Es ist nicht so ganz einfach auf 116 Seiten das mittlerweile umfangreiche Vokabular zum Thema Internet gut erklärt darzubieten. Man müßte dies von diesem Büchlein auch nicht unbedingt erwarten, denn erstens sprechen sich die Autoren bereits im Vorwort von dem Anspruch auf Vollständigkeit frei, zweitens ist ein Wörterbuch kein Lexikon und drittens sind DM 14.80 die unterste Preiskategorie. Bei der Wortauswahl scheinen die Autoren insgesamt einen Schwerpunkt bei Begriffen aus dem sozio-kulturellen Bereich gesetzt zu haben. Wörter und Akronyme aus dem Usenet und Chat-Slang z.B. newbie, bigot, hhoj oder aus Kultromanen und dem alltäglichen Leben z.B. cyber-café, cyberpunk, virtual community, information (super) highway, infinite monkey theorem überwiegen. Hier scheinen auch die Stärken der Autoren zu liegen, denn die Erklärungen dieser Begriffe sind zumeist ausführlich und verständlich. Bei Fachvokabular aus dem "technischen Internet-Alltag" verhält es sich etwas anders. Wörter wie attachement, Active X, Real-Audio, gateway sind schlecht oder unzureichend erklärt. Begriffe wie z.B. CGI-Script, Pearl, Content-Provider, Extranet, Page-View, Counter, Ad-Click, Relaunch fehlen völlig. Bei der Erklärung des Wortes hyperlink[2] muß der Internetfachmann schwer schlucken und die Auflösung von http[3] ist schlichtweg falsch.
Die Verweisungen innerhalb der Erläuterungstexte sind im Prinzip ausreichend und führen nicht ins Leere. Unschön ist die Inkonsequenz bei den Verweisungen von den Abkürzungen auf die ausgeschriebene Form der Begriffe. Während z.B. MSN, AOL, SLIP oder bps solche Verweisungen erhalten, fehlen sie z.B. bei http, tcp, GIF oder ISDN.
Trotz einiger inhaltlicher Schwächen stimmt das Preis-Leistungsverhältnis bei Langenscheidts Internet-Wörterbuch. Die Bedürfnisse des Interneteinsteigers und des gelegentlichen Internetsurfers werden weitgehend erfüllt. Die Publikation bleibt allgemeinverständlich und ist einfach zu handhaben. Der Internetprofi sollte sich allerdings lieber nach einem anderen Arbeitsinstrument umsehen.
Roland Herrmann