Die BSB verfügt gegenwärtig über einen Etat von ca. 19 Mio DM und steht damit an der Spitze aller deutschen Bibliotheken. 1/3 des Zugangs erfolgt unberechnet (über Pflichtablieferung, Tausch und Geschenk). Dank der hohen Zahl an Verlagen in München profitiert die BSB wie keine zweite Landesbibliothek in Deutschland von diesem Zugangsweg.
Durch die Lektüre erfährt man, daß die BSB mit mehreren Superlativen aufwarten kann: Sie hält 40.000 laufende Zeitschriften bereit (und wird darin in Europa nur noch von der British Library übertroffen); im Zeitschriftenlesesaal werden die neuesten Hefte von 19.000 Periodika ausgelegt (europaweit einmalig). Sie besitzt die größte Handschriftensammlung im deutschen Sprachraum, verfügt über die größte Einbandsammlung in einer deutschen Biblio-thek und weist (nach der Zahl der Exemplare) den größten Inkunabelbestand der Welt auf. Diese Schätze zu bewahren und zu vermehren, zu erschließen und zu vermitteln, ist die Hauptaufgabe der BSB. Daß das Bewahren angesichts der bedrohten physischen Substanz vieler Bestände keine leichte Aufgabe ist, wird im Kapitel ,Bestandserhaltung" eindrucksvoll geschildert, wobei die verschiedenen Maßnahmen wie Prävention, Konservierung, Informationssicherung durch Erstellen von Sekundärformen vorgestellt werden.
Daß eine so bedeutende Bibliothek an mehreren wichtigen
Gemeinschaftsaufgaben im nationalen und internationalen Rahmen
teilnimmt, wird an folgenden Beispielen deutlich: Sondersammelgebiete
und Zentrum für Handschriftenkatalogisierung der DFG; Sammlung
Deutscher Drucke; VD 16; VD 17; Normdateien; Répertoire international
des sources musicales; Répertoire international d'iconographie
musicale; Incunable short title catalogue. Die maschinelle Erfassung
aller konventionellen Katalogdaten der eigenen Bestände ist allerdings
noch nicht abgeschlossen. Seit fünf Jahren bietet die BSB einen OPAC
an, in dem alle Musikdrucke, ferner Monographien und Karten aus dem
Erscheinungszeitraum 1501 - 1840 sowie alle Neuzugänge seit 1982
nachgewiesen sind. Für die Erfassung der riesigen Titelmengen aus den
140 Jahren zwischen 1841 und 1981 wird derzeit nach einem geeigneten
Verfahren gesucht.[2] (Die Staatsbibliothek zu Berlin ist mit ihrem
Konversionsprojekt schon einen Schritt weiter: sie hofft, demnächst
den gesamten Altdatenbestand in Form einer CD-ROM vorlegen zu
können.)
Der Bibliotheksführer enthält eine große Zahl von
Schwarzweiß-Abbildungen im Text. Herausragende Beispiele aus den
Zimelien der BSB sind in einem Frontispiz und auf 16 Farbtafeln (S. 41
- 56) mit jeweils einer kurzen Beschreibung wiedergegeben. Lagepläne
zur Orientierung sind auf den Innenseiten des Buchumschlags zu finden.
Ein Anhang mit Zahlen zur BSB, einer Chronologie und einer
Auswahlbibliographie rundet die Publikation ab. Der Text ist gut
verständlich formuliert, das Druckbild lesefreundlich gestaltet. Bei
der buchbinderischen Verarbeitung der Broschüre fällt die solide
Fadenheftung auf (die vergleichbaren, allerdings weniger umfangreichen
Publikationen der beiden anderen Bibliotheken sind geklammert).
Insgesamt betrachtet kann man diesem Bibliotheksführer Qualitäten
zuerkennen, die ihm die Anwartschaft auf einen Platz unter den
"Schönsten deutschen Büchern" der Stiftung Buchkunst geben können.
Gunter Maier
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