1.1 Systemvoraussetzungen und Installation
Die Minimalvoraussetzungen sind hinsichtlich der Hardware: ein Prozessor 80486 / 66 MHz oder höher (empfohlen: Pentium), ein Hauptspeicher 8 MB (empfohlen 16 MB und mehr), ein Plattenplatz 110 MB mit einem virtuellen Speicher, je nach Hauptspeicher bis 30 MB, ein CD-ROM-Laufwerk, das für die Installation von Langenscheidts T1 (im folgenden T1 genannt) nötig ist. Als Software sind erforderlich: als Betriebssystem Windows 3.1, Windows für Workgroups 3.11, Windows NT 3.5x oder Windows 95, als Textverarbeitung Word 6.0 oder höher (letzteres zwar keine echte Voraussetzung, doch für die Ansicht und Nachredaktion von RTF-Dokumenten empfohlen).
Die sich weitgehend selbsterklärende Installation erweist sich als einfach; Benutzer von Windows 3.1 und Windows für Workgroups 3.11 müssen allerdings zusätzlich das Zusatzprogramm Win32s installieren.
1.2 Bedienung, Programmoberfläche, Formales
Wesentliche Bedienungshinweise enthält ein 176 S. umfassendes Handbuch, das hilft, alle Möglichkeiten des Programms auszuschöpfen, aber nicht zwingend notwendig ist. Für den Einstieg dient das Kapitel Erste Schritte (S. 20 - 39), im Anhang finden sich u.a. eine nützliche Übersicht über sämtliche Menüs sowie ein Fachwortglossar (Positiv, Komparativ und Superlativ, S. 137, werden übrigens hier nicht erklärt). Wie leider bei so vielen EDV-Handbüchern ist das Register auch hier wenig hilfreich; beispielsweise findet man einen Eintrag Registerkarte Formatierungen, nicht aber Formatierungen.
Als Programmoberfläche des T1 fungiert eine leicht erlernbare Windows-Oberfläche; Erfahrungen mit Windows-Anwendungen erleichtern mithin die Nutzung des T1. Verschiedene Übersetzungsmöglichkeiten werden bereitgehalten: für kurze Texte das Übersetzungsfenster, für längere Texte und RTF-Dokumente der Arbeitsbereich. Solange eine Übersetzung läuft, ist es nicht möglich, zusätzliche Eingaben vorzunehmen. Daher können weitere Texte in einer Auftragsliste abgelegt und später, zu einem für den Nutzer günstigeren Zeitpunkt, übersetzt werden. Überdies ist eine Word-Anbindung möglich, falls Microsoft Word 6.0 verfügbar ist.
Das Übersetzungsfenster, dessen Nutzung nicht nur für die ersten experimentierenden Übersetzungsschritte, sondern auch für eine grundlegende Bewertung ausreicht, enthält ein Eingabefenster für den zu übersetzenden Text und ein Ausgabefenster, in dem der (in der Regel recht schnell) übersetzte Text erscheint. Mit Hilfe von Menüs bzw. Hotkeys können u.a. die Sprachrichtung (Englisch-Deutsch oder Deutsch-Englisch) gewählt, Übersetzungen abgebrochen, Textteile markiert und kopiert, Prozesse der Übersetzungsoptimierung und -steuerung eingeleitet und Lexika geöffnet werden (s. hierzu 1.3).
In den übersetzten Texten tauchen farblich markierte Wörter oder Satzteile auf, die auf mögliche Probleme hinweisen und Korrekturen für die Phase des Nachredigierens nahelegen. Ihnen liegt der folgende Code zugrunde: Rot steht für Wörter, die dem System nicht bekannt sind, Blau für ein Kompositum, das nicht als vollständiges Wort, sondern nur behelfsweise durch Übersetzung der einzelnen Bestandteile bearbeitet werden konnte (Beispiele: reiselustig: trip merry, World Cup: Welttasse!): angesichts der zahlreichen ad hoc gebildeten Komposita, die sowohl im Deutschen als auch im Englischen auftreten, eine wichtige Funktion. Magenta steht für eine sog. "Konstante" (ein Wort, das in allen Sprachen gleichbleibt, wie z.B. der Name einer Firma oder eines Produkts); eine grüne Markierung weist aus, daß für ein Wort alternative Übersetzungen bereitstehen.
1.3 Übersetzen: Optimierung, Steuerung, Lexika
Der Übersetzungsprozeß kann durch einige Optionen optimiert und gesteuert werden. Als vordringliche Optimierungsempfehlungen gibt der Hersteller aus: Der zu übersetzende Text darf keine Rechtschreib- oder Grammatikfehler enthalten (wichtig vor allem: die korrekte Schreibweise deutscher Komposita). Er sollte auf willkürliche Abkürzungen, deutsch-englisches Kauderwelsch und vielgliedrige englische Komposita verzichten sowie eine einheitliche Terminologie verwenden. Insgesamt soll der Text möglichst klar und deutlich formuliert werden und übersichtliche grammatikalische und syntaktische Strukturen aufweisen. Weitschweifige Sätze, Bandwurm- und Schachtelsätze, der Gebrauch zu vieler Präpositionen hintereinander, Telegrammstil, Substantivierungen, zu lange Satzklammern (eng zusammengehörige Satzelemente stehen weit getrennt im Satz) und lange Attribute sind zu vermeiden. Aufzählungen sollten in sinnvolle Einheiten zerlegt werden, vor allem im Englischen Nebensätze korrekt eingeleitet und Partizipialkonstruktionen mit unklaren Bezügen (Standardbeispiel: Flying planes can be dangerous) eindeutige Bedeutungen zugewiesen werden.
Gesteuert werden kann die Übersetzung u.a. durch sog. Optionen. Für die Sprachrichtung Englisch-Deutsch kann wahlweise der Imperativ oder der Infinitiv verwendet werden. Beispiel: Press the Enter key wird entweder durch Pressen [!] Sie die Eingabe-Taste oder Eingabe-Taste pressen [!] übersetzt. Die große Bedeutung, die dieser Option in den marktgängigen Übersetzungsprogrammen zugewiesen wird, erklärt sich aus einem dezidiert angesprochenen Adressatenkreis: Übersetzer und Redakteure von Instruktionstexten wie z.B. Bedienungsanleitungen. Wörter und Sätze, die in Großbuchstaben geschrieben sind, können wahlweise unberücksichtigt bleiben, um Konstanten unübersetzt zu lassen. Neben der letztgenannten Möglichkeit sind für die Sprachrichtung Deutsch-Englisch folgende Optionen integriert: Wahlweise kann Sie am Satzanfang mit You oder mit They übersetzt werden (Beispiel: Sie kaufen ein Auto: You buy a car oder They buy a car). Die Personalpronomina er oder sie können je nach Option entweder mit he oder she oder mit it übersetzt werden. Sog. Konstanten in Appositionen können wunschweise mit vorangestellter oder hintangestellter Konstante übersetzt werden (Beispiel: Baugruppe X25: entweder unit X25 oder X25 unit). Mit Hilfe einer weiteren Option, die seltsamerweise als "Dialektauswahl" (T1, Handbuch, S. 93) bezeichnet wird, läßt sich entscheiden, ob die Übersetzung eher in britisches oder amerikanisches Englisch (die Grundeinstellung des Programms) erfolgen soll. Mit Hilfe einer "Registerkarte Sachgebiete" lassen sich Sachgebiete auswählen, denen eine recht eigenwillige Systematik (z.B. eine Zweiteilung des Vokabulars auf der zweiten Gliederungsebene in "Allgemeines Soziales Vokabular", zu dem auch der Wortschatz der Kunst und Literatur zählt, und "Allgemeines Technisches Vokabular", T1, Handbuch, S. 164) zugrunde liegt. Wer beispielsweise das Wort Verzögerung eingibt und gleichzeitig das Register "Allgemeines Vokabular" wählt, erhält die Übersetzung delay, wer bei demselben Wort das Register "Physik" wählt, erhält die Übersetzung retardation.
Das sog. Systemlexikon enthält eine Fülle einzelner Wörter aus den verschiedensten Fachgebieten einschließlich zahlreicher Komposita: für Deutsch-Englisch 230.000 Einträge, für Englisch-Deutsch 90.000 Einträge. Nur ein Beispiel, das die Vielzahl für die Sprachrichtung Deutsch-Englisch illustriert: Immerhin finden sich Briefaktion, Briefbehälter, Briefbombe, Briefchen, Briefdatei, Brieffaltmaschine, Briefkastenfunktion, Briefkastenlampe, Briefkastenleerung, Briefkastenmeldung und Briefkastenstatusausgabe! Über den sog. Lexikon-Editor ist eine Aktualisierung des Systemlexikons möglich. Den neuen Wörtern können die entsprechenden Kategorien (Wortart, Sachgebiet, bei Substantiven Genus, bestimmte Flexionsformen, semantische Typen wie konkret, abstrakt, menschlich, Ort oder Eigenname, Besonderheiten des Numerusgebrauchs) zugeordnet werden; somit ist eine individuelle, maßgeschneiderte Aufrüstung des T1 möglich. Neben dem Systemlexikon wurde in T1 auch Langenscheidts Handwörterbuch Englisch als zusätzliche, während der maschinellen Übersetzung nicht genutzte Nachschlagehilfe integriert; es hält im Systemlexikon nicht angebotene Gebrauchshinweise und zusätzliche Informationen zu einzelnen Wörtern sowie idiomatische Wendungen bereit. (Die Probeseite aus dem Handwörterbuch, die den Beginn des Eintrags position zeigen soll, T1, Handbuch, S. 31, ist im übrigen weniger ausführlich als die digital abrufbare Seite.)
1.4 Übersetzen: Beispiele und Fazit
Angesichts der für T1 charakteristischen Vielfalt an
Bedienungshinweisen, Optionen und Optimierungsempfehlungen droht
dessen eigentlicher Zweck als maschinelle Übersetzungshilfe
vernachlässigt zu werden, droht fast schon das 'eigentliche'
Übersetzen vergessen zu werden. Um diesen genuinen Zweck zu testen, um
auch dem Leser dieser Zeilen Proben mitteilen zu können, wurden einige
englische Beispielsätze eingegeben, die grundlegende grammatische
Muster (patterns), teilweise auch idiomatische Besonderheiten der
englischen Sprache illustrieren und hierbei auch wichtige usage notes
vermitteln; sie entstammen John Eastwoods vorzüglicher englischer
Grammatik Oxford guide to English grammar, 1994 (Seitenzahlen im
folgenden nach Eastwood). Hierbei war T1 häufig überfordert. So wurden
beispielsweise fehlerhaft übersetzt: Fragesätze (Do you sell rail
tickets?, S. 26: Tun Sie Ihnen Verkaufs-Schienen-Fahrkarten?,
letzteres Wort immerhin als vorläufige Übersetzung der einzelnen
Elemente gekennzeichnet), die sog. question tags (It's raining, isn't
it?, S. 38: Es regnet ist nicht es?), die Konstruktion be supposed to
(Is this food supposed to be kept cool?, S. 119: Ist diese Nahrung,
die sich gehalten soll, kühl?), Passiv mit verbs of reporting
(Elephants are said to have good memories, S. 138: Elefanten ist
gesagt, gute Gedächtnisse zu haben), die Konstruktion have/get +
object + passive participle (I got the machine repaired only last
week, S. 140: Ich bekam die Maschine die nur letzte Woche, die
repariert wird), patterns mit too (The kitchen is too small for the
whole family to eat in, S. 157: Die Küche ist zu klein für die ganze
Familie essen), Präposition + Gerundium: (What's wrong with borrowing
a little money?, S. 163: Was hat unrecht damit, ein bißchen Geld zu
borgen), group nouns (The United States has reacted angrily, S. 197:
Die Vereinigte Staaten reagiert voll Ärger), Possessivpronomina (The
twins are visiting an uncle of theirs, S. 215: Die Zwillinge besuchen
einen Onkel von sie), one/ones (And what other stamps do you like
besides Polish ones? English ones, S. 241: Und was andere Briefmarken
tun Ihnen wie außer polnischem einem? Englisches eines), der
Subjunktiv (The opposition are insisting that the Minister resign, S.
322: Die Opposition besteht daß der Minister zurücktreten),
conditionals (If I had lots of money, I would travel round the world,
S. 336: Wenn ich Lose [!] von Geld hatte, würde ich um die Welt
reisen). Selbst einfache präpositionale Bezüge werden nicht korrekt
hergestellt: eine Reihe von Umweltfaktoren : a series from
environmental factors. Aus Platzgründen müssen hier wie später einige
Beispiele ausreichen. Setzt man diese doch recht dürftigen
Übersetzungsproben - teilweise handelt es sich um reine
Wort-für-Wort-Übersetzungen - in Bezug zu der gewaltigen Zahl
abrufbarer Wörter, so verstärkt sich auch hier der Eindruck, daß die
gängigen Übersetzungsprogramme eine größtmögliche lexikalische Breite
abdecken wollen, statt die Tiefe sprachlicher Strukturen auszuloten.[1]
Nach diesen Beispielen darf es denn auch niemanden verwundern, daß der
Rezensent bei allen eingegebenen Probetexten, zumeist Zeitungstexten,
die ausgegebene Übersetzung als unbefriedigend qualifizieren mußte,
daß meistens erst nach vielfältigen Nachbearbeitungen ein adäquater
Text zustandekam.
Werner Bies
2. Pons, Personal translator
2.1 Systemvoraussetzungen und Installation
Der Personal-Translator (fortan PT) benötigt folgende
Systemvoraussetzungen: Prozessor 486 oder Pentium mit mindestens 8
MByte Arbeitsspeicher (RAM) und 16 MByte freiem Speicherplatz auf der
Festplatte; MS Windows 3.1 bzw. 3.11, MS Windows für Workgroups 3.11,
Windows NT, Windows 95 oder OS/2 Warp; CD-ROM-Laufwerk. Auch hier
erweist sich die im wesentlichen selbsterklärende Installation als
einfach; Benutzer von Windows 3.1 und 3.11, Windows für Workgroups
3.11 oder OS/2 Warp müssen überdies das Zusatzprogramm Win32s
installieren.
2.2 Bedienung, Programmoberfläche, Formales
Wesentliche Bedienungshinweise bietet auch hier ein Handbuch, das
hilft, alle Möglichkeiten des Programms - mit den beiden nicht
zugleich ausführbaren Sprachrichtungen Deutsch-Englisch und
Englisch-Deutsch - auszuschöpfen, das aber nicht zwingend notwendig
ist. Im Unterschied zum Handbuch zu T1 ist das vorliegende manual
zweisprachig. Der englische Teil stellt weitgehend eine Übersetzung
des deutschen Teils dar; für die Sprachrichtung Deutsch-Englisch wird
der englischsprachige Leser vor "glaring errors" gewarnt wie z.B. "I
hope, it goes you well" (S. II-3)! Im Anhang finden sich eine
Befehlsreferenz, die Übersichten Tastenkombinationen, Informations-
und Fehlermeldungen, ein Glossar: Grammatikalische Fachausdrücke sowie
ein Index.
Wie T1 so richtet sich auch PT nach den inzwischen weitbekannten
Windows-Konventionen. Der übersichtliche Hauptbildschirm ist im
wesentlichen in die zwei Bereiche Eingabefenster und Ausgabefenster
geteilt. Ein eigenes Fenster informiert über den
Übersetzungsfortschritt: Es teilt mit, welche der fünf Operationen
Segmentierung, Lexikonsuche, Syntaxanalyse, Lexikalischer Transfer und
Struktureller Transfer im Moment ausgeführt wird. Dank eines
integrierten Texteditors können auch hier Dateien im
Windows-Textformat importiert und exportiert werden.
2.3 Übersetzen: Optimierung, Steuerung, Lexikon
Die Optimierungsempfehlungen, die PT gibt, entsprechen im wesentlichen
denjenigen, die auch von T1 gegeben werden. Größerer Wert wird hier
auf die Vermeidung von redensartlichen Wendungen, Füllwörtern (z.B.
praktisch) und ad hoc gebildeten Komposita (z.B. Frankreichurlaub)
gelegt.
Wie schon bei T1 finden sich auch bei PT die Steuerungsmöglichkeiten
bzw. Optionen persönliche vs. unpersönliche Übersetzung des englischen
Imperativs, Übersetzung von Sie am Satzanfang als You oder They. Nicht
vorhanden sind die Optionen hinsichtlich der Personalpronomina
(er/sie: he/she oder it), die Konstanten in Appositionen und die
Entscheidung zwischen britischem und amerikanischem Englisch. Im
Unterschied zu T1 finden sich zusätzlich die Optionen, die Anrede you
durch persönliches Du oder förmliches Sie zu übersetzen, eine
Zeilenschaltung als Satzende zu betrachten oder nicht, ss anstelle von
ß zu verwenden (für schweizerdeutsche Texte), die Zeitspanne
festzulegen, nach der die Übersetzung eines Satzes abgebrochen wird
(Standardeinstellung: Maximalwert von 500 Sek., um eine unbegrenzte
Blockierung des Rechners zu vermeiden). Auch in PT können Sachgebiete,
insgesamt mehr als 20, ausgewählt werden: Damit beispielsweise in
einem EDV-bezogenen Text memory mit Speicher übersetzt wird und nicht
mit Erinnerung, muß das Sachgebiet Computer eingestellt werden.
PT enthält ein umfangreiches Allgemeinwörterbuch mit ca. 160.000
Wörtern (dies entspreche, so der Hersteller, mehr als 440.000
Wortformen und Wendungen); angereichert wurde das Wörterbuch durch
zusätzliche Einträge aus Fachwortschätzen, vor allem der Bereiche
Wirtschaft, Technik und EDV. Mit diesen Bereichen sind auch mögliche
Einsatzfelder des PT angezeigt. Auch PT ist 'lernfähig' und
erweiterbar; es können eigene, auf individuelle Bedürfnisse
abgestimmte Wörterbücher - sog. Benutzerwörterbücher - angelegt
werden, die dann bei der Übersetzung eines Textes vorrangig genutzt
werden. Diese Wörterbücher können allerdings nur Substantive und
Eigennamen enthalten. Warum man aber ausgerechnet das Substantiv Lot
um den biblischen Eigennamen Lot erweitern soll (Handbuch, S. III-31),
bleibt ein Geheimnis der Hersteller.
2.4. Übersetzen: Technologie und Methode, Beispiele und Fazit
Im Unterschied zu T1 enthält PT Hinweise über die zugrundeliegende
Übersetzungstechnologie und -methode. Die Übersetzungstechnologie
stammt aus dem IBM-Forschungsprojekt LMT (Logic-Programming Based
Machine Translation), in dem vor allem Programmsysteme für die
Erzeugung von Rohübersetzungen technischer Dokumentationen erstellt
wurden. Die mehrsprachige Lexikon- und Terminologieverwaltung stammt
aus dem Forschungsprojekt TransLexis. Als zugrunde gelegte
Übersetzungsmethode fungiert ein Slot-Grammar-System, in dessen
Zentrum das hier nicht näher ausführbare Konzept des Slots
(Leerstelle) und des Slotrahmens steht (Nur soviel: bei dem Verb geben
besteht beispielsweise der Slotrahmen aus Subjekt, Akkusativobjekt und
Dativobjekt). Unter Hinweis auf die zugrundeliegenden Programmsysteme
und die Übersetzungsmethode ("Überlegenes Satzanalyseverfahren":
Werbeaufschrift auf dem Behältnis) loben die Hersteller denn auch ihr
Produkt als überaus leistungsfähiges Programm, das Homonyme und
semantische Typen erkennen und die für Übersetzungen unerläßlichen
lexikalischen und syntaktischen Transformationen ausüben könne (hierzu
Hinweise S. II-2 - II-3 und Glossar, S. A-17 - A-18). Nähere Hinweise
finden sich in aufrufbaren Hilfetexten wie Die Behandlung des Passivs,
Implizite Subjekte, Koordinierte Satzglieder, Mehrwortlexeme,
Lexikalische Transformationen, Semantische Typen, Zuordnung zwischen
ausgangs- und zielsprachlichen Slots.
Ungeachtet dieser Vorgaben wurden die Probetexte, die in das Programm
eingegeben wurden, ebenfalls nur unbefriedigend übersetzt. Fehler
treten auch hier in beiden Sprachrichtungen im grammatischen und
syntaktischen und noch gehäufter im phraseologischen und idiomatischen
Bereich auf; Beispiele: Diese Äußerung bedarf keines weiteren
Kommentars: This remark not requires any further comment; I have a bad
cold : Ich habe eine schlechte [statt: schlimme] Erkältung; He was
sick with fear: Er war krank mit Furcht; Gesund und munter: healthy
and lively (statt safe and sound). Auch das Problem der sog.
Semantischen Typen wird nicht durchgehend bewältigt: So versagt das
System beispielsweise bei der Übersetzung von Die Polizei nimmt an,
ihn wiederzuerkennen[2]: The police look after, recognize him (hier wird
die Bedeutung von to look after someone, sich jemandes annehmen
abgerufen).
Werner Bies
3. Pons, Personal translator plus
Der Personal-translator plus (künftig PTplus) wird hier nicht im
einzelnen besprochen, da er auf denselben Grundlagen beruht wie der
PT. Zusätzlich benötigt PTplus eine Schnittstelle zu Word für Windows
(Version 2, 6 und 7), damit PTplus von der Word-Umgebung aus benutzt
werden kann. Zu den wenigen Unterschieden zählen folgende Optionen:
- hinsichtlich der Textdateienverarbeitung Verwendung von Textdateien
im RTF-Format zum Dateienaustausch
- Verfahren zur Erkennung des Bezugs von Pronomina
- Entscheidung zwischen britischem und amerikanischem Englisch
- Verfahren zur Zerlegung von Komposita (Beispiel: Wenn umweltbewußt
'unzerlegt' übersetzt werden soll, bleibt es, da es offensichtlich
als Kompositum im Lexikon nicht vorhanden ist, unübersetzt; wenn es
'zerlegt' übersetzt werden soll, bietet das System die
Behelfsübersetzung environment conscious)
- Erweiterung des Wortschatzes in den Benutzerwörterbüchern auch um
Verben und Adjektive
- Aufbau eines Übersetzungsarchivs, d.h. satzweises Ablegen bereits
überarbeiteter Übersetzungen zur Wiederverwendung bei späteren
Übersetzungsvorgängen, empfohlen für eine "Vielzahl von Sätzen, die
sich ständig wiederholen (z.B. Grußformeln, Zahlungsfristen und
-bedingungen in Geschäftsbriefen, Lizenzvereinbarungen, Adreßangaben
etc.)" (Handbuch, S. III-56).
Außerdem weist das zugrunde gelegte Wörterbuch einen größeren Umfang
auf als das von PT: ca. 200.000 Wörter (entspricht mehr als 550.000
Wortformen und Wendungen).
Auch diese erweiterten Vorgaben, auch der im Unterschied zu PT
deutlich verbesserte Komfort (immerhin wird dies alles durch
zusätzliche 300 DM erkauft) dürfen den Blick für das entscheidende
Defizit von PTplus nicht trüben. Auch hier wurden die Probetexte, die
in das Programm eingegeben wurden, im Prinzip genauso unbefriedigend
wie im Fall von PT übersetzt, traten doch auch hier weiterhin
zahlreiche Fehler im grammatischen und syntaktischen und noch
gehäufter im idiomatischen Bereich auf. Was nutzen denn all die
geschilderten Vorteile, wenn auch hier grundlegende syntaktische
Bezüge nicht erkannt werden, wenn dieselben Defizite bei den idioms
und den Kollokationen auftreten: Öl schwimmt auf Wasser: Oil swims
(statt floats) on water; In diesem Hotel sind Sandalen nicht erlaubt:
In this hotel is sandals permitted not; Seit Montag fühle ich mich
unwohl: I feel unwelly since Monday[3]. Was hilft es dann, daß der
aktuelle Wortschatz recht gut präsentiert ist: Parkkralle: wheel
clamp; Telefonkarte: phonecard; Rucksacktourist: backpacker? Die
eigentliche Leistung einer guten Übersetzung, die Wahl des richtigen
Wortes und der treffenden Wendung, wird auch von PTplus nicht erfüllt.
Im direkten Vergleich schneidet im übrigen bei der Übersetzung der
drei letztgenannten Sätze T1 weit besser ab: Oil floats on water;
Sandals are not allowed in this hotel; I have felt uneasy since
Monday.
Werner Bies
4. Fazit; bibliothekarische Anwendung
Wenngleich einige Vergleichsbeispiele T1 als das - von den hier
vorgestellten Systemen - leistungsstärkste Übersetzungsprogramm
ausweisen mögen, soll an dieser Stelle ein detaillierter Vergleich der
Programme unterbleiben, da alle drei vorgestellten
Übersetzungsprogramme letztlich nicht zufriedenstellend sind und
zahlreiche, zum Teil erhebliche Defizite aufweisen, die eine
effiziente und zeitsparende Nutzung weitgehend in Frage stellen:
1. Es gibt kaum einen halbwegs anspruchsvollen Text, der nicht
zunächst vorbereitet werden müßte, um für das Programm übersetzbar zu
sein, oder dessen Übersetzung, falls eine Vorredaktion unterbleibt,
nicht mehr oder weniger aufwendig nachredigiert werden müßte:
"Überprüfen Sie jede maschinelle Übersetzung gründlich, bevor Sie sie
aus der Hand geben [...]" (PT, Handbuch, S. II-3). Vorbeugend wird
hierbei seitens der Hersteller die Verantwortung für mißlungene Texte
auf den Programmnutzer abgeschoben. "Auch für Ihre neuen
elektronischen Helfer gilt: Je präziser Sie seine Aufgaben
beschreiben, desto müheloser gelangen Sie mit seiner Hilfe zu einer
verständlichen und stilistisch zufriedenstellenden Übersetzung" (T1,
Handbuch, S. 7): Beschränkt man sich an dieser Stelle noch auf eine
euphemistische Darstellung der erforderlichen Bearbeitungsmühen, so
wird an anderer Stelle eine mögliche Schuld am Scheitern einer
Übersetzung unmißverständlich dem Nutzer gegeben: "wenn Sie Unsinn in
das System eingeben, können Sie nur Unsinn herausbekommen" (T1,
Handbuch, S. 19). Angesichts der recht aufwendigen Vorbereitungen zu
übersetzender Texte und der Nachbereitungen übersetzter Texte stellt
sich zudem die Frage, ob man nicht für Standardtexte, auf deren
Übersetzung die vorliegenden Programme ja explizit abstellen, eher
schon Mustertextsammlungen, wie sie beispielsweise für die
Handelskorrespondenz vorliegen, konsultieren möchte.
2. Da bei fremden Texten zu starke redaktionelle Eingriffe gar nicht
autorisiert sind, lassen sich nach diesen Vorgaben in der Regel wohl
nur selbstgeschriebene Texte übersetzen. Wie anders ist beispielsweise
die Empfehlung an den unzufriedenen Leser eines übersetzten Textes zu
verstehen, doch einfach "einen Teil des Eingabetextes neu zu schreiben
und klarer zu formulieren" (T1, Handbuch, S. 39), damit der nunmehr
umformulierte Text durch das Programm effektiver zu übersetzen sei?
3. Insbesondere grammatikalische Strukturen und Mehrwort-Einheiten wie
Kollokationen und idioms (hier auch die für das Englische
charakteristischen phrasal verbs) - also einige der entscheidenden
Hindernisse[4] auf dem Weg zu einer adäquaten Übersetzung - werden von
den Programmen häufig nicht erkannt bzw. nicht zufriedenstellend
übersetzt. Immer wieder werden hierbei "lexical and structural
mismatches"[5] produziert. Wer vielleicht gehofft haben mag,
Übersetzungsprogramme könnten fehlende grammatikalische
(Grund-)Kenntnisse ersetzen, sieht sich getäuscht. (Ob es wohl
Fremdsprachendidaktiker gibt, die ihren Schülern zum Nachweis der
Unverzichtbarkeit grammatikalischer Kenntnisse Probeübersetzungen aus
diesen Übersetzungsprogrammen zeigen?)
4. Allenfalls eignen sich die Programme zur Übersetzung von
einfacheren Texten wie Geschäftsbriefen und leichteren
Instruktionstexten, "normalsprachlichen Texten" (PT, Handbuch, S.
II-4), obschon auch hier die Grenzen schnell spürbar werden und oft im
Ergebnis noch nicht einmal der Standard einer lingua franca erreicht
wird. Der deutschsprachige Nutzer wird ohnehin auch hier eher versucht
sein, die für ihn schwierigere Sprachrichtung Deutsch-Englisch zu
wählen als Englisch-Deutsch. Die Tatsache, daß anspruchsvollere, z.B.
literarische Texte, aber auch Zeitungstexte mit bewußten Ambiguitäten,
Bildern, Metaphern, Ironiesignalen, komplexen Strukturen, ungewohnter
Lexik usw. erst recht mit Hilfe dieser maschinellen
Übersetzungsprogramme nicht übersetzbar sind, schränkt deren
Anwendungsbreite zusätzlich rigoros ein.
5. Inmitten all der detaillierten Bedienungsanleitungen und
Formalismen der Benutzerhandbücher droht nämlich der entscheidende,
von den Herstellern auch zugegebene Befund verdeckt zu werden, daß die
maschinellen Programme bestenfalls "Rohübersetzungen" liefern können
(T1, Handbuch, S. 17). Warum unterstellt im übrigen beispielsweise der
Hersteller von T1 in einer Mitteilung an den Nutzer, daß "deren
Qualität für Ihre Zwecke häufig völlig ausreichend sein wird" (T1,
Handbuch, S. 17)? Auch PT relativiert den Wert des
Übersetzungsprogramms, das letztlich nur "ein Werkzeug für die
Übersetzerin oder den Übersetzer" (Handbuch, S. II-4) für
"Basis-Übersetzungen" (Werbeaufschrift auf dem Behältnis) darstelle.
Vor zu großen Erwartungen wird gewarnt: "Nur wer versteht, wovon er
spricht, kann Sprache auch kompetent einsetzen - und davon sind
Maschinen - zumindest auf absehbare Zeit - weit entfernt" (ebd.). Der
Schritt von der Rohübersetzung zu unfreiwilliger Komik ist, wie auch
aus den aufgezeigten Beispielen deutlich wird, oft nur klein. "Größer
noch als der Nutzwert ist für den Benutzer nicht selten der
Unterhaltungswert": dieses Urteil über die Leistungsfähigkeit gängiger
Übersetzungsprogramme gilt immer dann, wenn man deren "beherzten
Umgang mit Sprache und eine häufig stoische Ignoranz gegenüber
grammatischen Regeln" in flagranti vorzeigen kann und dies, freilich
nicht immer auf besonders faire Weise, an literarischen oder
Songtexten illustriert.[6]
6. Der Wert von Rohübersetzungen wird häufig wie im folgenden
begründet: "Imagine you have in front of you a Chinese newspaper which
you suspect may contain some information of crucial importance to you
or your company. Even a very rough translation would help you."[7] Dies
sei im Falle des Chinesischen und anderer heute (noch) peripherer
Sprachen gerne zugestanden, aber ist nicht das Englische als erste
schulische Fremdsprache in Deutschland immer noch die Sprache, für die
man am wenigsten einer Rohübersetzung bedarf?
7. Ein Adressatenkreis, der von den vorgestellten
Übersetzungsprogrammen profitieren könnte, ist denn auch nur schwer
auszumachen. Am stärksten gefährdet ist wohl der Anfänger, z.B. der
Schüler, dem durch die Übersetzungsprogramme eine trügerische
Sicherheit vorgegaukelt werden kann. Wieviele Nutzer - Anfänger, aber
auch noch Fortgeschrittene - mögen im übrigen wohl der Suggestion des
smarten Windows-Bildschirmdesigns und der ablenkenden
Bedienungsvielfalt dieser Programme, der vorgeblichen Souveränität
individuell angelegter Benutzungswörterbücher erliegen, bevor sie
merken, daß ihr eigentlicher Wunsch, vernünftige Übersetzungen zu
erhalten, nicht erfüllt wird? Professionellere Nutzer, denen hier
zugemutet werden soll, oft mit sehr hohem Aufwand ihre Texte
grammatisch, stilistisch und lexikalisch so zuzuschneiden und die
entsprechenden Lexika durch die Definition neuer Einträge so zu
aktualisieren, daß die letztlich restringierten Programme ihre
Übersetzungsaufgaben bewältigen können, dürften zumeist auch des
Englischen mächtig sein. Zumindest aber steht wohl in vielen Fällen
ihre Kompetenz der Leistung der maschinellen Übersetzer nicht nach.
Anders gefragt: Wäre es oft nicht effizienter, vorgegebene Texte
mittels konventioneller Mittel zu übersetzen und hierfür die nicht
unerhebliche Arbeitszeit einzusetzen, die man nach Vorgabe der
Programmhersteller für die Aufbereitung und Redaktion der Texte und
auch für die Steuerung des Übersetzungsvorganges aufwenden muß?
8. Im bibliothekarischen Umfeld werden die ohnehin schon sehr
eingeschränkten Einsatzmöglichkeiten EDV-basierter
Übersetzungsprogramme überdies noch weiter reduziert. Die Hersteller
der Übersetzungsprogramme sehen in den modernen PC-Betriebssystemen
eine "Arbeitsumgebung", "in der ein maschinelles Übersetzungssystem
als [...] Komponente von Dokumentbearbeitung und -austausch seinen
Platz einnehmen kann" (T1, Handbuch, S. 7). Ein gezieltes, die
Anliegen des einzelnen Benutzers berücksichtigendes
Dokumentmanagement, wie dies z.B. für die Sicherung und Archivierung
individueller Benutzungswörterbücher erforderlich wäre, dürfte aber
die Kapazitäten der meisten Bibliotheken übersteigen.
Werner Bies
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