Die mehr als 800 Bände umfassende Büchersammlung von Lord George Douglas war eine der ersten Schenkungen an die Advocates Library, deren direkte Nachfolgerin die National Library of Scotland ist. Ihr Besitzer, der schottische Adlige Lord Georg Douglas, studierte an der Glasgow University und reiste von 1686 bis 1692 mit seinem Lehrer, Alexander Cunningham, durch die Niederlande, Deutschland, Italien und Polen, um Jurisprudenz und verwandte Fächer zu studieren und sich damit für eine diplomatische Laufbahn zu präparieren. Auf dieser Reise erweiterte er nicht nur umfassend seine Sprachkenntnisse, sondern wurde von seinem Lehrer in die Welt der Buchläden, Antiquariate und Bücherverzeichnisse eingeführt und erwarb hauptsächlich juristische Literatur, die nach seinem Tod von seinem Vater der Advocates Library geschenkt wurde.
Kelly läßt aus den wenigen überlieferten Dokumenten zu Lord Georges Leben ein lebendiges Bild dieses jugendlichen Büchersammlers und seiner Zeit entstehen. Den Hauptteil der Arbeit nimmt die Publikation des Kataloges ein, den der Bibliothekar der Advocates Library 1695 als "Quittung" des Büchererhalts für den Vater angefertigt hatte. Kelly gibt den lediglich nach Formaten (Folio, Quart, Oktav, Duodez) geordneten Katalog nicht in der vorliegenden Form wieder, sondern ordnet die Einträge alphabetisch nach Verfassern und Sachtiteln mit Verweisung auf die jeweilige Seite des handschriftlichen Katalogs. Jeder Kurztitelaufnahme mit Druckort und -jahr, Umfangs- und Formatangabe, bibliographischem Nachweis und heutigem Standort, ist der Eintrag aus dem handschriftlichen Katalog in transliterierter Form vorangestellt. Aufnahme fanden auch die nicht im Katalog von 1695 verzeichneten angebundenen Schriften, die anhand der noch zum überwiegenden Teil vorhandenen Exemplare der Bibliothek ermittelt wurden. Katalogteil und Einleitung werden durch einen umfangreichen Anhang mit alphabetischen Registern, denen der Abdruck einer Bücherliste von 1683 mit Buchpreisen vorangestellt ist, erschlossen: 1. Vorbesitzer, 2. Herausgeber, Kommentatoren und Übersetzer, 3. Drucker, Verleger, Buchhändler, 4. Druck- und Verlagsorte mit Auflistung der Drucker und Verleger unter jedem Ort, 5. Sach-, Orts- und Personenregister zur Einleitung.
Die vorliegende Arbeit ist nicht nur ein Baustein für die Geschichte der National Library of Scotland und die schottische Bibliotheksgeschichte, sondern ein gelungenes Beispiel von Bibliotheks-Geschichtsschreibung, die aus der konkreten Auseinandersetzung mit einem historischen Bestand erwachsen kann.
Kathrin Paasch