Zunächst zum Auffälligsten, dem neuen Äußeren: die "grüne Bibel" gibt
es nicht mehr, nicht etwa, weil die Mehrheit der Vereinsmitglieder
sich wohl eher nicht mit der Partei, die diese Farbe im Namen führt,
identifizieren mag, sondern weil der Vorstand mit Hilfe eines
Graphikers dem VDB eine bisher allenfalls in Ansätzen vorhandene
graphische corporate identity verpaßt hat, was ja im Zuge der Zeit
liegt, haben sich doch auch große Bibliotheken und sonstige
Einrichtungen des Bibliothekswesens dergleichen zugelegt, seien es nun
drei oder vier Farben. Der Umschlag des Jahrbuchs beginnt nun oben mit
einem breiten schwarzen Rand, dem in der rechten oberen Ecke ein
schmächtiges, querliegendes rotes Rechteck appliziert ist und der den
Titel in weißer Schrift trägt; in einer schmaleren blauen Zone folgt
linksbündig die Zählung, die durch einen vertikalen roten Strich von
der darunter und auf diesen mittig ausgerichteten Berichtsjahr
getrennt ist; der große Rest besteht aus einem irisierenden Gemisch
überwiegend aus Blau-, Grün- und Schwarztönen (was man künftig wohl
als die Vereinsfarben ansehen muß), und zwar so, daß einem die Augen
flimmern, wenn man auch nur kurze Zeit draufschaut; das ist schade,
denn auf diesem unruhigen Hintergrund hebt sich das neue Logo des
Vereins in dünner roter Schrift ab mit frei gezeichneten Buchstaben
unterschiedlicher Größe, nämlich einem kleinen v, einem unten
abgesägten kleinen d und einem großen B. Der Rezensent, der argwöhnte,
daß Lästermäuler äußern könnten, das kastrierte d passe zum Verein,
wurde vom Vorsitzenden belehrt, daß man über ein "geschlossenes D,
... weil langweilig und konventionell, nicht diskutieren" würde,
während das neue Zeichen Aufmerksamkeit erregt. Nun dürfte das neue
graphische outfit des VDB (glücklicherweise) das Vereinsorgan nicht
affizieren, und das nicht nur dank der Mitverantwortung des VdDB,
sondern wohl vor allem wegen der im positiven Sinne konservativen
Beständigkeit des Verlegers, der immerhin - und das mitten im Jahrgang
- ein facelifting der ZfBB vorgenommen hat, deren Umschlag sich jetzt
nicht mehr in blassem Grau, sondern in gebrochenem Weiß mit einer
angenehmen Seriphenschrift in dezentem Blau präsentiert. Die Type für
die Beiträge wurde vergrößert und die alte, kleinere Type für die
Rubriken, wie die jetzt zweispaltig gesetzten Besprechungen
reserviert. Ob das freilich dazu angetan ist, dem Abonnentenschwund
Einhalt zu gebieten oder ihn gar umzukehren, bleibt abzuwarten.[1] Damit
genug zu den bibliothekarischen Ausflügen in typographisches Gelände,
zumal weiter unten noch über drei neue Bibliotheksführer berichtet
wird, von denen sich zwei in modischem typographischen Gewand
präsentieren.
Der Rezensent war auf bevorstehende Änderungen beim Jahrbuch durch
einen Hinweis im Rundschreiben von VDB und VdDB (1996,4, S. 7)
aufmerksam geworden, in dem u.a. angekündigt wurde, daß die Liste der
ausgewählten deutschen Bibliotheksadreßbücher und die
Leihverkehrsliste entfallen würden, "da die entsprechenden
Informationen ... sich leichter und aktueller aus anderen Quellen
beschaffen (lassen)." Eine Nachfrage, wo denn diese leicht
zugänglichen Quellen flössen, zeigte, daß es diese offensichtlich
nicht gibt, was wiederum dazu führte, daß wenigstens die Verzeichnung
der Adreßbücher erhalten blieb und dies sogar - einer Anregung der
Rezension von 1994 folgend - statt in der früheren, wenig sinnvollen
alphabetischen Ordnung, nunmehr in sachlicher Gliederung für die
übergreifenden Verzeichnisse und einer Zuordnung der lokalen zum
jeweiligen Ortsartikel,[2] den sie nunmehr einleiten. Überhaupt wurde
die Gliederung überarbeitet und die Teile sind jetzt auch im Register
klar voneinander abgesetzt: A. die genannten Adreßbücher; B.
Verzeichnis der wissenschaftlichen Bibliotheken; C. Einrichtungen für
das wissenschaftliche Bibliothekswesen ...; D. Deutsche und E.
Ausländische und internationale Einrichtungen und Zusammenschlüsse; F.
der VDB; G. Personenverzeichnis und - neu - H. Register der
Institutionen und Abkürzungen. Zwischen B und C sowie zwischen H und
dem Anhang mit Inseraten findet man ein rotes Trennblatt, das
zumindest auch noch vor den stark benutzten Teil G sowie vor den Teil
H gehört hätte.
Allein auf diese Neugliederung dürfte sich die Bemerkung des Vorworts
beschränken, derzufolge "Gliederung und Abfolge der Einträge komplett
überarbeitet wurden": zumindest nach Augenschein haben sich die beiden
Hauptteile (B und G) in Aufbau und Informationsangebot nämlich nicht
geändert, sieht man einmal von der praktischen Angabe von Telephon-,
Telefax- und E-Mail-Adressen im Personenteil ab.
Nicht auf den ersten Blick zu erkennen, für die Zukunft aber wegen der
einfacheren Aktualisierung der jetzt gegebenen Recherchemöglichkeiten
trächtig, ist die Umstellung der Datenhaltung auf des "vielfach
bewährte System TUSTEP" und insofern ist es ein Glücksfall, daß der
Vorsitzende des VDB in dieser Zeit aus Tübingen kam und in Herrn
Kollegen Seck einen - man könnte wiederholen - vielfach bewährten
TUSTEP-Profi zur Hand hatte, neben dem man Ewa Dubowik-Belka nicht
vergessen darf, die die Redaktionsarbeit getragen hat.
Das, was leider auf der Strecke blieb, obwohl es vom Vorstand mutig
favorisiert wurde, ist eine Präzisierung des Titels: Zwar war der Mut
nicht groß genug, durch die Wahl von Jahrbuch der deutschen
wissenschaftlichen Bibliotheken eindeutige Klarheit zu schaffen, doch
sollte es immerhin Jahrbuch der wissenschaftlichen Bibliotheken
heißen, während - so die Begründung auf Anfrage des Rezensenten - "das
'deutsch' spätestens ein Blick ins Inhaltsverzeichnis (klärt)".
Deutsch steht jetzt weiterhin auf dem Titelblatt, nachdem die
Mitgliederversammlung auf dem Bibliothekartag 1997 dem Vorstand die
Gefolgschaft in Sachen Titeländerung verweigert hatte. Vielleicht
lohnt es sich ja wirklich, auf den Gesamtverein zu warten, der dann
auch ein gemeinsames Adreßbuch mit dem dann stimmenden Traditionstitel
hätte. Bis dahin - also wohl noch über viele Jahrbücher hin - wird der
Verlag Kunden, die anfragen, was denn nun für Bibliotheken im Jahrbuch
verzeichnet seien, mit einem Hinweis auf das Inhaltsverzeichnis
bescheiden müssen.
Klaus Schreiber
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