeichnis der Neuzuschreibungen und Neudatierungen und aus dem Bereich der deutschen Maler ausgeschiedenen Werke; das kurze ikonographische Register, in dem die religiösen Themen die ganz wenigen "Mythologischen Themen und Allegorien" (Fünf Sinne; Parisurteil; Triumpf des Sommers ist schon alles) bei weitem überwiegen, gibt einen guten Eindruck von den Schwerpunkten der Sammlung; dazu kommt ein separates Register der Bildnisse; Konkordanzen der Inventarnummern.
Mit diesem ersten Band präsentiert sich das Dessauer Verzeichnis als ein kritischer Katalog im klassischen Sinne: er bietet die für diesen Typ üblichen grundlegenden Informationen in komprimierter Form und in angemessener Aufbereitung für den Druck. Auf manches "Mehr", wie etwa Ausführungen zur Restaurierungsgeschichte, bildtechnische Analysen usw., mußte zwar zum Teil schon aufgrund der Quellenlage verzichtet werden (so fehlten beispielsweise ein Großteil der Restaurierungs-Protokolle, die Voraussetzung für entsprechende Eintragungen gewesen wären); dennoch liegt für diesen ersten Teil der Dessauer Bestände nunmehr ein angemessenes Nachschlagewerk vor.
Auch für einen weiteren Teilbereich erstellte die Anhaltische
Gemäldesammlung Dessau einen Katalog, nämlich für die Kriegsverluste.
Dieser im Vorwort des Gemäldekatalogs erwähnte Verlustkatalog der
Anhaltischen Gemäldegalerie Dessau, dessen gedruckte Fassung für diese
Rezension noch nicht vorlag, wird wenigstens auszugsweise im Internet
angeboten,[4] und zwar als Teil des von der Bremer Koordinierungsstelle
und dem Kultusministerium Sachsen-Anhalts erstellten Katalogs
"Verluste deutscher Museen und Bibliotheken in Folge des Zweiten
Weltkriegs". Dieser informiert zur Zeit über die Verluste folgender
Institutionen des Landes Sachsen-Anhalt: Museum Schloß Mosigkau
(Dessau), Anhaltische Gemäldegalerie (Dessau), Händel-Haus
(Halle/Saale), Kaiser-Friedrich-Museum (Magdeburg), Lutherhalle
(Wittenberg), Staatliche Schlösser und Gärten (Oranienbaum), Luisium
(Wörlitz) und Schloßmuseum (Zerbst). Der Eintrag zur Anhaltischen
Gemäldegalerie Dessau[5] enthält zunächst Informationen zur Bestands-,
insbesondere aber zur Verlustgeschichte, eine kleine Bibliographie und
ein Verzeichnis der Auslagerungsorte; es folgen Auszugskataloge der
verlorenen Gemälde, der Verluste aus den Sammlungen alter Zeichnungen
und der Erdmannsdorff-Zeichnungen. Im einzelnen geben die
Katalognummern (insbesondere bei den Gemälden) folgende Basisdaten:
Künstlername (mit Geburts- und Sterbedatum), Titel des verschollenen
Werks, Signierungs-, Material-, Formatangaben, Inventarnummer,
Hinweise auf Katalogverzeichnung und Literatur, letzter Standort,
Angaben zur Auslagerung und - soweit bekannt - zur weiteren Entnahme.
Der Verzicht auf Abbildungen ist sicher mit fehlenden Vorlagen zu
erklären. Mit den noch existierenden Informationen und Daten zu diesen
Kunstwerken wurde aber ein an wissenschaftlichen Erfassungskriterien
orientierter Katalog erstellt und mit Hilfe des Internet weltweit
zugänglich gemacht, insbesondere auch zur Nutzung für den
internationalen Kunsthandel. Eine über sachsen-anhaltische
Institutionen hinausgehende Veröffentlichung von Kriegsverlusten ist
vorgesehen. Schon jetzt aber ist aus den Einträgen der bisher
berücksichtigten Institutionen ersichtlich, daß die Strukturierung der
Informationen innerhalb des Projekts unterschiedlich gehandhabt wird:
Während einige Institutionen wie die Anhaltische Gemäldegalerie, in
bescheidenerem Rahmen auch das Händelhaus (insbesondere für die
Musikinstrumentensammlung) und das Schloßmuseum Zerbst, katalogartige
Einträge und Bestandsbeschreibungen bieten, erlauben die anderen
Institutionen zur Zeit nur die aktive gezielte Anfrage
(Stichworteingabe) auf ein bestimmtes Kunstwerk, vermitteln also keine
direkte und zusammenhängende Information über die Verlustbestände. Daß
sich unter dem Aspekt "wissenschaftliches Auskunftsmittel" in diesen
Fällen der Informationswert stark reduziert, muß nicht eigens betont
werden. Bei einer Gesamtbeurteilung darf freilich nicht die primäre
Zielgruppe, nämlich der Kunsthandel, aus dem Auge verloren werden, und
für diese Belange dürfte auch die reine Anfragemöglichkeit zu
Einzelwerken ausreichende Information bieten.
Angela Karasch
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