Während 1994 und 1995 jährlich zwei Updates erschienen, werden seit 1996 drei Updates (März, Juli, November) angeboten. Der Preis ist inzwischen drastisch gesunken und beträgt jetzt nur noch 980.00 DM für drei Ausgaben gegenüber 1980.00 DM für bloß zwei Ausgaben. Menschenfreundlichkeit wird man hinter dieser Preissenkung kaum vermuten können, eher wohl den Versuch, die Zahl der Abonnenten zu steigern. Selbst wenn dies dem Absatz der CD-ROMs abträglich sein sollte, wäre dringend zu fordern, auch alle nur auf der DNB-Musik enthaltenen Daten innerhalb der deutschen Bibliotheksverbünde zum Zweck der Recherche und der Fremddatenübernahme anzubieten.
Die im März 1997 ohne neue Benutzerdokumentation[3] vorgelegte und hier
besprochene Ausgabe gliedert sich in die fünf Segmente DMA 1984, DMA
1976 - 1983, DML, DMH und DMB mit einheitlicher, von den anderen
CD-ROMs der DB bekannter Benutzeroberfläche und enthält insgesamt mehr
als 500.000 musikalische Veröffentlichungen.[4]
DMA 1984 und DMA 1976 - 1983 enthalten zusammen ca. 370.000
Titelaufnahmen des DMA (240.000 Tonträger- und 130.000
Musikalienkatalogisate), darunter auch die verschiedenen auf demselben
Tonträger enthaltenen Einzeltitel. Die Normdateien
(Personennamendatei, Einheitssachtiteldatei und Körperschaftsdatei)
des DMA stehen gleichfalls zur Verfügung, so daß Komponisten,
Interpreten und Sachtitel in Ansetzungs- und Verweisungsformen
recherchierbar sind; außerdem stehen weitere Normdateien für Firmen
und Verlage und für Reihen zur Verfügung. Zur Recherche nach den
Werken eines bestimmten Komponisten soll der eigens dafür geschaffene
Index Komponist und Sachtitel dienen. Zwar ergibt tatsächlich die
Abfrage kt=bach 5340 Treffer im Gegensatz zu 5829 Treffern bei au=bach
(DMA 1984), doch befinden sich unter den 489 Treffern der Abfrage
au=bach NICHT kt=bach ebenfalls zahlreiche Kompositionen von Personen
mit dem Namen Bach; somit ist die Tauglichkeit dieses Index fraglich.
Seit der November-Ausgabe 1995 sind die ISMN bei Musikalien sowie die
Bestellnummern von Tonträgern indiziert. Es ist möglich, sich nur die
Tonträger bzw. nur die Musikalien bzw. beides anzeigen zu lassen.
- Als Menüsprache steht Deutsch und Englisch zur Verfügung; als Format
wird DNB und MAB angeboten.
DML faßt das Musikschrifttum (Sachgruppe 48) der Reihen A, B, G und H
der DB bzw. DNB seit Bibliographie-Jahrgang 1982 mit insgesamt ca.
17.500 Titeln zusammen. Die Titel sind ab 1986 zusätzlich nach RSWK
verschlagwortet. Menüsprache ist hier außer Deutsch und Englisch auch
Französisch; zur Auswahl stehen DNB- und MAB-, Anwender- und
Intern-Format.
DMH, die Sammlung historischer Tonträger im DMA umfaßt u.a. ca.
125.000 Schellackplatten, die ungefähr zwischen 1896 und 1956 gepreßt
wurden. Als wichtiger Grundstock dieser Sammlung müssen zweifelsohne
die ursprünglich in der Deutschen Musik-Phonothek verwahrten Bestände
betrachtet werden. Eingegangen in DMH sind natürlich die ersten zwei
Bände des gedruckten Labelkataloges Historische Tonträger im Deutschen
Musikarchiv,[5] dessen drei für 1991/92 angekündigte Folgebände bis
heute auf sich warten lassen. Die Sammlung unterliegt (aufgrund der
international orientierten Phonoindustrie) keiner nationalen
Beschränkung, doch liegt ein Schwerpunkt auf der deutschen Produktion
der 20er und 30er Jahre. Darunter befinden sich außer Aufnahmen von
Musik aller Art zahlreiche nichtmusikalische Dokumente, z.B. solche
von Literatur oder Tierstimmen. Beim Vergleich mit einer
Privatsammlung, die der Rezensentin freundlicherweise von dem in
Stuttgart lebenden Blockflötisten Nikolaj Tarasov zu diesem Zweck zur
Verfügung gestellt wurde, zeigte sich jedoch die Unvollständigkeit der
Sammlung des DMA, u.a. in fehlenden Teilen mehrteiliger
Plattenausgaben. Trotz des Versuchs einer laufenden (rückwärtigen)
Ergänzung wird Vollständigkeit der Sammlung wohl nie erreichbar sein.
Einheitssachtitel für musikalische Kompositionen sind nicht vorhanden
und die VI. Symphonie Pastorale von Beethoven (Katalognummer 66470)
läßt sich nicht als Sinfonie suchen. Die Werke Tschaikowskys sind
unter mindestens acht verschiedenen Vorlageformen (Cajkovskago,
Cajkovskeho, Cajkovski, Cajkovskij, Cajkovsky, Cajkovskyho,
Cajkowskij, Tschaikovsky, Tschaikowski, Tschaikowskij, Tschaikowskj,
Tschaikowsky) nachgewiesen. Erscheinungsjahre, die auf
Schellackplatten häufig fehlen, wurden nicht ermittelt. Zwar basieren
die Dokumenteneinheiten auf der einzelnen Schallplattenseite, doch
zeigt sich, daß im Menü LISTEN nur die jeweils erste Plattenseite
erfaßt ist, daß also wesentlich mehr Titel enthalten sind als sich
dort finden lassen. So lassen sich z.B. für (Oskar) Fried (in LISTEN
werden nur Nachnamen angezeigt) 121 Titel nachweisen, aber darunter
befindet sich z.B. nur das auf der 1. Plattenseite aufgenommene Werk
Cavalleria rusticana von Mascagni, während man das Werk der 2. Seite,
Lohengrin von Wagner, in der Titelliste zu Fried vergeblich sucht
(Katalognummer 66517).
Einzige von DMH gebotene Menüsprache ist Deutsch; als Format ist DMH-,
Anwender- und Quell-Format wählbar.
Die in den 20 Jahren vor 1976, d.h. in der Übergangszeit von der
Schellack- (DMH) zur Langspielplatte (DMA) erschienenen Tonträger, von
denen das DMA ca. 20.000 besitzt, sind im DMA über ein Firmenregister
erschlossen; der Bereich der Klassik ist außerdem in der Deutschen
Diskographie nachgewiesen.[6]
DMB ist das Segment für reversgebundene musikalische
Auffürungsmateriale, die in gedruckter Form als Bonner Katalog[7]
veröffentlicht werden. Dieses Segment wird erst ab 1997 - und nicht,
wie ursprünglich angekündigt, ab 1996 - auf der DNB-Musik angeboten.
DMB enthält ca. 41.000 reversgebundene Titel, also Leihmateriale, d.h.
Werke für größere musikalische Formationen wie Orchesterwerke,
musikdramatische Werke und Chorwerke mit Orchester - von ca. 5200
Komponisten, die bei 177 deutschen Verlagen, die die Rechte daran
haben bzw. vertreten, gegen Mietzahlung ausgeliehen werden können.
(Nicht mehr erhältliche Werke aus der gedruckten Ausg. 1982 bleiben zu
Recherchezwecken in der Datenbank des DMA erhalten, sind jedoch nicht
mehr auf DNB-Musik enthalten.) Da die Fortführung des Bonner Kataloges
künftig zu den Aufgaben des DMA gehört, dürfte eine laufende
Aktualisierung gewährleistet sein. Dabei handelt es sich jedoch zum
größten Teil nur um ein Verzeichnis ohne archivierten Bestand, da der
Bonner Katalog auf Meldungen der Verlage beruht und das DMA nur
reversgebundene Partituren zeitgenössischer Musik sammelt (vgl.
vorstehende Rezension).
Die Beschreibung eines Werkes bietet neben den allgemeinen
bibliographischen Daten - allerdings ohne Einheitssachtitel - genaue
Informationen zu Besetzung und Spieldauer, nach denen auch
recherchiert werden kann. Die Besetzung wird nach Vorlage, sofern es
sich um den allgemein üblichen numerischen Schlüssel zur Angabe des
Stimmaterials handelt, bzw. mit normierten Abkürzungen für verbale
Bezeichnungen von Instrumenten oder Stimmlagen angegeben. (Im
Vergleich dazu enthalten weder DMA 1984, DMA 1976 - 1983 noch DMH die
Angabe einer Besetzung.) - Menüsprache ist Deutsch und Englisch;
Format: DNB- und Quell-Format.
Einem Aufsatz über das Deutsche Musikarchiv von Bettina von Seyfried[8]
ist zu entnehmen, daß geplant ist, DMH und DMB zusätzlich als
selbständige Datenbanken zu veröffentlichen,[9] dafür aber keine
weiteren neuen Segmente auf der DNB-Musik anzubieten. Demnach ist die
ursprüngliche Ankündigung, auch das VLM[10] zu integrieren, leider
hinfällig.
Insgesamt ist der bequeme Zugriff auf die Daten der DNB-Musik bei all
ihrer Heterogenität selbstverständlich positiv zu bewerten. Wenn nach
der (freilich nicht so bald zu erwartenden) Fertigstellung des von der
AIBM in Angriff genommenen Hofmeister-XIX-Projekts[11] auch der Zeitraum
1817 - 1900 als Datenbank zur Verfügung steht, bleibt nur noch für die
Zeit von 1901 bis zum Berichtsbeginn von DNB-Musik das mühsame
Nachschlagen in den Jahres- bzw. Mehrjahreskumulationen des
Hofmeister. Es wäre daher sehr zu begrüßen, wenn Die Deutsche
Bibliothek parallel zu ihren Bemühungen um die Digitalisierung ihrer
älteren Kataloge auch die Spezialkataloge und die gedruckten
Bibliographien der Musikalien und des Musikschrifttums (einschließlich
des nicht im Druck erschienenen Jg. 1945 des Hofmeister sowie dessen
Jg. seit 1901) in die DNB-Musik integrierte.
Martina Rommel
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