Eigentlich müßten die Mütter und Väter der RSWK Gefallen an diesem
Werk finden, da sie ja gleichfalls meinen, keine Unterscheidung
zwischen Sprach- und Sach-Wörterbüchern machen zu müssen, sondern
alles in den Topf Wörterbücher werfen und damit dem Benutzer einen
Bärendienst erweisen. So auch Kabdebo, dem unabhängig von Inhalt und
Funktion alles dictionary ist, Hauptsache, es ist alphabetisch
angeordnet. Er bietet jetzt ca. 400 Artikel mehr, somit ca. 1400, in
denen ca. 8000 Nachschlagewerke mit Kurztiteln und ohne Angabe der
Schriftenreihe zitiert werden. Die Artikel betreffen: Sprachen,
Fächer, einzelne Sachbegriffe, Ländernamen,[2] Namen von Verlagen
(Brockhaus),[3] Titel einzelner Wörterbücher und anderer
Nachschlagewerke[4] sowie Fachbegriffe zur Terminologie der
Nachschlagewerke, das meiste in kaum überbietbarer Willkür. An Typen
von Nachschlagewerken finden sich allgemeine und fachliche Sprach- und
Sachwörterbücher, aber auch, da die alphabetische Ordnung als
Auswahlkriterium dient, Länderenzyklopädien, biographische
Nachschlagewerke aller Art und sogar ein Sprachatlas (unter
Bolivia). Die
zitierten Nachschlagewerke beschränken sich i.d.R. auf
englischsprachige (bzw. mit Englisch als zweiter Sprache) oder auf
solche mit Bezug auf die anglo-amerikanischen Länder. Unter German
sind nur zweisprachige Wörterbücher mit Englisch zitiert, obwohl lt.
Einleitung auch - soz. als Ausnahme - das führende einsprachige
Wörterbuch zitiert werden soll. Dieses findet sich, allerdings ohne
Verweisung bei German, mit einem eigenen Artikel Deutsches
Wörterbuch.[5] Weitere Artikel in Zusammensetzung mit German sind:
Biography (weiterhin mit zwei nicht repräsentativen Who's who)[6],
History,[7] Linguistics (hier Teilwörterbücher, darunter die englische
Ausgabe von Kluges Etymologischem Wörterbuch von 1891!), Literature[8]
und Special dictionaries.
Die Titelaufnahmen sind höchst unzuverlässig, da zu beträchtlichem
Teil auf Informationen aus zweiter Hand beruhend. Erschreckend ist die
Veraltung der Angaben; insbesondere sind neue Auflagen sehr häufig
nicht berücksichtigt. Auch die Ausführlichkeit der Angaben schwankt
stark: häufig fehlen sogar Umfang und Verlag, die ISBN in nicht
standardisierter Form ist genannt oder auch nicht.
Ein dilettantisches Werk, das auch in der 2. Aufl. sein teures Geld
nicht wert ist. Selbst Benutzer in englischsprachigen Ländern, an die
es sich primär wendet, täten besser daran, die guten Führer zu
Informationsmitteln[9] zu konsultieren, die eine solide Auswahl des
wirklich Wichtigen bieten.
Klaus Schreiber
- [1]
- Dieser Begriff dürfte von Kabdebo stammen, da er - soweit der
Rezensent sieht - weder in der Fachliteratur gängig ist, noch in den
Großwörterbüchern der englischen Sprache begegnet. - Kabdebo definiert
den Begriff als "A dictionary maker". Wenn man weiter liest und Namen
wie Murray und dem der Brüder Grimm begegnet, weiß man auch gleich, in
welcher Deszendenz sich Kabdebo sieht. "The modern dictionarian is
either a great scholar [dürfte auf den Autor, objektiv betrachtet,
freilich kaum zutreffen] ... or a team leader [vielleicht trifft das
zu, denn immerhin besteht das Team der 2. Aufl. aus zwei
Personen] ..." (S. 77).
(zurück)
- [2]
- Hier fast ausnahmslos die qualitativ sehr unterschiedlichen Werke
aus den Reihen ... historical dictionaries des Verlags Scarecrow.
(zurück)
- [3]
- Dort wird man immer noch unverändert mit Sottisen wie den folgenden
konfrontiert: "Friedrich A. Brockhaus, the founder of the publishing
firm ... was, originally, a Wiesbaden antiquarian and bookseller ...
After decades of sojourns in Altenburg and Leipzig, Brockhaus returned
to Wiesbaden in 1945 whence it has operated ever since." Als die
größten Leistungen des Verlags werden zwei Lexika des 19. Jahrhunderts
sowie der Brockhaus-Wahrig bezeichnet.
(zurück)
- [4]
- Der Verfasser scheut sich auch nicht, seinem eigenen Werk einen
Artikel zu widmen.
(zurück)
- [5]
- Wenn man Kabdebo glaubt - was man in der Regel aber nicht tun
sollte - erschien das Grimm'sche Wörterbuch in 14 Bd. von 1852 bis
1911!
(zurück)
- [6]
- Der Artikel hat 11 Zeilen, der über Canadian Biography knapp zwei
Spalten. Derartige Beispiele für die krasse Unausgewogenheit der
Darstellung finden sich auf Schritt und Tritt.
(zurück)
- [7]
- Hier wird sogar ganz wider Erwarten ein deutschsprachiges Lexikon
(RSWK: Wörterbuch) genannt: Lexicon [!] der Deutchen [!] Geschichte
(1977) und bedauert, daß dieses nicht im Hinblick auf die
Veränderungen nach 1990 neu bearbeitet wurde. Immerhin gibt es eine
2., überarb. Aufl. von 1983, die Kabdebo entgangen ist.
(zurück)
- [8]
- Neben dem Oxford companion of [recte: to] German literature in der
1. Aufl. 1976, obwohl es eine wesentlich veränderte 2. Aufl. von 1986
gibt, wird als deutsches Werk zitiert: "Die Literature [!] (Frankfurt:
Herder, 1990, 5th ed.)", was immer damit gemeint sein mag. - Von den
inzwischen 18, der deutschen Literatur gewidmeten Bänden des
Dictionary of literary biography sind nur zwei genannt, hier - als
seltene Ausnahme - mit Angabe der Schriftenreihe.
(zurück)
- [9]
- Oder spezielle, wie das von Library Association Publishing für März
1998 angekündigte [d.h. - nach allen Erfahrungen mit dem Verlag -
vielleicht in der zweiten Jahreshälfte erscheinende] Werk A world
companion to language dictionaries / Andrew Dalby. - [1998, März]. -
Ca. 488 S. - ISBN 1-85604-251-0 : ca. œ 49.95.
(zurück)
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