Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus: Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 5(1997) 3/4
[ Bestand in K10plus ]
[ Bestand in K10plus ]
Haus der Bücher, elektronisches Archiv
- 97-3/4-298
-
Haus der Bücher, elektronisches Archiv / Die Deutsche
Bibliothek. [Texte und Red.: Renate Gömpel ...]. - Leipzig
; Frankfurt am Main [u.a.] : Die Deutsche Bibliothek,
1997. - 48 S. : Ill. ; 25 cm. - ISBN 3-922051-81-2 : Preis
nicht mitgeteilt. - (Die Deutsche Bibliothek, Adickesallee
1, 60322 Frankfurt am Main, FAX 069/1525-1010)
- [4293]
Nach einer Phase der Konsolidierung im Gefolge der Wiedervereinigung
und nach dem Bezug des Neubaus in Frankfurt, der verglichen mit den
Gebäuden der Nationalbibliotheken in Paris und London sympathisch
bescheiden wirkt, stellt sich Die Deutsche Bibliothek mit einer neuen
Broschüre Haus der Bücher - elektronisches Archiv vor. Im Unterschied
zur SBB-PK und zur BSB kann Die Deutsche Bibliothek nur auf eine
relativ kurze Geschichte zurückblicken. Auch sie ist - wie die SBB-PK
- in besonderer Weise von den Auswirkungen der Teilung Deutschlands
betroffen. Heute ist sie an drei Plätzen präsent: In Leipzig mit der
Deutschen Bücherei, in Frankfurt mit der Deutschen Bibliothek und in
Berlin mit dem Deutschen Musikarchiv. Diese Trias wird durch das Logo,
drei Balken in grün, blau und rot symbolisiert. Die knapp 30 Kapitel
der Broschüre sind auf fünf große Blöcke verteilt: im 1. werden die
Aufgaben und Funktionen sowie die nationale und internationale
Zusammenarbeit dargestellt. Bei einer Bibliothek dieses Ranges
verwundert es nicht, daß sie Partner in zahlreichen Projekten ist, wie
aus der beeindruckenden Liste der Einrichtungen und
Fachorganisationen, mit denen sie kooperiert, zu ersehen ist. Der 2.
Block beschäftigt sich mit der Buchbearbeitung, der Deutschen
Nationalbibliographie, den zentralen bibliographischen
Dienstleistungen und dem umfangreichen Serviceangebot, das sie für
eine große Zahl von Interessenten bereithält (CIP;
Informationsvermittlung; Digitale Bibliothek; Die Deutsche Bibliothek
im Internet). Das Kapitel Benutzung leitet über zum 3. Block, der den
Gebäuden gewidmet ist. Wichtige Grunddaten zu den Gebäuden in
Frankfurt und Leipzig werden hier auf zwei Seiten zusammengestellt:
Architekten, Bauzeit, Größe, Merkmale des Gebäudes; Kunst. Die
Grundrisse dieser Gebäude sowie jeweils 6 Farbabbildungen auf einer
ausklappbaren Falttafel vermitteln einen Eindruck von der Außen- und
Innenarchitektur dieser Häuser. Warum das Deutsche Musikarchiv in
diesem Zusammenhang völlig außer Acht bleibt, ist unerfindlich. Der 4.
Block befaßt sich mit wichtigen Spezialeinrichtungen, Sondersammlungen
u.ä. (darunter Zentrum für Bucherhaltung, Deutsches Buch- und
Schriftmuseum, Exilsammlungen, Stiftung Buchkunst). Im letzten Block
werden Informationen u.a. über die gesetzlichen Grundlagen
(Pflichtablieferung), die Organisation, den Geschäftsgang und die
Geschichte der Bibliothek vermittelt. Eine dreiseitige Liste mit
Literaturhinweisen ergänzt die Darstellung, die durch ein Register
erschlossen wird. (Ein solches fehlt in den beiden anderen Führern.)
Die Aufnahme eines Verzeichnisses mit Anschriften, Telephonnummern und
E-Mail-Adressen zeigt, daß dieser Bibliothek die Außenbeziehungen
besonders wichtig sind. So wendet sich dieser Bibliotheksführer
(vielleicht mehr als die beiden anderen) nicht vornehmlich nur an die
lokalen Benutzer, sondern - entsprechend dem weitgefächerten
Dienstleistungsangebot der Bibliothek - an eine größere, nicht nur
bibliothekarische Öffentlichkeit.
Eine moderne graphische Konzeption zeichnet diesen Bibliotheksführer
aus. Der Text, in den einige Schwarzweiß-Abbildungen integriert sind,
ist zweispaltig gesetzt, wobei auf Blocksatz wohl bewußt verzichtet
wurde. Die Überschriften der Kapitel sind durch einen Haken in Form
eines "L" hervorgehoben, wobei der senkrechte Schenkel fett und der
dünne waagrechte als Unterstreichung des Überschrift dient, die leider
nicht fett gedruckt ist, sondern sich durch vornehme bläuliche Blässe
hervorzutun versucht. Gewöhnungsbedürftig sind auch die Hervorhebungen
zu Beginn einzelner Absätze: wiederum ein Haken in Form eines großen
"L" und ein durch die erwähnte dezente Farbigkeit ausgezeichneter
erster Buchstabe stehen jeweils am Anfang eines Absatzes. Abgesehen
davon, daß dadurch der gesamte Text unruhig wirkt, führt diese
Hervorhebung, wenn sie nicht exakt erfolgt, zu einer unschönen
Höherbzw Tieferstellung der Anfangsbuchstaben (vgl. S. 13, 17, 18,
32). Auf manchen Seiten sind großtypige, ineinander verschachtelte und
daher schwer lesbare Schriftzüge (aus dem Text der betreffenden Seite)
eingestreut. Sie bringen keinen zusätzlichen Informationsgewinn,
beleben aber die sonst weiß gebliebenen Stellen einer Seite, dienen
also als graphisches Füllsel. Dieses schriftkünstlerische Element wird
auch in dezenter Weise als Untergrund zur Gestaltung des Umschlags
genutzt, auf dem die Abbildungen mit der Außenansicht der drei Häuser
in den Farben grün, blau und rot die Standortsituation Der Deutschen
Bibliothek augenfällig machen.
Jede der hier vorgestellten Broschüren präsentiert in jeweils eigener,
charakteristischer Weise eine herausragende Bibliothek in Deutschland.
Die gelungenen Beispiele zeigen, daß - neben einer Darstellung im
Internet - die Form der gedruckten Publikation nach wie vor ihre
Berechtigung hat. Es sollten allerdings nicht - wie im Fall der BSB
München - wieder dreißig Jahre vergehen, bis eine Neuauflage
erscheint.
Gunter Maier
Zurück an den Bildanfang