Den Begriff "Thema" außer für echte Themen für Inzipits, melodische
Formeln u.ä. zu verwenden, ist zwar nicht unumstritten, doch
allgemeiner Usus. Da in Thematic catalogues nicht nur Inzipit-,
sondern auch Themenverzeichnisse enthalten sind, verwendet Brook
diesen Begriff im Titel. Ferner wäre es wünschenswert, zusätzlich
nicht-thematische Werkverzeichnisse möglichst vollständig zu
berücksichtigen. Auch wenn diese einen nur ungenügenden Ersatz für
thematische Verzeichnisse bieten, sind sie doch allemal besser als das
Fehlen jeglichen Verzeichnisses. Allem Anschein nach sind sie immer
dann - wenigstens in Auswahl - aufgeführt, wenn der betreffende
Komponist vertreten ist[6]. Dagegen fehlen jedoch nicht-thematische
Werkverzeichnisse für Komponisten, die bei Brook gar nicht
vorkommen[7].
Die Bibliographie enthält in einem Alphabet Werkverzeichnisse
einzelner Komponisten unter dem Komponistennamen, thematische Kataloge
von Bibliotheken und Sammlungen unter dem Ort der Bibliothek bzw.
Sammlung, thematische Verlagskataloge unter dem Verlagsnamen sowie
weitere Themenverzeichnisse[8] und Literatur zur Musikbibliographie
allgemein[9] unter dem Namen des Herausgebers oder Bearbeiters. Die
einzelnen Bände mehrbändiger Werke sind in separaten Einträgen mit
jeweils vollständigen Titelaufnahmen aufgeführt; dadurch ist die
bibliographische Beschreibung zwar sehr detailliert, doch ist
gleichzeitig die Übersicht über das Gesamtwerk, das nicht
typographisch hervorgehoben ist, erschwert. Besonders gekennzeichnet
sind Manuskripte und Typoskripte (mit MS), in Vorbereitung befindliche
Publikationen (mit PREP), die nicht unbedingt in absehbarer Zeit
erscheinen müssen,[10] Literatur zu thematischen Katalogen (mit LIT)
sowie die von Lönn zur Bildung von Einheitssachtiteln empfohlenen
Verzeichnisse (mit *). Der Vollständigkeit halber hätte es sich
gelohnt, auch die Listen der für die Katalogisierung in einzelnen
Ländern verbindlichen Werkverzeichnisse durchzusehen. So fehlen
beispielsweise von den für die Titelaufnahme nach RAK-Musik
vorgeschriebenen thematischen Katalogen drei[11] sowie in zwei Fällen die
aktuellen Auflagen.[12] Lücken bei Publikationen der neuesten
Erscheinungsjahre sind nicht zu übersehen: zwar sind 1996 und 1997
erschienene Bände nachgewiesen[13], doch fehlt z.B. das Werkverzeichnis
Antonio Rosetti von 1996[14] und Angaben wie "expected date of
publication 1996"[15] hätten überprüft werden können. Bei der Auswahl
wurde keine Wertung vorgenommen, denn es sind auch eher für
Musikliebhaber konzipierte Kataloge wie z.B. das
Mozart-Werkverzeichnis von Poggi und Vallora[16] vertreten, während der
gleichartige Band über Beethoven[17] fehlt. Berücksichtigt sind sowohl
selbständig als auch unselbständig - u.a. in Denkmälerausgaben und in
zahlreichen von Brook selbst herausgegebenen Reihen - erschienene
thematische Verzeichnisse. Die Annotationen reichen von teilweise sehr
detaillierten und mehrere Zeilen umfassenden bis zu sehr knappen und
mehr oder weniger nützlichen Informationen wie "Computer produced" (S.
74, Nr. 211.2). Ihnen folgt ggf. der Hinweis auf Rezensionen.
Beigaben: zwei chronologisch geordnete Listen der bereits im Hauptteil
verzeichneten A. handschriftlichen und B. gedruckten thematischen
Kataloge vor 1830; die Begründung für diese doppelte Verzeichnung ist
nicht recht einleuchtend, zumal dieselben Argumente für Kataloge
späterer Zeit ebenso zutreffen können: thematische Kataloge (vor 1830)
berücksichtigten u.a. kaum bekannte Komponisten und könnten zu deren
Wiederentdeckung beitragen; sie könnten bei der Klärung von Fragen der
Authentizität helfen und sie ermöglichen die Erstellung von Listen mit
verlorengegangenen Werken, für die keine Ausgabe mehr nachgewiesen
werden kann. C. für die Bildung von Einheitssachtiteln empfohlene
Kataloge im Alphabet der Komponistennamen unter zusätzlicher Angabe
des Verfassers/Bearbeiters und der Brook-Nummer; D. Abdruck von
Titelblatt und Table thématique der Concerts spirituels ou recueil de
motets, second livraison, Avignon : Sequin, ca. 1835, mit den 79
Themen aller Lieferungen 1 - 4, um zum Kauf weiterer Lieferungen
anzuregen. Das ebenfalls im Reprint abgedruckte Stück Nr. 18, eine
Komposition Mozarts, verdeutlicht übrigens, daß die Table thématique
die tatsächlichen Themen, nicht die Inzipits abbildet.
Das kombinierte Verfasser-, Sachtitel und Schlagwortregister
ermöglicht die Recherche beispielsweise von Handschriften nach
Bibliothek und Signatur unter Manuscripts, codices, & chansonniers,
(by library call number) oder von thematischen Bibliothekskatalogen
unter Thematic catalogues of library holdings, by country, city, and
name of library, jeweils im Alphabet der nach Ländern geordneten
Städte und Bibliotheken. - Zur Illustration dienen einige Abbildungen
von Titelblättern und Musterseiten aus thematischen Katalogen.
Leider weist die Bibliographie auch einige Mängel auf: Die einzelnen
Titel sind zwar durchnumeriert, doch erhalten Reprints, Neuausgaben,
Supplemente oder Literatur zu einem Titel dieselbe Nummer mit
hinzugefügtem Buchstaben, was zu alphanumerischen Reihungen führt, die
sich nur schwer merken lassen, wenn man ausgehend vom Register sucht.
Der Grund für diesen Umstand lag in der Absicht, die Numerierung der
Vorauflage zu erhalten und neue Titel durch Anhängezahlen, die durch
einen Punkt abgetrennt sind, in die übernommene Numerierung
einzufügen. Die Nr. 1444 für den letzten Eintrag ist somit
irreführend, da insgesamt fast doppelt soviele Titel verzeichnet sein
dürften. Zudem haben sich zahlreiche Druckfehler bei Verweisungen auf
die Nummern eingeschlichen[18]. Die beiden Teile der knappen
Auswahlbibliographie (Allgemeines - Computer und Kataloge) im Vorwort
enthalten nur Titel bis 1984 bzw. 1986 und sind somit nicht auf dem
aktuellen Stand.
Trotz der angeführten kleineren Mängel handelt es sich um ein für jede
Bibliothek mit Musikbeständen unverzichtbares Informationsmittel.
Martina Rommel
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