Dem Anschein nach beansprucht die Bibliographie für die Berichtszeit
Vollständigkeit[3] und dazu fast universellen Charakter: Unter den 709
durchnumerierten Titeln finden sich Publikationen aus der ganzen Welt,
von Amerika bis Japan und aller Veröffentlichungsformen, vom
Zeitungsaufsatz bis zur soliden Monographie.
Bei den Zeitungen fällt aber auf, daß nur bestimmte Blätter in
Betracht gezogen werden. Niemand will das Prestige der Feuilletons der
NZZ bestreiten; aber es scheint doch recht unwahrscheinlich, daß unter
den deutschsprachigen Zeitungen in dem angegebenen Zeitraum nur in
Zürich etwas über Schnitzler geschrieben worden sein sollte. Genauso
willkürlich mutet es an, gerade einen Aufsatz aus der Literaturbeilage
der italienischen Stampa anzugeben (Nr. 392): Schnitzler, der in
Italien eine besonders große Resonanz gefunden hat und findet, ist
natürlich auch in anderen italienischen Zeitungen gewürdigt worden.
Und warum wird z.B. Modern Austrian literature separat als spezielles
Organ der Schnitzler-Forschung eingetragen, obwohl die Zeitschrift
sich längst auf die gesamte neuere österreichische Literatur bezieht,
was auch für Periodika wie Literatur und Kritik gilt? Nach all diesen
Bemerkungen scheint diese Titelliste ihr Entstehen eher dem Zufall als
einer bestimmten Auswahlmethode, geschweige denn einer
wissenschaftlichen Systematik zu verdanken.
Außerdem werden mehrere Werke als Schnitzler-Monographien präsentiert,
die in Wirklichkeit nur zum Teil dem Autor gewidmet sind (z.B. Nr.
172, 174, 196, 400, 421, 454, aber die Liste könnte noch verlängert
werden); so befaßt sich z.B. in Nr. 473 - einem Werk von 198 Seiten
- nur das Schlußkapitel mit Schnitzler, und dazu ausschließlich mit
seiner Jugendlyrik. Natürlich gehören derartige Titel in eine
Personalbibliographie aber selbstverständlich mit Annotationen, die
auf den Sachverhalt hinweisen. So beweisen diese Beispiele nur, daß
die Informationen nicht auf Autopsie beruhen, sondern eher unkritisch
übernommen und zusammengestellt worden sind. Ein schlagendes Beispiel
dafür ist Titel Nr. 113, der zwar mit [Bibliographie] annotiert ist,
den aber die Verfasserin nicht eingesehen hat, sonst fehlten nicht die
meisten (nach einer Stichprobe zu schließen) der dort verzeichneten
italienischsprachigen Titel der Sekundärliteratur in ihrer
Bibliographie. Nicht nach Autopsie verzeichnet ist auch Nr. 463, denn
sonst hätte sie das darin auf S. 409 - 463 enthaltene Verzeichnis der
in den Niederlanden und in Flandern rezipierten Werke Schnitzlers,
1895 - 1940 bemerkt und annotiert.
Zu dem negativen Eindruck, den diese Bibliographie hinterläßt, trägt
nicht zuletzt auch die mindere Qualität der Titelaufnahmen und deren
Unvollständigkeit bei: Z.T. fehlt die Verlagsangabe, Schriftenreihen
und Zählungen werden teils genannt, teils fehlen sie und selbst
Umfangsangaben fehlen zuweilen.
Die drei Register - Werktitel, Sachbegriffe, Personen - können sich
mangels Annotationen nur auf Titel beziehen; selbst dort, wo
elementare Annotationen vorgenommen wurden (wie bei der erwähnten Nr.
113) fehlen offensichtlich Eintragungen im Register (so in diesem Fall
unter Bibliographie, unter dem natürlich auch Nr. 463 nicht
nachgewiesen ist.
Die Arbeit von Birgit Kawohl scheint noch tief in der Phase der
"Vor-Arbeit" zu stecken: das Ergebnis ihrer bibliographischen
Bemühungen ist entsprechend unvollständig und unzulänglich und der
dafür geforderte Preis unangemessen hoch.
Gabriella Rovagnati
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