3.1 Allgemeines
Informationen über GBD erhält man von den Bearbeitern[1] und im Internet
gibt es die Möglichkeit, GBD zu testen. Dort ist auch der Thesaurus
und die Liste der ausgewerteten Zeitschriften einsehbar.[2]
GBD[3] erschien erstmals im Frühjahr 1994. Seitdem ist die Datenbank
weiterentwickelt und verbessert worden. Die getestete Version 3.
(1996),April war bereits mit einer Windows-Oberfläche ausgestattet und
wirkte dadurch schon wesentlich ansprechender als die vorherige
DOS-Version.
3.2 Systemvoraussetzung
Voraussetzung für die Nutzung von GBD ist lediglich die korrekte
Installation von Windows 3.1 oder höher. Wer noch kein CD-ROM-Laufwerk
besitzt, kann inhaltsgleiche Disketten beziehen. Das von GBD
verwendete Retrieval-System ist Lidos 3.3. für Windows.
3.3 Inhalt
Grundbestand der Datenbank ist die Zeitschrift Gnomon : kritische
Zeitschrift für die gesamte Klassische Altertumswissenschaft von 1
(1925) - 65 (1995). Berücksichtigt sind nicht nur die Rezensionen,
sondern auch die Personalnachrichten und Nachrufe. Seit 1990 wird die
vierteljährlich erscheinende bibliographische Beilage miterfaßt,
wodurch zahlreiche Neuerscheinungen auf dem Gebiet der
Altertumswissenschaft erschlossen werden. Des weiteren wird eine
umfangreiche Liste von altertumswissenschaftlich relevanten
Zeitschriften ausgewertet, die die bibliographische Beilage von Gnomon
nicht berücksichtigt. Zu den Zeitschriften, die bereits retrospektiv
vollständig erfaßt sind und auch weiterhin ausgewertet werden, gehören
z.B. Der altsprachliche Unterricht, Antike & Abendland, Chiron, The
classical quarterly, The Journal of Hellenic studies, Greece & Rome,
Gymnasium, Hermes, Historia und die Zeitschrift für Papyrologie und
Epigraphik. Es ist nicht ganz klar, ob die Zeitschriften
Cover-to-Cover ausgewertet werden oder nur in Auswahl. Aus zwei
älteren Zeitschriften, die ihr Erscheinen bereits eingestellt haben,
sind alle altertumswissenschaftlichen Artikel ausgewertet worden (Neue
Jahrbücher, 1898 - 1924 und Antike 1925 - 1944). Das Handbuch weist
ca. 200 Zeitschriften auf, die von GBD ausgewertet werden. Schließlich
wurden noch 8000 deutsche altertumswissenschaftliche Dissertationen
aus dem Zeitraum von 1902 bis 1995 mit aufgenommen. Nach Angabe des
Systems enthält die Datenbank zur Zeit 180.340 Dokumente. GBD wird
jährlich aktualisiert. In der Zeit zwischen den Updates können
Nachträge im Internet abgerufen werden.[4] Bei den Titelaufnahmen werden
die RAK weitgehend berücksichtigt. Die griechischen Buchstaben werden
transliteriert.
3.4 Recherchemöglichkeiten
Der Datenbestand von GBD ist über drei Recherche-Ebenen zugänglich: 1.
Recherche in indizierten Feldern; 2. Deskriptoren-Recherche; 3.
Volltext-Recherche.
Ein Browsen in Indizes wie bei Dyabola oder DCB ist nicht möglich. Bei
der Recherche können jedoch Links- und Rechtstrunkierung verwendet
werden, um verschiedene Schreibweisen zu berücksichtigen.
3.4.1 Recherche in indizierten Feldern
1. Autoren-Recherche: Hier werden nicht nur Verfasser und Herausgeber
berücksichtigt, sondern auch die über die gesuchte Person
veröffentlichten Personalnachrichten und Nachrufe aus Gnomon. Einen
Filter für diese Nachrichten gibt es nicht. Normierung der Namen (z.B.
Vervollständigung der Vornamen) fand nicht statt - Grundlage ist die
Druck-Vorlage. Berücksichtigt werden sowohl die Rezensionen des
Verfassers als auch die über seine Werke geschriebenen Rezensionen.
Bei der Autoren-Recherche kann zeitlich eingegrenzt werden.
2. Textfeld-Suche: Bei der Erschließung der Dokumente können in die
Kategorie Textfeld Stichwörter normiert eingetragen werden, wenn der
entsprechende Titel in der Systematik nur unzureichend untergebracht
werden kann. Fremdsprachige Stichwörter werden - wenn es sinnvoll
erscheint - übersetzt. Stichwörter von erfaßten Lexikon-Artikeln
werden in diesem Feld wiederholt und gegebenenfalls erweitert.
3. Zeitschriften-Recherche: Es ist möglich, sich alle Artikel einer
Zeitschrift anzeigen zu lassen. Die meisten Zeitschriften haben einen
Eintrag im Thesaurus (s.u.), der direkt für die Recherche übernommen
werden kann. Zwar ist es ein erklärtes Ziel von GBD, die Durchsicht
neuer Zeitschriftenbände an den Schreibtisch zu verlegen, doch müßte
dazu ein häufigeres Update erfolgen. Interessant ist dieses Angebot,
wenn eine bestimmte Zeitschrift nicht vor Ort verfügbar ist.
4. Recherche über den Serientitel: Wie bei der Zeitschriften-Recherche
ist es möglich, sich alle Aufsätze aus einem Sammelband anzeigen zu
lassen. Welche Sammelwerke aufgenommen wurden, läßt sich über eine
Deskriptor-Recherche feststellen. Die sehr umfangreichen Sammelwerke
wie Cambridge ancient history und Aufstieg und Niedergang der
römischen Welt sind mit ihren Titeln sogar im Thesaurus aufgenommen
worden.
3.4.2 Deskriptor-Recherche
GBD bietet als einzige der besprochenen Datenbanken einen Thesaurus
mit über 4000 Deskriptoren an, wobei auch Formaldeskriptoren vergeben
wurden (z.B. Dissertation, Rezension, Zeitschriften,
Erscheinungsjahr).[5] Der Schwerpunkt liegt im Bereich der Alten
Geschichte und Klassischen Philologie. Grundlagen für die Gestaltung
des Thesaurus waren die Regensburger Systematik, das Lexikon der alten
Welt und Der kleine Pauly. Alle antiken Autorennamen sind latinisiert.
Im entsprechenden Suchfenster können die Deskriptoren direkt bei der
Recherche mit Booleschen Operatoren verknüpft werden. Die Systematik
ist nicht sehr tief, bietet aber dennoch interessante Sucheinstiege.
Es ist möglich, sich den Thesaurus alphabetisch oder hierarchisch
anzeigen zu lassen, in ihm nach Begriffen zu suchen, die direkt für
die Recherche übernommen werden können und sich in der Hierarchie auf
und ab zu bewegen. Der von Schmitzer (s.o.) vorgenommene Retrievaltest
hat jedoch ergeben, das nicht alle einschlägigen Dokumente indiziert
wurden.
Für die Benutzung in der Bibliothek ist es sicher praktisch, einen
Ausdruck des Thesaurus (der hierarchisch geordnete Thesaurus umfaßt
ca. 85 Seiten, alphabetisch geordnet ca. 165 Seiten) an den
Rechercheplätzen anzubieten, damit sich die Benutzer schneller
orientieren können.
3.4.3 Volltext-Recherche
Im Gegensatz zur Deskriptor-Recherche dauert die Volltext-Recherche
sehr lang - teilweise Minuten. Für jedes Suchwort muß festgelegt
werden, in welchem Feld es gesucht werden muß - in der Regel handelt
es sich um das Titelfeld.
Alle gewonnenen Ergebnismengen (maximal drei) können mittels
Boolescher Operatoren eingeschränkt oder erweitert werden.
3.5 Präsentation der Ergebnisse
Die Ergebnisse können in verschiedenen Formaten (Autoren-, Titel- und
Dokumentliste) betrachtet werden. Der Benutzer kann sich die
Ergebnis-Liste auch nach verschiedenen Kriterien sortieren lassen
(Autor, Jahr, Titel, etc.). Ausdruck und Kopie auf Diskette ist
selbstverständlich möglich.
3.6 Bewertung
GBD und DCB haben ungefähr die gleiche Anzahl von Titeln. GBD biete jedoch
einen größeren Berichtszeitraum (Mitte des 19. Jh. bis 1995), so daß durch
eine Recherche ein sehr viel breiteres Spektrum abgedeckt werden kann. Ein
weiterer Vorteil gegenüber DCB ist der Thesaurus. Zwar wurde von anderen
Rezensenten die mangelhafte Indexierungstiefe beklagt (vgl. Anm. 28), doch
erfolgte die Indexierung der meisten Dokumente wahrscheinlich retrospektiv
und ohne Autopsie. Für die nächsten Updates ist es sicherlich
wünschenswert, die Indexierungstiefe pro dokumentarischer Bezugseinheit zu
steigern. Wenn der Thesaurus sorgfältig gepflegt wird, bietet er ein
wertvolles Recherche-Instrument. Je nach Suchanfrage in den hier
besprochenen Datenbanken werden bei den Ergebnissen mehr oder weniger
zahlreiche Überschneidungen auftreten, so daß schließlich der Anwender in
mühevoller Handarbeit diese Dubletten herausfiltern muß. Vor diesem
Hintergrund ist die von GBD angebotene Ergebnis-Präsentation mit
Sortier- und
Selektionsmöglichkeiten sehr praktisch. Die Treffermenge kann vor dem
Export mit Recherche-Ergebnissen aus anderen Datenbanken abgeglichen und
bereinigt werden.
Da GBD jährlich aktualisiert wird, und die Zeit zwischen den Updates
durch die Internet-Version überbrückt werden kann, könnten
Bibliotheken überlegen, den Kauf der Druckausgabe einzustellen.
Kai Heßling
4. Zusammenfassung
Keine der hier vorgestellten Datenbanken kann als absoluter Favorit
hervorgehoben werden. Die Vor- und Nachteile der einzelnen Produkte
wurden genannt. Archäologen werden Dyabola nicht ignorieren können,
und die Systematik und die normierten Stichwörter bieten einen
brauchbaren Sucheinstieg. Die Produzenten sind jedoch dringend
aufgefordert, ein komfortableres Retrieval-System zu entwickeln. Wenn
in der DCB irgendwann einmal alle Bände von L'année philologique erfaßt
sind, wird sie zweifellos die Datenbank im Bereich der
Altertumswissenschaft. Es bleibt zu wünschen, daß die Inkonsistenzen,
die bei der Digitalisierung der Druckausgabe entstanden sind, behoben
werden. Da es sicherlich nicht möglich ist, nachträglich alle
Dokumente mit Deskriptoren zu versehen, könnte eventuell eine feinere
Systematik oder eine Stichwortnormierung bei der Recherche hilfreich
sein. Bei kontinuierlicher Verbesserung werden sich sicherlich alle
drei Datenbanken auf dem Markt behaupten können.
Kai Heßling
Zurück an den Bildanfang